Spraydose

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Explosion einer Spraydose Video
Foto und Video: Ing. Jörg Cicha
Spraydosen stellen bei jedem Brand eine Gefährdung dar
Foto: Rainer Schwarz
Explosion mittels Spraydosen
Foto: BOS Trainingszentrum Graf Yorck GmbH
Spraydosen können explodieren
siehe Aufschrift
Foto: BR
Spraydose nach einer Explosion
Foto: Rainer Schwarz
Heiko Schulz

Eine Spraydose ist eine Metalldose zum Versprühen von Flüssigkeiten wie Haarspray, Deodorant, Rasierschaum, Farbe, Möbelpolitur, Öl oder auch Sprühsahne. Diese stehen unter Druck.
Als Treibgase kommen Propan, Butan, Dimethylether oder Gemische daraus zum Einsatz (wo möglich, auch komprimierte Luft oder Stickstoff).
Ozonschädliche FCKW-Treibmittel werden in Sprühdosen in Deutschland seit zwei Jahrzehnten nicht mehr verwendet.

Durch eine feine Düse können die Inhaltsstoffe der Sprühdosen herausgesprüht, zerstäubt und aufgetragen werden. Da die Treibgase und meist auch die eigentlichen Inhaltsstoffe brennbar sind, sollten diese nicht mit Flammen in Berührung gebracht werden. Sprühdosen sollten auch nicht übermäßig erhitzt werden, da sich die enthaltenen Gase sonst ausdehnen und die Dosen zum Platzen bringen können.






siehe auch:


geschichtliches:


Der norwegische Ingenieur Erik Andreas Rotheim sorgte mit seiner Erfindung für die eigentliche „Geburt“ der Spraydose. Am 9. Oktober 1927 erhielt er in Deutschland das Patent für „Verfahren und Vorrichtung zum Ausspritzen oder Verteilen von Flüssigkeiten oder halbflüssigen Massen“. Damit schuf er die technische Grundlage für alle weiteren Entwicklungen kommender Generationen. Ursprünglich auf der Suche nach der besten Methode zum Einwachsen seiner Skier ahnte er vermutlich schon bei der Patenteinreichung die weiteren vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten seiner Erfindung. Bereits in der ersten Patentschrift zählte er für einen denkbaren Einsatz seiner Druckgasverpackung auf: „z. B. Öle, Fette, flüssige Seifen, Harze, Paraffine, Wachsarten, Farben, Malfarben, Anstrichmittel, Firnisse, Lacke (z. B. Celluloselacke), Kautschuk, Gummi, Leim, Desinfektionsmittel, Imprägnierungsmittel, Schutzmittel, Putzmittel, Düngemittel, Feuerlöschmittel, kosmetische Präparate, organische und anorganische Flüssigkeiten …“

Fotos: Rainer Schwarz


Fotos: Blaulichtmeldung Mitteldeutschland - Tino Plunert




Aufbau einer Sprühdose

Der Grundbestandteil ist in aller Regel zunächst ein Metallbehälter, die eigentliche Dose aus Weißblech oder Aluminium. Der Boden dieser Dose ist nach innen gewölbt, und zwar aus zwei Gründen:

  • aus Sicherheitsgründen (wenn durch starke Hitzeeinwirkung ein Überdruck entsteht, kann sich der Boden nach außen wölben und so für eine Druckentlastung sorgen)
  • zur effektiven Produktnutzung. Das bis unten an den inneren Dosenrand reichende Steigrohr erreicht auch den letzten Tropfen des Produktes.

Oben auf dem Metallbehälter sitzen Ventil, Sprühkopf und Schutzkappe: Ventil und Sprühkopf sind verantwortlich für die "Vernebelung" des Produkts und die genaue Dosierbarkeit. Der Sprühkopf wird mit einer (bei manchen Dosen abnehmbaren) Schutzkappe versehen. Der Ventilkörper ist mit einem Steigrohr verbunden, das ins Innere der Spraydose führt. Es reicht bis auf ihren Boden und sorgt dafür, dass sie komplett und gleichmäßig entleert wird. Die Gasphase im Inneren der Dose dient zusätzlich als Expansionsraum. Dadurch wird gewährleistet, dass die gefüllte Sprühdose Temperaturen bis 50° Celsius standhält.

Weitere, unverzichtbare Bestandteile der Sprühdose sind das flüssige Treibmittel bzw. -gas, denn dies erzeugt den nötigen Druck zum Sprühen, und nicht zuletzt das eigentliche Produkt, der Wirkstoff, der versprüht werden soll. Letzterer ist flüssig und in der Dose vermischt mit dem Treibmittel bzw. -gas.

