Innenangriff

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Innenangriff bei einem Küchenbrand
Foto: Michael Arning
deutlich sichtbar der Rauch bei einem Wohnungsbrand, deshalb geht man beim Innenangriff mit Atemschutz vor.
Bei jeder Verbrennung (Chemie) entsteht Kohlenstoffmonoxid, ob bei einem Grill oder bei einem Gas bzw. Heizpilz.
Foto: BF München
der Innenangriff ist eine effektive Methode der Brandbekämpfung
Foto: Rainer Schwarz 0310
Lexikon Atemschutz / Atemschutzüberwachung und viele interessante Links


nach dem Innenangriff folgt die Suche nach Glutnestern mit einer Wärmebildkamera
Foto: PGT

Der Innenangriff ist bei der Brandbekämpfung das Löschen von Schadensfeuern, wobei die Feuerwehrleute hierbei, im Gegensatz zum Außenangriff, in das brennende Gebäude eindringen. Der Innenangriff ist sehr effektiv, weil das Löschwasser gezielter aufgebracht werden kann, birgt aber auch ein höheres Gefahrenpotential in sich.


Löschverfahren und Löschwirkungen

Alle Methoden der Brandbekämpfung beruhen darauf, der Verbrennung eine oder mehrere ihrer Grundvoraussetzungen zu entziehen. Es gibt drei verschiedene Grundvoraussetzungen: Brennstoff, Sauerstoff und die benötigte Hitze.


entfernen des brennbaren Stoffes

Der brennbare Stoff kann normalerweise nicht so einfach aus einem Feuer entfernt werden, jedoch kann manchmal der Nachschub an Brennstoff unterbunden werden. Dies kann beispielsweise das Verschließen einer Gas- oder Ölleitung sein.

Dieses Verfahren wird oft bei Waldbränden verwendet, indem breite Gräben und Schneisen angelegt werden.


Abkühlung

Ein Feuer erlischt, wenn das Brennmaterial unter den Flammpunkt (auch Entzündungstemperatur genannt) abgekühlt wird.
Als Löschmittel ist Wasser (s.a. Löschwasser) oftmals sehr gut geeignet, eventuell mit zugesetztem Tensid.


Erstickung

Erstickung erfolgt durch Entzug von Sauerstoff, indem man den Sauerstoff vom brennbaren Stoff fernhält oder ihn verdrängt. Dies kann durch einfaches Abdecken mit einer Decke oder Überziehen mit einer luftundurchlässigen Schicht (beispielsweise Schaum) erfolgen. Gase wie Argo, Stickstoff oder Kohlendioxid sowie Gasgemische wie Inergen oder Argonite verdrängen den Sauerstoff. Bei der aktiven Brandvermeidung wird dem zu schützenden Bereich vorbeugend durch Stickstoffzufuhr der für die Verbrennung notwendige Sauerstoff entzogen. Ein Brand kann nicht entstehen.


antikatalytische Wirkung

Die antikatalytische Wirkung, auch Inhibition genannt, beruht u. a. darauf, dass die für die Verbrennung mit Flamme notwendigen Radikal (Chemie) durch Rekombination unwirksam gemacht werden.


Hauptlöschwirkung und Nebenlöschwirkungen

Die unterschiedlichen Löschmittel haben meist nicht nur eine, sondern auch mehrere Wirkungen beim Löschen. Die Hauptlöschwirkung ist die, welche den größten Einfluss auf die Verbrennung hat. Bei Wasser ist es die abkühlende Wirkung, bei Schaum hingegen das Ersticken.

Nebenlöschwirkungen wirken zusätzlich zur Hauptlöschwirkung. So deckt das Wasser den brennbaren Stoff mit einem dünnen Film ab, wirkt also leicht erstickend. Der Schaum enthält Wasser, welches somit auch abkühlend wirkt.


Vorgehensweise der Feuerwehr

Die Brandbekämpfung ist die älteste und bekannteste Aufgabe der Feuerwehren.
Das am häufigsten eingesetzte Löschmittel ist das Wasser, das früher in Eimer (Behälter) getragen und später mit Feuerspritzen gepumpt wurde. Heutzutage werden motorgetriebene Feuerlöschpumpen eingesetzt.

Um einen schnellen und sicheren Erfolg beim Löschen zu erzielen, soll die Brandbekämpfung möglichst stark und gleichzeitig erfolgen. Beim Einsatz von Feuerlöschern sollten diese daher gleichzeitig und nicht nacheinander eingesetzt werden. Der zuständige Einsatzleiter der Feuerwehr trifft die Entscheidung ob ein Innenangriff oder Außenangriff durchgeführt werden kann/soll.

Beispiel: Ein Abrisshaus brennt im vollem Umfang. Es werden keine Personen vermisst/vermutet. Es muss daher keine Menschenrettung in Kombination mit einem Innenangriff durchgeführt werden. Das Feuer wird durch einen Außenangriff bekämpft. Primär muss versucht werden, das Feuer auf das alte Gebäude zu begrenzen und ein Übergreifen auf nebenstehende Gebäude zu unterbinden. Ein Innenangriff wäre ein unnötiges Risiko für die Einsatzkräfte.

siehe auch: Die Gruppe im Löscheinsatz

Speziell bei Zimmerbränden oder Wohnhausbränden unterscheidet man zwei Vorgehensweisen:


Freiwillige Feuerwehr im Löscheinsatz bei einem Dachstuhlbrand, nach dem Außenangriff folgt der Innenangriff.
Foto: PRW

Außenangriff

Beim Außenangriff erfolgt die Brandbekämpfung von außerhalb des Gebäudes, es wird also das Löschmittel durch Gebäudeöffnungen, wie Fenster, gespritzt. Dies ist für die Feuerwehrleute die sicherere Methode, beispielsweise wenn die Standsicherheit des Gebäudes eine große Gefahr für die Einsatzkräfte darstellt. Das Risiko eines Wasserschadens ist größer, da man bei starker Rauchentwicklung oft nicht erkennen kann, ob man überhaupt mit dem Wasserstrahl die Brandstelle von außen trifft.

