Weißer Phosphor

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weißer Phosphor
Fotos: Dr. Stefan Nehring, Koblenz

Achtung, weißer Phosphor neigt zur Selbstentzündung.

  • hochgiftig und im Meer vermutlich unbegrenzt beständig
  • kann mit Bernstein verwechselt werden


Eigenschaften

Weißer Phosphor findet als Wirkmittel in bestimmter Brandmunition Verwendung (z.B. Phosphor-Brandbomben) und wurde früher auch in Nebelmunition eingesetzt.


selbstentzündlich

Weißer Phosphor ist die reaktivste Form (genauer: Modifikation) elementaren Phosphors, von farblos-durchsichtiger bis gelblicher (syn.: Gelber Phosphor), wachsartiger Erscheinung und entzündet sich unter Kontakt mit Sauerstoff bei 20-40 °C selbst, wobei er dann mit einer bis zu 1.300 °C heißen Flamme unter starker Entwicklung weißen Rauchs brennt. Durch das bei Sauerstoffkontakt unter anderem gebildete Phosphortrioxid wird weißem Phosphor indirekt ein markanter, knoblauchartiger Geruch zugesprochen.


Foto: Gefahrstoffzug Eifel
Phosphorgranaten sind überall dort zu finden, wo gekämpft wurde.
Diese können auch heute noch gefährlich sein, sobald sie mit Sauerstoff in Kontakt kommen


giftig

Neben der Brandwirkung und den entsprechend bei Hautkontakt schon durch geringe Mengen verursachten schweren Verletzungen, sind weißer Phosphor und seine Dämpfe (sowie bestimmte Reaktionsprodukte) hochgiftig. Mengen ab 1 mg/kg Körpergewicht können zum Tod führen. Weitere Informationen erhalten Sie über das Giftinformationszentrum-Nord: 0551 - 19240


beständig

Da sowohl die Lösungsgeschwindigkeit als auch die Löslichkeit des weißen Phosphors schon in Süßwasser sehr gering sind (rd. 3 mg/l bei 15 °C), wird weißer Phosphor in sauerstofffreiem und salzhaltigem Wasser als wahrscheinlich auf unbeschränkte Zeit persistent eingeschätzt.


Hintergrund – Feuersturm und Meereswellen

Bis heute wird besonders bei Sturmwindlagen weißer Phosphor in Brockenform an Strände der deutschen Küste gespült. Dies betrifft vor allem Mecklenburg-Vorpommern, doch auch an schleswig-holsteinischen Stränden ist es schon zu Anspülungen gekommen. Weißer Phosphor stellt dann eine Gefährdung dar, durch die im Laufe der Jahrzehnte eine Vielzahl von Personen zu Schaden gekommen ist, insbesondere im Bereich um Usedom.


Usedom

Auf das Gebiet um Peenemünde, wo sich im 2. Weltkrieg eine Heeresversuchsanstalt befand, wurde am 17./18.08.1943 durch die Royal Air Force ein Bombenangriff geflogen, bei dem phosphorhaltige Brandbomben weit an den Zielen vorbei auch in die küstennahen Bereiche der Ostsee fielen.

Nach den derzeit verfügbaren britischen Unterlagen wurden bei dem Angriff 10.282 Brandbomben (Typ INC 30 lb Mk III, Flüssigbrandbombe, rd. 14 kg) und 79.840 Stabbrandbomben (Typ INC 4 lb, rd. 2 kg, Füllung ohne weißen Phosphor) abgeworfen. Unter der Annahme, dass ca. 40 % der Brandbomben als Fehlwürfe ins Meer gelangten und dass nach den heuten verfügbaren Angaben durchschnittlich ca. 300 g weißen Phosphors (fester Phosphor ohne Kautschukzusatz, Schwankungsbreite 150-600 g) in der Bombenspitze der INC 30 lb Mk III Flüssigbrandbombe eingegossen waren, ergibt sich eine Gesamtmenge von rund 1,2 t weißen Phosphors (bei maximaler Füllmenge rund 2,5 t), die ins Meer gelangten.

Aufgrund der Zünderkonstruktion haben die Brandbomben ausgelöst und die Brandmasse sowie der als Anzünder dienende Phosphor wurden ausgestoßen. Allerdings hat sich der Phosphor beim Eintritt in das Wasser nicht entzündet oder ist abgesunken und wieder gelöscht worden, so dass er nun in Brockenform vorliegt. Freigespülter Phosphor ähnelt sehr stark Bernstein, der gern an Stränden gesammelt wird. Sobald Phosphor aber beispielsweise in der Hosentasche getrocknet ist, entzündet er sich von selbst, wodurch beispielsweise im Herbst 2004 eine Touristin bei Peenemünde schwere Verbrennungen erlitt.

Eine Übersicht über die Hintergründe, Gefahren und eine Aufstellung und Bewertung der örtlichen Schutzmaßnahmen am Beispiel Usedom bietet die Masterarbeit "Brandmunitionsaltlasten in Küstenbereichen" von Heiko Deutsch.


Schleswig-Holstein

In den zurückliegenden Jahren sind vereinzelt Funde von weißem Phosphor in Schleswig-Holstein bekannt geworden. Eine Häufung an einem Ort, wie auf der Insel Usedom in Mecklenburg-Vorpommern festzustellen, ist dort bislang jedoch nicht zu beobachten.

Vorfälle wurden unter anderem 28. September 2014 am Plöner See, am 13. Januar 2014 bei Lütjenburg, am 07. April 2010 im schleswig-holsteinischen Niendorf sowie am 05. August 2007 auf Fehmarn registriert. Auch aus der Kieler Förde gibt es einen Hinweis auf mögliche Phosphorfunde an den Stränden von Laboe und Strande im Jahr 2007. Schadensfälle sind dort aber bisher nicht bekannt geworden. Der Nachweis, dass es sich bei den Fundsachen tatsächlich um Phosphor handelte, konnte nicht erbracht werden, zumal sich die gefundenen Gegenstände keinem Kampfmittel aus den Weltkriegen zuordnen ließen.



siehe auch:

Flammenphotometrischer Detektor



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