Brandmittelspürhund

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Definition


Brandmittelspürhunde sind ein Untersuchungshilfsmittel bei der Brandursachenermittlung und unterstützen durch ihre Arbeit den Ursachenausschluss / Eliminationsverfahren.
Aufgrund ihrer hohen Mobilität und ihres ausgezeichneten Spürsinns in Verbindung mit weiteren kognitiven Fähigkeiten sind sie besonders geeignet, Ausdunstungen brennbarer Flüssigkeiten, wie z. B. Kraftstoff an Brandorten aufzuspüren. Die Existenz der jeweiligen Geruchsquelle wird durch ein definiertes Verhalten (Anzeigeverhalten) angezeigt. In der BRD ist die Arbeit von Brandmittelspürhunden kein Beweis im juristischen Sinn, sondern im Zusammenhang mit labortechnischen Folgeuntersuchungen als Indiz zu werten.


Brandmittelspürhund auf der Suche nach Brandbeschleuniger
Foto: Udo Gutzeit


Historie

auch in einem Kraftfahrzeug kann ein Brandmittelspürhund zur Brandursachenermittlung eingesetzt werden.
Foto: Rainer Schwarz

In der Mitte der achtziger Jahre des 20. Jh. führte das US-amerikanische Büro für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen (ATF), einer Dienststelle des Bundesschatzamtes, erfolgreich eine Machbarkeitsstudie zur Verwendung speziell ausgebildeter Hunde in der Brandursachenermittlung durch.
Diese accelerant detection canine (Brandbeschleuniger-Spürhunde) waren in der Lage, Restmengen an möglicherweise zur Brandstiftung verwendeten brennbaren Flüssigkeiten aufzuspüren.
In der Folge entstand insbesondere durch eine Kooperation verschiedener Organisationen, zu denen neben dem ATF auch Schadenversicherer und Tiernahrungshersteller zählen, ein Sponsoring-Programm zur Ausbildung weiterer Spürhundteams. So konnte das Ziel dieser Kooperation, Brandmittel- Spürhunde möglichst flächendeckend zur Verfügung zu stellen, relativ schnell umgesetzt werden. Um über die eigentlichen Untersuchungserfolge hinaus auch eine gewisse Präventionswirkung zu erzielen, wurden die Einsätze von Brandmittel-Spürhunden durch eine vergleichsweise offensive Public-Relation-Arbeit an die Öffentlichkeit getragen. So führten zahlreiche Einsatzerfolge, begleitet von Slogans wie „arsonists worst nightmare“ (größter Albtraum des Brandstifters) zur Etablierung der acclelerant detection canine im gesamten angloamerikanischen Bereich.

Brandmittelspürhund im Schnee bei der Arbeit
Foro: Rainer Schwarz
in einer Gartenlaube
Foto: Rainer Schwarz

Der entscheidende Impuls zur Einführung der hier als Brandmittel-Spürhunde (in Österreich: Brandquellen-Spürhunde) bezeichneten Spezialhunde ergab sich im Jahr 1996 durch die nordrhein-westfälische Polizei. Auf Initiative des bekannten Kynologen und damaligen Leiters der Landespolizeischule für Diensthundführer, Herrn Alfred Macziewski, wurden zunächst zwei Spürhunde für den Einsatz an Brandorten ausgebildet. In der Folgezeit wurde die Arbeit dieser und weiterer Spürhunde in einer gemeinsamen Projektstudie mit dem Kriminaltechnischen Institut des BKA auf ihren praktischen Einsatzwert hin untersucht. Nicht zuletzt wegen der überaus positiven Ergebnisse dieser Studie hielt der Einsatz von Brandmittel-Spürhunden vielerorts Einzug in den Arbeitsalltag von Brandursachenermittlern und Sachverständigen.
Um den Bedarf an Brandmittel-Spürhunden republikweit und zu jeder Zeit abzudecken, aber auch um die Brandortuntersuchungen nichtstaatlicher Organisationen mit diesem Service zu unterstützen, wurde bereits im Jahr 2004 im westfälischen Steinhagen das erste gewerblich selbstständig operierende Brandmittel-Spürhundteam ins Leben gerufen.

Die Einsatzkoordinierung erfolgt über das dort ansässige Sachverständigenbüro Gutzeit (www.brandursachen-service.de). Dort können alle Organisationen, die ein berechtigtes Interesse an Brandortuntersuchungen haben, Brandmittel-Spürhundteams anfordern.