Der Außenangriff sollte nach Möglichkeit die Ausnahme bleiben. Aber gerade kleinere Feuerwehren mit wenig Personal bzw. Ausrüstung können keinen personal- und geräteintensiven Innenangriff durchführen. Der Grund dafür liegt beispielsweise in der Regelung, dass für jeden Angriffstrupp ein Rettungstrupp bereitstehen muss, sofern keine Menschenrettungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Unter "Fassadenwäsche" versteht man bei der Feuerwehr das unprofessionelle Vorgehen bei der Brandbekämpfung im Außenangriff.


Innenangriff

Beim Innenangriff, auch Regelangriff genannt, gehen Feuerwehrmann|Feuerwehrangehörige mit Atemschutzgeräten, üblicherweise mit Pressluftatmer, in das Gebäude vor, um gezielt den Brandherd zu finden und abzulöschen. Hier ist das Risiko für die Feuerwehrleute größer, jedoch kann das Löschmittel viel effizienter eingesetzt werden.
Im Innenangriff hat sich der Einsatz von Druckbelüftern bewährt, welche bei richtigem Einsatz einen leichten Überdruck im Gebäude erzeugen. Der Rauch mitsamt den unverbrannten Gasen wird so aus den Innenräumen entfernt, was die Gefahr einer plötzlichen Flammenausbreitung (flash over) minimiert und den vorgehenden Angriffstrupp eine freie Sicht verschafft. Die Annahme, das Feuer würde sich durch die Zufuhr von Sauerstoff in der zugeführten Umgebungsluft schneller ausbreiten, hat sich in der Praxis als nicht richtig erwiesen. Die Vorteile der schnellen Brandbekämpfung und freien Sicht überwiegen. So verringert der Lüfter das Risiko nicht nur für die Feuerwehrleute, sondern auch die Gefahr von übermäßigen Wasserschäden, da der Brandherd schneller lokalisiert und exakter bekämpft werden kann.

Zur Sicherheit der Feuerwehrleute wird inzwischen empfohlen, neben der vorgeschriebenen persönlichen Schutzausrüstung eines Feuerwehrmannes auch noch Zusatzmaterial wie ausreichend Beleuchtung (z.B. Helmlampe), Bandschlinge|Rettungsschlingen, Totmannwarner und Rettungsmesser mitzuführen.

Vermehrt werden auch Wärmebildkameras eingesetzt, mit denen Brandherde bzw. Personen auch im dichten Rauch feststellbar sind.


Sonderformen

Bei Waldbrand- und Buschbränden, wo man nicht leicht die Brandherde erreicht, werden vermehrt auch Löschflugzeuge oder Hubschrauber (siehe Bambi Bucket) zum Löschen und Wassertransport eingesetzt.

An und für sich fällt zwar auch das Löschen von brennenden Ölquellen – wie beispielsweise nach dem Zweiter Golfkrieg – oder auch Ölförderplattformen auf See eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr, allerdings wird diese Aufgabe von spezialisierten Firmen übernommen (siehe Paul Neal Adair).

Eine andere Feuerwehrtaktik ist die Riegelstellung.

Besonderheiten bei der Brandbekämpfung auf See werden unter Maritime Brandbekämpfung erklärt.


Hochhaus-Alarm

Eine weitere Einsatzkategorie sind Einsätze in Hochhaus oder Wolkenkratzer. Entsprechend sind die Vorgesetzten, inkl. Mobilem Kommandozentrum, zu alarmieren. Größtes bekanntes Schadensereignis dieser Art war 2001 der Brand und Einsturz des World Trade Center|WTC bei dem New York City Fire Department|New York Fire Department (Berufsfeuerwehr in New York City).


Geschichte - Änderungen in der Löschtaktik

Ein altes Vorurteil lautet: Was das Feuer nicht kaputt macht, erledigt das Löschwasser. Früher mag das seine Berechtigung vielleicht da und dort gehabt haben. Inzwischen haben die Feuerwehren ihre Arbeitsweise konsequent professionalisiert. Es muss bei jeder Art von Einsätzen darauf geachtet werden, dass nicht nur die unmittelbare Gefahr gebannt wird, sondern dass auch die Folgeschäden (u. a. verursacht durch Rauch und Löschwasser), die oft wesentlich die Primärschäden übersteigen, möglichst gering sind. Dadurch wirkt ein Einsatz oft wesentlich unspektakulärer als früher, weil nicht mehr nur die Schnelligkeit sondern auch ein überlegtes, manchmal langsamer erscheinendes Handeln zählt. Damals galt es bei Brandeinsätzen so schnell wie möglich das Feuer zu löschen, die Menge des Löschwassers war dabei unerheblich („Ozeanischer Löscheffekt“). Heute wird ein Außenangriff (ungezieltes Reinspritzen, sogenannte „Fassadenwäsche“) nach Möglichkeit vermieden, um Wasserschäden zu vermeiden. Durch neue und verbesserte Techniken wie z. B. im Bereich des Atemschutzes und der Strahlrohrtechnik, stehen der Feuerwehr Mittel für eine effizientere Gefahrenbeseitigung zur Verfügung.

Da das Löschwasser durch Brandrauch und andere giftige Verbrennungsrückstände Kontamination ist, muss man auch in Hinsicht auf eventuell notwendige Entsorgung des Löschwassers sparsam damit umgehen.


siehe auch:




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