Löschpulver: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Artikel wurde im Oktober 2011 von [[Jörg Cicha]] überarbeitet und basiert auf der Ingenieurabschlußarbeit von Hans-Peter Krüger und Jörg Cicha zum Thema "Untersuchung der Löscheffektivität von verschiedenen Löschpulverprobe"n aus dem Jahre 1987.<br><br>
Der Artikel wurde im Oktober 2011 von [[Jörg Cicha]] überarbeitet und basiert auf der Ingenieurabschlußarbeit von Hans-Peter Krüger und Jörg Cicha zum Thema "Untersuchung der Löscheffektivität von verschiedenen Löschpulverproben" aus dem Jahre 1987.<br><br>





Version vom 18. Dezember 2013, 21:51 Uhr

Löschpulver sind Trockenlöschmittel, die der Brandbekämpfung dienen.

Allgemein

Löschpulver gibt es für die Brandklassen B und C (sog. "Normallöschpulver" und "Hochleistungslöschpulver"), A, B und C (sog. "ABC-Pulver" oder "Glutbrandlöschpulver") sowie D (sog. "Metallbrandlöschpulver", "Metallbrandpulver", oder "M-Pulver").

Neben den -je nach Typ unterschiedlichen- Hauptbestandteilen enthalten Löschpulver Zusatzstoffe für bessere Rieselfähigkeit und zur Hydrophobierung. Zur Hydrophobierung wurden früher Alkali- und Erdalkalistearate verwendet, während heute eher Zuschlagstoffe auf Silikonbasis verwendet werden.


Entwicklung und Verwendung

Um das Jahr 1880 erschienen die ersten Informationen über die Entwicklung von Löschpulvern. Erstmalig wurden diese 1912 patentiert. Auf Grund bestimmter Erkenntnisse über die Korngröße schritt die Entwicklung der Löschpulver 1943 schneller voran. Als Hauptbestandteil für das erste Trockenlöschpulver wurde das Natriumhydrogencarbonat verwendet. In der Mitte des 20. Jahrhunderts ist auch eine große Anzahl verschiedener ammonphosphathaltiger Löschpulver entwickelt worden. Weiterhin sind auch Löschpulver auf Harnstoffbasis entwickelt worden.

Die Hauptanwendung besteht in der Verwendung von Handfeuerlöschern. Weiterhin wird Löschpulver auch von Feuerwehren – oft in größeren Gebinden zu 250 kg oder 750 kg – vorgehalten. Auch in stationären Anlagen, wo ein schlagartiges Löschen von Flammenbränden notwendig ist, kommt Löschpulver zum Einsatz. Besonders in Firmen kommen auch fahrbare Pulverlöscher mit 50kg Inhalt zum Einsatz.

Vorsicht ist beim kombinierten Einsatz mit Löschschaum geboten: viele Pulver zersetzen den Schaum schnell und nachhaltig. Zum Einsatz mit Schaum gibt es spezielle schaumverträgliche Löschpulver, die häufig mit dem Kürzel "SV" (für "Schaumverträglich") versehen sind.

Löschpulver sind grundsätzlich in den verschiedensten Farben erhältlich, die jedoch keine Rückschlüsse z. B. auf den Typ zulassen. Meist handelt es sich um Unterscheidungsmerkmale, die verschiedene Produkte im Programm eines Herstellers leichter unterscheidbar machen. Es gibt weiße Löschpulver und solche in Pastelltönen (gelb, hellblau, rosa) bis hin zu intensiven Färbungen (z. B. tiefes blauviolett).


