Brandgefahren in der Landwirtschaft

Aus Brand-Feuer.de
Zur Navigation springenZur Suche springen
beim Eintreffen der Feuerwehr stand eine Scheune mit gelagertem Stroh bereits in Vollbrand. Das Feuer griff innerhalb kürzester Zeit auf das unmittelbar in der Nähe befindliche Wohnhaus über und setzte dieses ebenfalls in Brand. Durch die enorme Hitzeeinwirkung fing die Wiese um das Brandobjekt ebenfalls Feuer und breitete sich rasch aus. Landwirte unterstützten hier mit Güllefässer und löschten den die Freiflächenbrände ab. Außerdem unterstützten sie die Einsatzkräfte mit der Wasserversorgung aus Güllefässern.
Text und Bild: Kreisfeuerwehrverband Cham
parken auf einem Stoppelfeld führt zu einem Flächenbrand
Foto: FFw Bad Wimpfen
dieser Traktor brennt vollständig aus
Foto: FW Sandbach
einer der monatlichen Artikel auf Facebook, diesmal Gedanken zum Thema Brandgefahren in der Landwirtschaft
deutlich sichtbar die Luftverschmutzung
Foto: Robert Letsch
warum wird nach der Ernte die Heumiete direkt am Waldrand bzw. neben einer Stromtrasse aufgebaut? Brennt die Heumiete, kommt es zum Waldbrand.
Foto: Rainer Schwarz
brennendes Getreidefeld
Foto: FW Kostheim
vorbildlich mit Feuerlöscher
Foto: Rainer Schwarz
hat man einen Feuerlöscher kann man den Brandschaden begrenzen.
Foto: FW Ehrenberg
während der Erntezeit bestehen erhöhte Brandgefahren in der Landwirtschaft.
Hier ein Traktorbrand mit der Brandbekämpfung
Foto: Christian Stiedl
manchmal kommt weder Heu noch Stroh auf dem Hof an
Foto: Polizei Gütersloh
Abgas vom Auspuff gerät bei der Fahrt an das Heu.
Foto: Rainer Schwarz
das Heu liegt nicht immer sicher. Es genügt ein Funke zur Zündung.
Foto: FFW Klütz
brennendes Stoppelfeld
Foto: Feuerwehr Herzebrock

Die Landwirtschaft befindet sich in den letzten Jahrzehnten einem stetigen Wandel, der nicht nur technisch bedingt ist. In kaum einen anderen Wirtschaftszweig ereignen sich so viele Brände. Deshalb hier einige Gedanken zum Thema Sicherheit.
Es gibt ca. 275.400 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, die über ca. 1.000.000 Mitarbeiter verfügen. Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

bei der Errichtung einer Photovoltaikanlage kam es zu einem Flächenbrand.
Foto: Thomania Presse



Vom Forstbetrieb bis zur Viehhaltung, alles umfasst die Landwirtschaft. Eigentlich muss ein Landwirt somit Fachmann für Tiere und der tierischen Erzeugnisse, für den Ackerbau, (Anbau, Ernte und Düngemittel), die Forstwirtschaft (Holzeinschlag) bis hin zum Weinanbau, aber auch für die Fahrzeugtechnik, Lagerung und Logistik sein. Vor diesem Hintergrund sollten auch die Feuerrisiken stets neu bewertet werden. Die heutigen großen Stallungen können nicht mehr mit den alten Stallungen verglichen werden. Nicht nur aufgrund der Größe, der computergesteuerten Fütterungsanlagen, der Photovoltaikanlage oder Biogasanlagen steigen die Risiken. Dazu kommen noch Windkraftanlagen. Die größte Brandgefahr geht auch in diesem Bereich von der Elektrik aus.
Weitere Brandgefahren ergeben sich aufgrund des Alters, aber auch in der Anzahl der Gebäude, insbesondere der Anzahl der Stallungen und der Fahrzeuge und Maschinen, die für den Betrieb gebraucht werden.


Fotos: Thomania - Presse


Gebäude und Stallungen

Bei den Einstallungen von Küken, wird der Stall oftmals noch mittels Gasstrahler vorwärmt. Hängen die Gasstrahler zu tief, fängt das höher liegende trockene Stroh zu brennen an. Manchmal sind diese Gasstrahler so alt, dass Rost durch die Hitze abplatzt und glühend in das Stroh fällt. Es kam auch vor, dass der Stall brennt, bevor die Küken eingestallt wurden.
Deutschland ist ein Land der Pferdeliebhaber. Kommt es in einem Pferdestall zu einem Brand, sind die Pferde eher selten zu retten. Aufgrund des Brandpotenzials (Heu und Stroh) breitet sich ein Brand extrem schnell aus. Deshalb sollten sich die Boxentüren leicht öffnen lassen, evtl. schwerkraftunterstützt und in Richtung Ausgang. Ausgangstore und Türen sollten generell nach außen aufgehen. Dipl. Ing. Markus Hauser hat eine sehr gute Ausarbeitung zu diesem Thema erarbeitet.
Siehe: Pferdestall
Neben der Belegung der Pferdeboxen, der Ordnung auf einem Pferdestall, der Gefahr von Fahrzeugen (Katalysator), auf Feuerbrücken, die Löschwasserversorgung und vieles mehr wird dort eingegangen. Es gibt es auch immer noch Leute, die auf einem Pferdehof rauchen.
Haben sie schon mal einen Pferdestall mit einer Sprinkleranlage gesehen? Warum eigentlich nicht?


In heutiger Zeit ergänzen gerade kleinere landwirtschaftliche Anwesen ihre Betriebe.
Sie stellen die Dachflächen für Photovoltaikanlagen zur Verfügung, ihre Scheunen zum Unterstellen von Booten oder Wohnwagen oder gar für sogenannte Schrauberbuden. Damit ist eine mit der Versicherungen abgestimmte Nutzung nicht mehr gegeben, obwohl damit die Brandgefahr erneut ansteigt.


