Teer

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Abbranderscheinung an einem Hallendach mit Dachpappe nach einer Reparatur
Foto: Rainer Schwarz
Brennholz vor einem Teerofen in Mecklenburg
Foto: Rainer Schwarz
Verarbeitung von Bitumen
Foto: Rainer Schwarz

Teer von „Holzteer, Harz“, verwandt mit Germanische Sprachen|germanisch treva, terva „Baum, Kienholz“; laS|pix, daraus Pech (Stoff)|Pech) ist ein bräunliches bis schwarzes, zähflüssiges Gemisch Chemische Verbindung#Organische Verbindungen|organischer Verbindungen, das durch zersetzende thermische Behandlung (Pyrolyse) organischer Naturstoffe gewonnen wird. Eine andere, auf das Spanische Sprache|spanische „Alquitrán“ bzw. das Arabische Sprache|arabische Wort al-quitrán zurückgehende Bezeichnung für Teer ist Goudron (das Französische Sprache|französische Wort für Teer), zum Beispiel in „Goudronanstrich“.

Als Teersee bezeichnet man veraltete Deponien für flüssige Industrieabfälle. Umgangssprachlich werden manchmal auch Asphaltsee (Geologie)|Asphaltseen als „Teerseen“ bezeichnet.

Produkte, die bei Abtrennung der leichter Flüchtigkeit|flüchtigen Anteile (Leichtbenzin, Kerosin, Naphtha, Schweröl usw.) bei der Destillation von Erdöl als Rückstand im Sumpf verbleiben, heißen Bitumen. Bitumen und Teer sind zwei deutlich verschiedene Substanzen, auch wenn beide braunschwarz und dickflüssig sind.


Etymologie

Das im 16. Jahrhundert aus dem Niederdeutsche Sprache|Niederdeutschen ins Standarddeutsch|Hochdeutsche übernommene Wort geht zurück auf Mittelniederdeutsche Sprache|mittelniederdeutsch ter[e] (→ Englische Sprache|engl.tar). Das den Bewohnern der Küsten von Nord- und Ostsee (für die der Teer ein unentbehrliches Hilfsmittel beim Geschichte des Schiffbaus|Schiffbau war) gemeinsame Wort bedeutet eigentlich „der/das zum Baum#Etymologie|Baum Gehörige“ und gehört zu Indogermanische Ursprache|indogermanisch deru- „Eiche, Baum“ (→ engl. tree), worauf auch das Germanische Sprachen|germanische Baumnamensuffix -đr[a] -der bzw. -ter (etwa in Flieder, Holunder, Wacholder, Affolder = veraltet für Apfelbaum) zurückgeht.


Gewinnung

Teer kann aus verschiedenen organischen Verbindungen stammen:

Die industriell wichtigsten sind Steinkohlenteer und Holzteer, aber es werden auch Teere aus weiteren Quellen produziert:

  • Braunkohlenteer ist eine braune bis schwarzbraune, feste Masse. Er entsteht als wichtigstes Produkt bei der Schwelen|Schwelung von Braunkohle oder Braunkohlenbriketts. Die Menge und Zusammensetzung des Braunkohlenteers ist von der Ausgangskohle und der Art der Schwelung abhängig. Während die „Heizflächenschwelung“ zu kleineren Teerausbeuten und zu spezifisch schwereren Teeren führt, erhält man bei der „Spülgasschwelung“ eine wesentlich größere Teerausbeute. Die Spülgasteere zeichnen sich durch einen hohen Alkane|Alkangehalt (Paraffine) aus. Je nach den Zersetzung (Chemie) unterscheidet man Braunkohlenschwelteer (Braunkohlenurteer), der bei Schweltemperaturen von 550 bis 650 °C gewonnen wird, und Braunkohlenhochtemperaturteer (BHT-Teer), der bei Verkokungstemperaturen von 1000 bis 1200 °C anfällt. Hauptprodukt bei diesen Temperaturen ist der Braunkohlenhochtemperaturkoks (Verkokung). Im Gegensatz zum Steinkohlenteer, der hauptsächlich Aromaten|aromatische Verbindungen enthält, besteht der Braunkohlenteer vorwiegend aus Aliphatische Kohlenwasserstoffe|aliphatischen Kohlenwasserstoffen.
  • Ölteer entsteht bei der thermischen Zersetzung von Mineralölen zu Ölgas und bei der Herstellung von Kohlevergasung|Wassergas. Er ähnelt in Beschaffenheit und Zusammensetzung dem Steinkohlenteer, unterscheidet sich jedoch von ihm durch geringere Dichte und durch eine niedrigere Viskosität. Ferner enthält er kaum Phenole und Basen (Chemie) Stoffe. Man verwendet Ölteer häufig als Brennstoff oder zum Betrieb von Dieselmotoren.
  • Schieferteer ist eine dunkelbraune Flüssigkeit, die bei der Schwelung von Ölschiefer entsteht und vor allem auf Schmieröl|Schmier- und Dieselöl aufgearbeitet wird.
  • Wassergasteer ist eine dunkelbraune, ölig-flüssige Masse mit hohem Wassergehalt. Er entsteht bei der Erzeugung von Wassergas oder Kohlevergasung#Generatorgas (Kohlenstoffmonoxid)|Generatorgas und enthält hauptsächlich aliphatische Kohlenwasserstoffe und aromatische Zersetzungsprodukte.
  • Torfteer ist eine hochviskose, bei Zimmertemperatur oft salbenartige, schwarze Flüssigkeit von durchdringend scharfem Geruch, die neben Phenolen Gesättigte Verbindungen|gesättigte und Ungesättigte Verbindungen|ungesättigte aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, Pyridin]]­basen, Schwefel­verbindungen und Fettsäuren enthält.
  • Fettteer ist eine braune, zähflüssige Masse, die bei der fraktionierte Destillation|fraktionierten Destillation von Abfallfetten (Knochenfett, Wollfett, Hautfette, Abdeckereifette, Abwässerfette und Walkfetten), Fetten und fetten Ölen anfällt. Er wird destillativ nochmals in verschiedene Fettsäuren zerlegt. Den zähen, nach dem Erkalten recht harten Blasenrückstand bezeichnet man als Stearin- oder Fettpech. Dieses wird für die Isolation von Kabeln verwendet.
  • Knochenteer (Hirschhornöl, Tieröl) entsteht bei der Verkohlung entfetteter, oft noch zerkleinerter Knochen (Tierkohle) als eine schwarzbraune, dicke Flüssigkeit von unangenehmem Geruch, aus der man durch Destillation Dippels Tieröl|Dippels Öl gewinnt. Der Destillationsrückstand ist Knochenteerpech.
  • Biomasse-Teer ist eine schwarzbraune, zähflüssige Masse, diese entsteht in der Biomassevergasung]] bei der Abkühlung des erzeugten Gases. Er kann für verschiedene Zwecke verwendet werden.
  • Pflanzenteer entsteht bei der Verkohlung von Pflanzenkohle oder anderer pflanzlicher Stoffe z. B. Laub, Getreideschalen, Gerberlohe usw.
  • Essigteer entsteht als Absetzrückstand des Holzessigs (Büttenteer, Ligninteer) oder nach dessen Verdampfung im Zweiblasensystem.
  • Weitere Teere: Melasseteer, Schlempeteer, Bagasseteer, Vinasseteer u. a.; sie entstehen bei der Pyrolyse von Melasse, Bagasse, Vinasse und Schlempe.
  • Mondgasteer entstand früher bei der Mondgaserzeugung.