Selektion

Im Vorfeld jeglicher Ausbildungsmaßnahmen muss zunächst ein bereits vorhandener Hund auf seine Eignung überprüft werden, bzw. muss ein für die geplante Ausbildung geeigneter Hund angeschafft werden. Am großen Spektrum der insgesamt zu Spürhunden ausgebildeten Hunderassen zeigt sich, dass die Rassezugehörigkeit eher eine untergeordnete Rolle spielt. Unabhängig von tatsächlichen oder vermeintlichen Rassestandards stellen sich für nahezu alle Spürhundarbeiten gewisse Eigenschaften als unerwünscht, andere hingegen als unverzichtbar dar. So dürfte ein hohes Aggressionspotenzial oder ein ausgeprägter Jagd-und Hetztrieb dazu führen, dass der Hund in der Praxis leicht ablenkbar und/oder schwer zu kontrollieren ist. Hingegen sind eine gewisse gesundheitliche Robustheit, eine hohe Triebveranlagung und eine nicht zu niedrige Reizschwelle wesentliche Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung und Arbeitspraxis.

Gerade letzteres wird häufig unterschätzt und entsprechende Fehlleistungen gern mit dem Hinweis darauf entschuldigt, dass der Hund dieses oder jenes noch nicht kennt oder noch nicht erlernt hat. Die Triebe, oder treffender ausgedrückt, die Antriebe eines Hundes stellen jedoch sein ihm angeborenes Wollen dar und kein noch so ausgiebiges Training wird dazu führen, dass er zuverlässig Aktionen ausführt, welche mehr als das ihm zur Verfügung stehende Wollen erfordern. Wie der ideale Spürhund beschaffen ist, hängt auch von individuellen Vorlieben des zukünftigen Teampartners ab; wahrscheinlich ist es aber ein eher kurzhaariger, nicht zu großrahmiger und wendiger Hund mit einem ausgeprägten Spiel-, Beute-oder Bringtrieb. Ob dieser Hund bereits als Welpe oder erst als erwachsener Hund angeschafft wird, ist vermutlich eine reine Glaubensfrage. So bietet der Erwerb eines Welpen dem hierin erfahrenen Hundebesitzer die einmalige Chance, den Hund nach eigenen Vorstellungen frühzeitig zu fördern und zu prägen. In jedem Fall stellt sich jedoch die Welpen-und Junghundphase als besonders zeitaufwändig dar und dem entsprechend findet der unerfahrene Hundehalter jede Menge Gelegenheit, auch unerwünschte Verhaltensweisen und Neigungen zu fördern und möglicherweise für den Rest des Hundelebens zu etablieren. Darüber hinaus lässt sich auch die gesundheitliche Entwicklung des Tieres noch nicht sicher prognostizieren. Im Ergebnis beinhaltet die Aufzucht eines Welpen im Vergleich zum Ankauf eines erwachsenen Hundes ein höheres Risiko, dass dieser sowohl aufgrund seiner gesundheitlichen und/oder trieblichen Entwicklung nicht für den gedachten Einsatzzweck verwendet werden kann und die besonders arbeitsintensive Aufwachsphase verlorene Arbeitszeit darstellt. Daraus folgt, dass vor dem Hintergrund professioneller Spürhundausbildung auch ökonomische Überlegungen anzustellen sind. Letztlich ist die Auswahl des zukünftigen Spürhundes aber auch von den aktuellen „Marktbedingungen“ abhängig. Gut veranlagte und somit für eine Ausbildung überhaupt geeignete Hunde sind nicht zu jeder Zeit und nicht in beliebiger Zahl verfügbar. Diese Angebotssituation wird durch den permanenten Bedarf aus den Bereichen des Zolls, der Bundeswehr, der Länder-und Bundespolizei, ausländischer Behörden/Streitkräfte und aus den Reihen der Hundesportler verschärft.


Ausbildung

Um eine zielgerichtete Spürhundausbildung zu gewährleisten, ist zunächst eine Grund-oder Rahmenausbildung erforderlich, welche die/den Trainerin/er überhaupt in die Lage versetzt, effektiv und dem Lernverhalten von Hunden angepasst zu arbeiten. In der Spezialausbildung werden dem zukünftigen Spürhund auf der Basis der genannten Triebe die Geruchsmuster der jeweils relevanten Substanzen in verschiedenen Mengen und Altersstadien vermittelt. Aufgrund der bei Hunden eingeschränkten Fähigkeit zu generalisieren, nimmt diese Ausbildungsphase den größten Raum in der Ausbildung ein. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die gesamte Ausbildungsdauer, bezogen auf den Ankauf eines erwachsenen Hundes bis zu dem Zeitpunkt, an dem er ein zuverlässiges Untersuchungshilfsmittel darstellt, mindestens ein Jahr dauert.


Jenny mit einem Brandmittelspürhund bei der Ausbildung


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