Löschpulver: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Löschpulver''' sind [[Löschmittel|Trockenlöschmittel]], die der Brandbekämpfung dienen.
Als '''Löschpulver''' bezeichnet man [[Löschmittel|Trockenlöschmittel]] in Pulverform (sehr fein zerteilter [[Feststoff]]) zur [[Brandbekämpfung]].
 


'''Allgemein'''
'''Allgemein'''


Löschpulver gibt es für die [[Brandklassen]] B und C (sog. "Normallöschpulver" und "Hochleistungslöschpulver"), A, B und C (sog. "ABC-Pulver" oder "Glutbrandlöschpulver") sowie D (sog. "Metallbrandlöschpulver", "Metallbrandpulver", oder "M-Pulver").
Löschpulver gibt es für die [[Brandklassen]] B und C (sog. Normallöschpulver und Hochleistungslöschpulver), A, B und C (sog. ABC-Pulver oder Glutbrandlöschpulver) sowie D (sog. Metallbrandlöschpulver, Metallbrandpulver, oder M-Pulver).


Neben den -je nach Typ unterschiedlichen- Hauptbestandteilen enthalten Löschpulver Zusatzstoffe für bessere Rieselfähigkeit und zur [[Hydrolyse|Hydrophobierung]]. Zur Hydrophobierung wurden früher Alkali- und Erdalkalistearate verwendet, während heute eher Zuschlagstoffe auf Silikonbasis verwendet werden.
Umgangssprachlich wird der Wortbestandteil „lösch“ oft weggelassen, so dass beispielsweise von BC-Pulver die Rede ist.


Neben den – je nach Typ unterschiedlichen – Hauptbestandteilen enthalten Löschpulver Zusatzstoffe für bessere Rieselfähigkeit und zur [[Hydrophobie|Hydrophobierung]]. Zur Hydrophobierung wurden früher Alkali- und Erdalkalistearate verwendet, während heute eher Zuschlagstoffe auf Silikonbasis verwendet werden.


'''Entwicklung und Verwendung'''


Um das Jahr 1880 erschienen die ersten Informationen über die Entwicklung von Löschpulvern. Erstmalig wurden diese 1912 patentiert. Auf Grund bestimmter Erkenntnisse über die Korngröße schritt die Entwicklung der Löschpulver 1943 schneller voran.
'''Verwendung'''
Als Hauptbestandteil für das erste Trockenlöschpulver wurde das Natriumhydrogencarbonat verwendet. In der Mitte des 20. Jahrhunderts ist auch eine große Anzahl verschiedener ammonphosphathaltiger Löschpulver entwickelt worden. Weiterhin sind auch Löschpulver auf Harnstoffbasis entwickelt worden. 


Die Hauptanwendung besteht in der Verwendung von Handfeuerlöschern. Weiterhin wird Löschpulver auch von Feuerwehren – oft in größeren Gebinden zu 250 kg oder 750 kg – vorgehalten. Auch in stationären Anlagen, wo ein schlagartiges Löschen von Flammenbränden notwendig ist, kommt Löschpulver zum Einsatz. Besonders in Firmen kommen auch fahrbare Pulverlöscher mit 50kg Inhalt zum Einsatz.
Löschpulver wurden im 20. Jahrhundert entwickelt. Die weiteste Verbreitung hat Löschpulver in [[Feuerlöscher|Handfeuerlöschern]] erfahren. Weiterhin wird Löschpulver auch von Feuerwehren – oft in größeren Gebinden zu 250 kg oder 750 kg – vorgehalten.
Insbesondere bei großen (Werks-)feuerwehren gibt es auch Fahrzeuge, die Löschpulver in größeren Mengen als primäres Löschmittel transportieren (siehe [[Trockenlöschfahrzeug|TroLF]] bzw. [[Sonderlöschfahrzeug|SLF]]). Auch in [[Pulverlöschanlage|stationären Anlagen]], wo ein schlagartiges Löschen von Flammenbränden notwendig ist, kommt Löschpulver zum Einsatz. Besonders in Firmen werden auch fahrbare Pulverlöscher mit 50 kg Inhalt verwendet.


Vorsicht ist beim kombinierten Einsatz mit [[Löschschaum]] geboten: viele Pulver zersetzen den Schaum schnell und nachhaltig. Zum Einsatz mit Schaum gibt es spezielle schaumverträgliche Löschpulver, die häufig mit dem Kürzel "SV" (für "schaumverträglich") versehen sind.
Vorsicht ist beim kombinierten Einsatz mit [[Löschschaum]] geboten: viele Pulver zersetzen den Schaum schnell und nachhaltig. Zum Einsatz mit Schaum gibt es spezielle schaumverträgliche Löschpulver, die häufig mit dem Kürzel „SV“ (für „schaumverträglich“) versehen sind.


Löschpulver sind grundsätzlich in den verschiedensten Farben erhältlich, die jedoch keine Rückschlüsse z. B. auf den Typ zulassen. Meist handelt es sich um Unterscheidungsmerkmale, die verschiedene Produkte im Programm eines Herstellers leichter unterscheidbar machen. Es gibt weiße Löschpulver und solche in Pastelltönen (gelb, hellblau, rosa) bis hin zu intensiven Färbungen (z. B. tiefes blauviolett).
Löschpulver sind grundsätzlich in den verschiedensten Farben erhältlich, die jedoch keine Rückschlüsse z. B. auf den Typ zulassen. Meist handelt es sich um Unterscheidungsmerkmale, die verschiedene Produkte im Programm eines Herstellers leichter unterscheidbar machen. Es gibt weiße Löschpulver und solche in Pastelltönen (Gelb, Hellblau, Rosa) bis hin zu intensiven Färbungen (z. B. tiefes Blauviolett).