Die beiden Metalle, aus denen Spraydosen hergestellt werden, Weißblech und Aluminium, werden in unterschiedlichen Formungs- und Produktionsprozessen verarbeitet. Die Dosen werden deshalb von jeweils spezialisierten Betrieben produziert.


Herstellung von Sprühdosen aus Weißblech

Tonnenschwere aufgerollte lange Blechbänder sind Ausgangspunkt für die Herstellung von dreiteiligen Weißblech-Spraydosen. Die Fertigung beginnt dabei zunächst mit dem Zuschnitt von quadratischen "handlichen" Tafeln, die dann bedruckt werden: Weißlackierung, Farbbedruckung und Schutzlackierung für den äußeren Look, Innenlackierung je nach späterer Füllung zum Schutz vor Korrosion. Aus den bedruckten Tafeln wird dann der Rumpf der Dose aus der Tafel herausgeschnitten, zu einem Zylinder geformt und verschweißt. Zum Korrosionsschutz der Schweißnaht wird danach ein Lack oder ein Pulver aufgebracht. Deckel und Böden der Dose werden separat ebenfalls aus flachen Weißblechtafeln hergestellt. Bei der Deckel- und Bodenbördelung werden dann diese drei Teile durch das so genannte Falzen fest miteinander verbunden. Eine Prüfung auf Druckstabilität und Dichtigkeit schließt den Fertigungsprozess ab. Neben dem traditionellen Herstellungsverfahren für dreiteilige Weißblechdosen gibt es noch ein Verfahren für zweiteilige Weißblechdosen, bei dem aus einem Weißblechband ein Napf gezogen und abgestreckt wird. Der daraus resultierende Dosenkörper wird dann wie bei der dreiteiligen Dose mit dem Deckel verfalzt.


Herstellung von Sprühdosen aus Aluminium

Sprühdosen aus Aluminium werden nahtlos aus einem Stück hergestellt. Ausgangsmaterial sind Aluminiumbänder. Daraus werden kreisrunde Scheiben (so genannte Butzen) gestanzt und in einer Presse (Kaltfließpressverfahren) zu Rohdosen geformt. In den weiteren Bearbeitungsschritten werden die Dosen gewaschen, innen und außen lackiert und dann bedruckt. Zum Schluss wird die so genannte Schulter und der Ventilsitz geformt. Auch hier schließt der Produktionsprozess mit der Dichtigkeitsprüfung der fertigen Dose ab.


Abfüllung der Sprühdosen

Alle Sprühdosen, ob Weißblech oder Aluminium, werden im Abfüllbetrieb komplett automatisch und grundsätzlich auf die gleiche Art abgefüllt: Nachdem die Dose mit dem Produkt befüllt wurde, folgen die Ventileinsetzung und -überprüfung. Das anschließende dichte Verschließen der Dose mit dem Ventilteller nennen die Fachleute Clinchen. Dabei entsteht eine dichte (homogene) Verbindung zwischen Dose und Ventilteller. Erst hiernach erfolgt die Treibgasbefüllung je nach Art des Treibmittels. Bei brennbaren, unter Druck verflüssigten Treibmitteln wie Propan / Butan erfolgt die Befüllung in einem separaten, explosionsgeschützten Raum. Zur Sicherheit wird die Spraydose nie zu 100 Prozent befüllt, denn das Treibmittel muss sich in der gasförmigen Phase, im "Expansionsraum", ausdehnen können.


Sicherheitscheck

Der letzte Schritt ist eine hundertprozentige Sicherheitsprüfung der Dosen. Hierbei durchlaufen gebrauchsfertige Sprühdosen in der Regel ein Warmwasser-Testbad bei 50° Celsius. Durch die hohe Temperatur steigt bei diesem Test der Druck in der Dose. Wenn eine Dose undicht wäre, würde der Inhalt teilweise in das Wasser entweichen und die Undichtigkeit anhand von Gasblasen sofort festgestellt. Alle fehlerhaften Behälter können so ausgeschleust werden. Inzwischen gibt es auch alternative Prüfmethoden, die defekte Dosen mit der gleichen Zuverlässigkeit aussortierren können. In jedem Fall gewährleisten aber die Hersteller, dass nur druckstabile und dichte Sprühdosen verpackt und ausgeliefert werden.