Löschmechanismus
Das Löschen mit Löschpulvern ist ein Prozeß, der das Zusammenwirken mehrerer Löscheffekte beinhaltet. Die Pulver verfügen über universelle Löscheigenschaften, wie Reaktionsverzögerung, Isolierung des Brandherdes vom Luftsauerstoff und geringe Kühlwirkung. Die hauptsächliche Löschwirkung besteht im Abbruch der in der Flamme ablaufenden radikalischen Verbrennungsreaktion, dem sogenannten "Wandeffekt". Die Kettenreaktion der Verbrennung kommt dadurch zum Abbruch und damit zum Verlöschen der Flamme, indem die Radikale, Moleküle und Atome ihre Energie an die Pulverteilchen abgeben können. Die Pulverteilchen stellen energiearme Radikale dar, die die Energie des Zusammenpralls auffangen können. An den Flächen und Kanten der Pulverkristalle werden die energiereichen Zentren absorbiert und in einer Art Grenzflächenreaktion vernichtet. Die Aktivierungsenergie für die weitere Verzweigung der Verbrennungsreaktion wird dann so gering, dass die Kettenreaktion zum Erliegen kommt. Der Löschmechanismus der Pulver besteht zusammenfassend in der Erhitzung und Verdampfung der einzelnen Pulverteilchen, der anschließenden Zersetzung der verdampften Pulverpartikel in Metallatome und Inhibierung des Verbrennungsprozesses durch die Metallatome. Die Pulverwolke selbst kann dadurch gering erstickend wirken, indem der für die Verbrennung notwendige Sauerstoffanteil durch die gasförmigen Zersetzungsprodukte verringert wird. Ein geringer Kühleffekt tritt durch den Wärmeentzug bei der endothermen Zersetzung der Pulverteilchen und durch die Berührung der Pulverbestandteile mit der Flamme auf.

Bei den Löschpulvern wird u. a. in physikalische und chemische Eigenschaften unterschieden.

Physikalisch:
- Korngröße
- Kornform
- Korngrößenspektrum
- Dichte
- Schüttdichte
- spezifische Oberfläche
- hydrophobes Verhalten


Chemisch:
- Korrosionsverhalten
- Schaumverträglichkeit
- Giftigkeit


nach Anwendung:
- Lagerfähigkeit
- Förderfähigkeit
- Rüttelbeständigkeit
- elektrische Leitfähigkeit
- Schmirgelwirkung
- Verhalten unter Druck


Löschtaktik

Beim Löschen ist zu beachten, dass sich die Taktik zum Löschen je nach Brandklasse unterschiedlich gestaltet:

  • Flammenbrände der Brandklassen B und C erfordern eine komplette innige Durchmischung der Flammen mit der Pulverwolke. Daher ist die Flamme mit der Pulverwolke komplett einzuhüllen – was einen gewissen Abstand zum Brandherd erfordert, damit sich die Pulverwolke entwickeln kann. Eine Unterbrechung der Applikation kann unter Umständen den Löscherfolg gefährden. Bei Brandgut der Brandklasse B ist die folgende Rückzündungsgefahr größer als beispielsweise bei der Anwendung von Schaum, da das Pulver das Brandgut nicht vom umgebenden Luftsauerstoff trennt.
  • Brände der Brandklasse C werden in der Regel nur gelöscht, wenn dies nicht zu vermeiden ist – ansonsten entsteht durch das unverbrannt ausströmende Gas in vielen Fällen unweigerlich eine explosive Atmosphäre.
  • Brände der Brandklasse A werden durch eine möglichst geschlossene Pulverschicht auf dem Brandgut gelöscht. Dazu empfiehlt sich die Abgabe in kurzen, weichen Pulverstößen, um die Entstehung einer schwebenden Pulverwolke möglichst zu umgehen.

Beim Löschen von Bränden an elektrischen Anlagen sind vorgeschriebene Mindestabstände einzuhalten, entsprechende Hinweise finden sich auf dem Feuerlöscher. Der Abstand für Haushalts- und PKW-übliche Spannungen unter 1000 V beträgt in der Regel 1 m.

Vorteile:
- universell einsetzbar
- schlagartige Löschwirkung bei Gas- und Flüssigkeitsbränden
- in weiten Temperaturbereichen einsetzbar und lange lagerfähig
- nicht oder wenig korrodierend
- chemisch neutral
- sinnvolle Ergänzung als Zweitlöschmittel
- ungiftig u. a.

Nachteile:
- untereinander nicht mischbar
- starke Staubbelastung
- kaum Kühlwirkung und daher Gefahr der Rückzündung
- begrenzte Verfügbarkeit und Löschzeit
- relativ hohe Kosten


Löschmittelschäden

Löschmittelschäden treten vor allem auf, weil das Pulver durch die entstehende Pulverwolke weit getragen wird und sich praktisch in jeder Ritze und jedem Winkel absetzt, so dass empfindliche elektrische und elektronische Geräte beschädigt werden können oder völlig unbrauchbar werden. Wegen seiner Eigenschaften als Salzgemisch kann es durch diese Ablagerungen in Verbindung mit Feuchtigkeit zu starken Korrosionsschäden kommen.