Verwendung

Aus Teer können Aromaten|aromatische Bestandteile wie beispielsweise Naphthalin, Anthracen und Phenanthren isoliert werden. Ruß und Imprägnieröle für den Holzschutz werden ebenfalls aus Teer hergestellt.

Steinkohlenteer­öl hat nach wie vor eine gewisse Bedeutung für den industriellen Holzschutz, z. B. für Bahnschwelle|Eisenbahnschwellen oder Freileitungsmasten. Er wurde in den letzten Jahren weiterentwickelt, um seine Umweltverträglichkeit zu verbessern.

Der Schweizer Arzt Ernest Guglielminetti entwickelte eine Vorläufermethode der heutigen Asphaltierung von Straßen. Zur Staubfreimachung|Staubbekämpfung ließ er am 13. März 1902 in Monaco erstmals 40 Meter Straße mit heißem Teer bestreichen. Dieses Verfahren fand weltweite Verbreitung und trug Guglielminetti den Beinamen Dr. Goudron (französisch für „Teer“) ein. Entgegen der Verwendung im allgemeinen Sprachgebrauch („Teeren“ als Begriff für Asphaltarbeiten auf Straßen) ist Teer in Westdeutschland seit 1984 und in Ostdeutschland seit 1990 wegen seiner Gesundheitsschädliche Stoffe|gesundheitsschädlichen Wirkung für den Einsatz im öffentlichen Straßen- und Wegebau verboten. Stattdessen verwendet man als Bindemittel heute Bitumen. In manchen Fällen wurde auch so genanntes Carbobitumen (auch Pechbitumen) verwendet. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Bitumen und Teer. Diese Mischform wird ebenso wie der reine Teer in Deutschland nicht mehr verwendet und muss gesondert entsorgt werden.


Gefahren

Langzeitiges Einwirken des Teers auf der Haut kann Hautveränderungen hervorrufen, die im schlimmsten Fall Karzinogen|krebsverursachend sind. Teerpräparate werden in der Medizin allerdings auch als äußerlich anwendbare Arzneimittel gegen Hautkrankheiten genutzt, da sie juckreizstillend, Krankheitserreger|keimtötend und durchblutungsfördernd wirken.

Als Baustoff ist Teer insbesondere bei der Verarbeitung gesundheitsschädlich. Bei Kontakt mit Wasser können polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) ins Grundwasser gelangen. Daher ist der Einsatz von Teer in Deutschland und Österreich im öffentlichen Straßenbau unter den Gesichtspunkten des Arbeitsschutz|Arbeits-, Bodenschutz|Boden- und Gewässerschutzes nicht mehr erlaubt. Sollen heute bei Straßenbauarbeiten alte Schichten aufgebrochen werden, bei denen ein Verdacht auf Teerhaltigkeit besteht, können Schnelltests mit UV-Licht oder Sprühdose|Sprays beispielsweise mit Silberiodid eingesetzt werden. Zur weiteren Analyse werden bei positivem Testergebnis Proben genommen, an denen im Labor der PAK-Wert nach DIN ISO 18287 bestimmt wird. Das Ergebnis dieser Untersuchung bestimmt die mögliche weitere Verwendung oder Entsorgung. Nur schwach belastetes Material darf je nach Grad der Belastung in unterschiedlicher Weise wieder verwendet werden, zum Beispiel im Kaltrecycling.


Siehe auch:



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