technische Details
Das Sprühdosenprinzip

Durch den Innendruck der Spraydose wird ihr Inhalt genau dann als Aerosol freigesetzt, wenn man auf den Sprühkopf drückt. Das Geheimnis dieser Funktionsweise liegt in der Mischung von Wirkstoff (dem eigentlichen Produkt) und flüssigem Treibmittel im Inneren der Spraydose: Ein Teil des Treibmittels ist dabei im Wirkstoff gelöst und ein zweiter liegt gasförmig als "Druckpolster" über dem Wirkstoff-Treibmittelgemisch. Wird der Sprühknopf betätigt, drückt das gasförmige Treibmittel den Inhalt durch das Ventil nach außen. In diesem Augenblick verdampft das Treibmittel in Bruchteilen von Sekunden und der zurückbleibende Wirkstoff verteilt sich fein und gleichmäßig.


Besonderheit unter den Sprühdosen: „Zwei-Kammer-Aerosole“

Einige Wirkstoffe können nicht ohne weiteres innerhalb der Dose mit einem Treibmittel gemischt werden - vor allem Produkte, die nicht sprühfähig sind, wie Pasten, Gele oder Emulsionen. Mit Hilfe der Aerosol-Technologie können auch cremeartige oder dickflüssige Stoffe wie z. B. Rasiergele in eine Sprühdose gebracht werden, und zwar im Verpackungsformat der "Zwei-Kammer-Aerosole".

Bei dieser Art von Sprühdose werden Treibmittel und Wirkstoff innerhalb der Sprühdose voneinander getrennt. Hierfür gibt es unterschiedliche Techniken, von denen in Deutschland das Ventilbeutelsystem am weitesten verbreitet ist. Dabei wird ein beschichteter Aluminiumbeutel zusammengefaltet in die Dose eingebracht, der mit dem Ventil verbunden ist. Die Dose wird dann bis zum gewünschten Druck mit Treibmittel befüllt und das Ventil anschließend mit der Dose fest verbunden. Erst dann wird das Produkt in den Beutel gefüllt - innerhalb der Dose und dennoch komplett getrennt vom Treibmittel. Das Treibmittel umgibt den produktgefüllten Beutel wie ein Kissen und übt so auch den notwendigen Druck für die Entnahme des Produkts aus. Dieses technische Prinzip der Zwei-Kammer-Aerosole ist vorteilhaft bei der Anwendung von beispielsweise Rasierschaum, denn diese Sprühdosen funktionieren auch, wenn sie auf dem Kopf stehen.


Ventiltechnik

Aufbau des Ventils.
Autor: Industrie-Gemeinschaft Aerosole e.V., Frankfurt am Main. GNU

Im Ventil einer Sprühdose sind mehr Einzelteile und Materialien verbunden, als im gesamten Rest der Dose. Ausgangspunkt ist ein oben offenes kurzes Plastikröhrchen mit einem Loch in der Seite (3). Ein Gummiring (4) um das Röhrchen dichtet das seitliche Loch ab. An der unteren, verschlossenen Seite des Röhrchens ist eine Feder aufgesteckt, die mit dem unteren Teil des Röhrchens in einem Plastikgehäuse (5) sitzt. Der Gummiring liegt auf dem Rand des Gehäuses auf. Eine Metall-Halterung, der Ventilteller (2), presst diese Anordnung so fest, dass sich nur noch das Röhrchen bewegen kann. Wird das Röhrchen, auf dem der Sprühkopf (1) befestigt ist, nun nach unten gedruckt, bleibt der Gummiring in seiner Position und das kleine seitliche Loch schiebt sich unter ihn in das Innere der Dose. Gleichzeitig wird die Feder im Gehäuse zusammengedrückt. Durch den Druck in der Dose tritt das Gemisch aus Produkt und Treibgas durch das Röhrchen aus. Wird nicht mehr von oben gedrückt, wird das Röhrchen von der Feder nach oben in die ursprüngliche Position gebracht, und der Gummiring verschließt wieder das seitliche Loch. Es sprüht nun nicht mehr. Der untere Teil des Gehäuses und das Steigrohr aus Kunststoff sind ineinander gesteckt; durch das Steigrohr wird der Sprühdoseninhalt vom Boden der Dose nach oben zum Ventil gefördert. Und schließlich hält ein Ventilteller die Ventilbestandteile mit der Sprühdose zusammen.