BC-Löschpulver

Das ursprüngliche Löschpulver auf Natriumhydrogencarbonatbasis wird heute oft als "Standardlöschpulver" bezeichnet. Es gibt auch Löschpulver auf Basis von Kaliumsulfat und sogenannte "Hochleistungslöschpulver", die meist auf Kaliumhydrogencarbonat beruhen (z. B. "Purple K"). BC-Löschpulver haben gegen Brände der Brandklassen A und D keine nennenswerte Löschwirkung. Bei Bränden der Brandklasse D (Metallbränden) kann es sogar zu einer Zersetzung des Pulvers kommen. Brände der Brandklasse F Speisefettbrände können zwar u. U. kurzzeitig gelöscht werden, ein Schutz gegen Wiederaufflammen nach Abnahme der Löschmittelkonzentration in der Umgebungsluft ist jedoch nicht sichergestellt.

BC-Löschpulver werden praktisch nur dort in größeren Mengen vorgehalten und eingesetzt, wo spezielle Risiken der Brandklassen B und C gegeben sind, beispielsweise in der chemischen und petrochemischen Industrie, oder der Brandschutz bei nicht genauer bekannten Risiken sicherzustellen ist (beispielsweise der sog. "Dreifachbrandschutz" im Gefahrguteinsatz der Feuerwehren). Bei Löschpulver, das bei öffentlichen Feuerwehren in sog. "Pulverkugeln" oder anderen mobilen Pulverlöschanlagen eingesetzt wird, handelt es sich meist um BC-Pulver.

Die Löschwirkung des BC-Löschpulvers wird erreicht durch den Antikatalytischen Löscheffekt.


ABC-Löschpulver

ABC-Pulver wurde in den 1950er Jahren als universelles Löschmittel für alle häufiger auftretenden Brandklassen entwickelt. Es ist das einzige Löschmittel, das die Brandklassen A, B und C abdeckt. Darüber hinaus ist es gut lagerfähig und besitzt eine hohe Löschwirkung.

Es ist in den meisten Handfeuerlöschern enthalten. Theoretisch könnte man ABC-Pulver auch in stationären Anlagen und größeren mobilen Gebinden einsetzen, dort kommt jedoch meist BC-Löschpulver zum Einsatz, da derartige Anlagen in der Regel mit dem Schwerpunkt einer Brandbekämpfung der Brandklassen B und C eingesetzt werden.

ABC-Pulver besteht überwiegend aus feinst vermahlenem Ammoniumphosphat und Ammoniumsulfat.

Die Löschwirkung des ABC-Löschpulvers beruht bei Flammenbränden (Brandklassen B, C, teilweise auch A) auf den Antikatalytischen Löscheffekt, bei Glutbränden der Brandklasse A bildet sich durch das schmelzende Löschpulver zusätzlich eine erstickende Sinterschicht auf dem heißen Brandgut. Bei höheren Temperaturen bilden sich durch die Zersetzung des Pulvers zusätzlich geringe Mengen Ammoniak, welches zusätzlich erstickend auf das Feuer wirkt.


D-Löschpulver

D-Löschpulver (Auch: "Metallbrandpulver", "Metallbrandlöschpulver", "M-Pulver",) sind das einzige genormte Löschmittel für Metallbrände. Sie bestehen in der Regel hauptsächlich aus feinst vermahlenen Alkalichloriden (häufig Natriumchlorid = Speisesalz). Besonderes Merkmal ist die hohe Reaktions- und Temperaturstabilität. D-Pulver wird in Handfeuerlöschern zu 12 kg, fahrbaren Löschern zu 50 kg oder größeren Behältern eingesetzt. Die Ausbringung erfolgt sehr weich und drucklos mit einer speziellen Pulverbrause, um die ggf. vorhandene Metallschmelze vorsichtig mit einer luftdichten Schicht abdecken zu können, die zu einer Sinterschicht zusammenbacken soll.


Siehe auch:



Der Artikel wurde im Oktober 2011 von Jörg Cicha überarbeitet und basiert auf der Ingenieurabschlußarbeit von Hans-Peter Krüger und Jörg Cicha zum Thema "Untersuchung der Löscheffektivität von verschiedenen Löschpulverproben" aus dem Jahre 1987.




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