Fotos: Ing. Sebastian Herrgesell
der Marder zerstörte auch das Stringkabel

Mit dem Beginn der Erntezeit erhöht sich die Brandgefahr erneut.
Nochmehr Brandpotenzial (Erntegut) wird in die Scheune gebracht. Auch die Erntemaschinen arbeiteten auch Hochtouren. Oft gelangt das Erntegut gar nicht erst in die Scheune. Aufgrund von Heißläufern, Kurzschlüssen usw. brennt es vor einer Einlagerung. siehe Bild
Landwirtschaftliche Anwesen werden selten komplett neu errichtet, im Laufe der Jahre sind diese gewachsen, das bedeutet, dass man den Betrieb immer weiter vergrößerte. Auf Brandabschnitte, eine Brandschutzwand, auf Brandschutztüren, wie auf eine gesicherte Elektrik (Nager, Blitzschutz, Meldeeinrichtungen) wird dabei primär nicht geachtet.
Es gibt aber auch sogenannte Notausschalter, um Gebäudeteile, wie auch Lüftungen oder Transportanlagen im Brandfall stromlos zu schalten.
In der Vergangenheit habe ich Brände von neueren Stallungen aufgenommen, bei denen Dachfenster und Flächen aus Kunststoff verbaut wurden. Der geschmolzene Kunststoff tropfte dann während des Brandes auf die Tiere. Einige mussten eingeschläfert werden. Solche Kunstoffenster sollten nicht über den Tierboxen angebracht werden, sondern in der Stallmitte.


Sicherheit:

Brandschutzkonzepte für landwirtschaftliche Betriebe sind eher selten.
Gerade die heutige hoch technisierte Zeit beinhaltet gute vernetzte Meldesysteme. Ein landwirtschaftlicher Betrieb besteht selten aus einem Gebäude. Die neue Generation der Rauchmelder (Ansaugrauchmelder) sind funkvernetzt und melden auf mehrere Handys. Das bedeutet, dass jedes Gebäude somit auch mit einem Rauchmelder ausgestattet werden kann.
Ein Brandschutzkonzept beinhaltet auch, dass die Masse an Brandpotenzial beurteilt wird. Der Heuvorrat sollte nicht in der Nähe eines Gebäudes gelagert werden. Sämtliche Maschinen sollten nicht in einem Gebäudeteil untergestellt werden. Man sollte Brandabschnitte erstellen, so können Heu oder landwirtschaftliche Maschinen dementsprechend aufgeteilt werden.
Sinnvoll erscheint es ebenfalls nicht, dass Werkstatträume indem geschweißt, geflext oder gelötet wird, sich im gleichen Gebäudeteil befinden, in dem Heu, Dünger oder ähnliches brennbares Material lagert. Auch deshalb sollten sie kein Feuerwerk in der Nähe ihres landwirtschaftlichen Betriebes zulassen.
Sollte es mal zu einem Brand kommen, gibt es hoffentlich auch Hydranten oder einen funktionierenden Löschteich auf dem Gelände. Bei Neu- oder Anbauten sollte insbesondere ein neuer Brandabschnitt wie auch an eine zumindest ergänzende Wasserversorgung gedacht werden. siehe Bild
Gibt es in jedem Haupthaus, in einer Scheune, in einer Werkstatt oder in einem Stall geprüfte Feuerlöscher, den man gegen einen Entstehungsbrand einsetzen kann? Warum werden diese nicht auf den Erntefahrzeugen, Mähdrescher, einem Trecker oder einer Ballenpresse mitgeführt?


Eines ist sicher, Landwirte sind hoch motiviert, sonst könnten sie diesen hohen Arbeitsaufwand nicht bewältigen. Bei Betrieben mit mehreren Mitarbeitern ist eine Brandschutzunterweisung unverzichtbar. Unterwiesene Mitarbeiter können einen Entstehungsbrand ohne Zeitverzug und ohne Eigengefährdung bekämpfen. Ein brennender Traktor oder Mähdrescher auf dem Feld kann sich weiter ausbreiten und andere Fahrzeuge oder einen angrenzenden Wald in Gefahr bringen.
In Deutschland gab es 2016 insgesamt 608 Waldbrände, die Mehrzahl davon durch Brandstiftung.
Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Hier besteht also eine weitere Brandgefahr, gerade in der Sommerzeit.




Versicherung und Absicherung

Die Landwirte sind sich nicht immer der Brandgefahr und dem damit verbunden Arbeitsausfall bewusst. Vielleicht ist auch mal eine Hofbegehung mit Mitarbeitern der Feuerwehr denkbar?
Ein Blick in den Versicherungsvertrag klärt wie bzw. ob die Gebäude und Fahrzeuge auf Neuwert versichert sind oder ob bei älteren Gebäuden eine andere Regelung zutrifft? Es gibt spezielle landwirtschaftliche Sachversicherungen. Eine Betriebsunterbrechungsversicherung oder Ertragsschutz-Versicherung schützt vor den wirtschaftlichen Folgen, wenn der Betrieb stillsteht, auch nach Schäden an Einrichtungen, Vorräten und Waren durch Feuer.
Zu einem Brand kann es immer und überall kommen. Macht man sich vorher Gedanken, ist man vorbereitet.

Auch hier gilt, im Schadensfall ist man nachweispflichtig. Vorher gefertigte Bilder und Auflistungen von Maschinendaten helfen dabei.



Autor und Fotos: Rainer Schwarz


siehe auch:



zurück zur Hauptseite