Sprüheigenschaften

Mit der Ventiltechnik werden die Sprüheigenschaften eines Produktes bestimmt. Für die unterschiedlichen Verwendungen werden verschiedene Sprühbilder mit jeweils besonderen Charakteristika benötigt. Eines der wichtigen Merkmale ist die Tröpfchengröße, die bestimmt, wie sich das gesprühte Produkt anfühlt und welchen Effekt es erreicht. Beim Sprühen von Haarspray zum Beispiel werden ganz feine Tröpfchen verteilt, ohne dass man diese Tröpfchen sieht. Ein solches, ganz fein gesprühtes Spray fühlt sich eher trocken an. Werden hingegen große Tröpfchen gesprüht, hat man einen stärkeren Nasseffekt.
Vorteilhaft ist dies bei allen Wirkstoffen, bei denen eine Oberfläche gleichmäßig leicht befeuchtet werden soll wie z. B. Möbelpflege. Die Tröpfchengröße wird von verschiedenen Komponenten bestimmt:

  • dem Verhältnis von Wirkstofflösung zu Treibmittel,
  • der Größe der Ventilöffnung,
  • der Größe der Sprühkopföffnung.

Diese drei Einflussgrößen werden bei der Herstellung von Sprühdosen so aufeinander abgestimmt, dass die Tröpfchengröße ideal für die Anwendung des jeweiligen Wirkstoffes/Produkts geeignet ist. Ein Rasierschaum zum Beispiel enthält etwa fünf Prozent Treibmittel, ein Haarspray dagegen etwa 40 Prozent. Der höhere Anteil an Treibmittel sorgt für die Aufspaltung der Wirkstofflösung bzw. des eigentlichen Produkts in kleinere, feinere Tröpfchen.


Sprühlackdosen

Sprühlackdosen bestehen aus folgenden Einzelteilen:

Die Sprühlackdose selbst, dann (siehe Abbildung rechts):

  • A – „Donut“, Kunststoffring im Farbton der Abfüllung
  • B – Ventilsystem mit Steigrohr (Detailerklärung s. u.)
  • C – Sprühsicherungsring
  • D – Mischkugeln (typisches Charakteristikum für Sprühlackdosen)
  • E – Sprühventil

Das Ventil gliedert sich in folgende Bestandteile:

  • Ventilteller
  • Feder
  • Gehäuse
  • Steigrohr

Wichtig ist hier vor allem die Feder, denn ihre Eigenschaft bestimmt die Regelbarkeit des ausströmenden Aerosols beim Sprühen. Moderne Ventilsysteme von Belton und Montana haben sehr weiche Federn, was man auch merkt, da sie nicht so schwer zu drücken sind und mehr „cancontroll“ bieten. Dies bedeutet, dass man mit einer Düse und ein und derselben Dose verschiedene Strichstärken erzeugen kann. Das Steigrohr ist in modernen Dosen „selbstreinigend“. Früher sollte man die Dosen nach Gebrauch noch auf den Kopf stellen und sprühen, um so das Steigrohr zu entleeren.

Der Druck der Dose hängt vom Druck der Befüllung ab. Speziell für schnelles und großflächiges Sprühen hergestellte Dosen („Bombingcans“") stehen unter sehr hohem Druck und kommen ohne Mischkugeln aus, Art-Cans wie die Montana Gold, Sparvar oder auch Belton Premium sind mit weniger Druck abgefüllt und benötigen daher Kugeln zum Aufmischen der Farbe, die sich bei Lagerung von den Lösemitteln trennt und am Boden absetzt.

Düsen (Caps)

Die Düse beeinflusst das Sprühbild der Dose. Sie besteht aus

  • Fassung: unterer Teil. z. B.: „tellerfüllend“
  • Zwischendosierungsstift: Der Stift der in die Dose eingeführt wird. Dieser Stift enthält in der Regel einen Schaft bzw. Schlitz, durch den der Lack in das Cap gelangt.
  • Wirbeldüse: Die von vorne zu erkennende Scheibe mit einem kleinen Loch, durch das die Farbe aus der Kappe austritt. Mit dieser Düse wird der Sprühwinkel gesteuert. Hinter der Scheibe liegt mit etwas Abstand ein kleiner Kolben, um den der Lack herumströmt.

Ist der Schlitz im Dosierungsstift z. B. sehr breit, so ist der Strahl dies auch. Ist aber zusätzlich das Loch in der Ventilscheibe sehr groß, wird der Inhalt nur noch gespritzt, nicht gesprüht, beispielsweise bei Rasierschaum.


siehe auch:

  • Zerstäuber,
  • Spray,
  • Sahne,
  • Haarspray,
  • Deospray


siehe auch:


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