'''Löschmechanismus'''
'''ABC-Löschpulver'''
<br>
Das Löschen mit Löschpulvern ist ein Prozess, der das Zusammenwirken mehrerer Löscheffekte beinhaltet. Die Pulver verfügen über universelle Löscheigenschaften, wie Reaktionsverzögerung, Isolierung des Brandherdes vom Luftsauerstoff und geringe Kühlwirkung.
Die hauptsächliche Löschwirkung besteht im Abbruch der in der Flamme ablaufenden radikalischen Verbrennungsreaktion, dem sogenannten "Wandeffekt". Die Kettenreaktion der Verbrennung kommt dadurch zum Abbruch und damit zum Verlöschen der Flamme, indem die Radikale, Moleküle und Atome ihre Energie an die Pulverteilchen abgeben können. Die Pulverteilchen stellen energiearme Radikale dar, die die Energie des Zusammenpralls auffangen können. An den Flächen und Kanten der Pulverkristalle werden die energiereichen Zentren absorbiert und in einer Art Grenzflächenreaktion vernichtet. Die Aktivierungsenergie für die weitere Verzweigung der Verbrennungsreaktion wird dann so gering, dass die Kettenreaktion zum Erliegen kommt.
Der Löschmechanismus der Pulver besteht zusammenfassend in der Erhitzung und Verdampfung der einzelnen Pulverteilchen, der anschließenden Zersetzung der verdampften Pulverpartikel in Metallatome und Inhibierung des Verbrennungsprozesses durch die Metallatome.
Die Pulverwolke selbst kann dadurch gering erstickend wirken, indem der für die Verbrennung notwendige Sauerstoffanteil durch die gasförmigen Zersetzungsprodukte verringert wird.
Ein geringer Kühleffekt tritt durch den Wärmeentzug bei der endothermen Zersetzung der Pulverteilchen und durch die Berührung der Pulverbestandteile mit der Flamme auf.


Bei den Löschpulvern wird u. a. in physikalische und chemische Eigenschaften unterschieden.<br>
ABC-Pulver wurde in den 1950er Jahren als universelles Löschmittel für alle häufiger auftretenden Brandklassen entwickelt.
Es ist das einzige Löschmittel, das die Brandklassen A, B und C abdeckt. Darüber hinaus ist es gut lagerfähig und besitzt eine hohe Löschwirkung.


'''Physikalisch''': <br>
Es ist in den meisten [[Feuerlöscher|Handfeuerlöschern]] enthalten. Theoretisch könnte man ABC-Pulver auch in stationären Anlagen und größeren mobilen Gebinden einsetzen, dort kommt jedoch meist BC-Löschpulver zum Einsatz, da derartige Anlagen in der Regel mit dem Schwerpunkt einer Brandbekämpfung der Brandklassen B und C eingesetzt werden.
- Korngröße<br>
- Kornform<br>
- Korngrößenspektrum<br>
- Dichte<br>
- Schüttdichte<br>
- spezifische Oberfläche<br>
- hydrophobes Verhalten<br>


ABC-Pulver besteht überwiegend aus feinst vermahlenem [[Ammoniumdihydrogenphosphat]] und [[Ammoniumsulfat]].


'''Chemisch''': <br>
Die Löschwirkung des ABC-Löschpulvers beruht bei Flammenbränden (Brandklassen B, C, teilweise auch A) auf dem [[Heterogene Inhibition|Antikatalytischen Löscheffekt]], bei Glutbränden der Brandklasse A bildet sich durch das schmelzende Löschpulver zusätzlich eine erstickende [[Sintern|Sinterschicht]] auf dem heißen Brandgut.
- Korrosionsverhalten<br>
- Schaumverträglichkeit<br>
- Giftigkeit<br>




'''nach Anwendung:''' <br>
'''BC-Löschpulver'''
- Lagerfähigkeit<br>
- Förderfähigkeit<br>
- Rüttelbeständigkeit<br>
- elektrische Leitfähigkeit<br>
- Schmirgelwirkung<br>
- Verhalten unter Druck<br>
 
 
'''Löschtaktik'''
 
Beim Löschen ist zu beachten, dass sich die Taktik zum Löschen je nach [[Brandklasse]] unterschiedlich gestaltet:
*Flammenbrände der Brandklassen B und C erfordern eine komplette innige Durchmischung der Flammen mit der Pulverwolke. Daher ist die Flamme mit der Pulverwolke komplett einzuhüllen&nbsp;– was einen gewissen Abstand zum Brandherd erfordert, damit sich die Pulverwolke entwickeln kann. Eine Unterbrechung der [[Applikation]] kann unter Umständen den Löscherfolg gefährden. Bei Brandgut der Brandklasse B ist die folgende Rückzündungsgefahr größer als beispielsweise bei der Anwendung von Schaum, da das Pulver das Brandgut nicht vom umgebenden Luftsauerstoff trennt.
*Brände der Brandklasse C werden in der Regel nur gelöscht, wenn dies nicht zu vermeiden ist&nbsp;– ansonsten entsteht durch das unverbrannt ausströmende Gas in vielen Fällen unweigerlich eine explosive Atmosphäre.
*Brände der Brandklasse A werden durch eine möglichst geschlossene Pulverschicht auf dem Brandgut gelöscht. Dazu empfiehlt sich die Abgabe in kurzen, weichen Pulverstößen, um die Entstehung einer schwebenden Pulverwolke möglichst zu umgehen.
 
Beim Löschen von Bränden an elektrischen Anlagen sind vorgeschriebene Mindestabstände einzuhalten, entsprechende Hinweise finden sich auf dem Feuerlöscher. Der Abstand für Haushalts- und PKW-übliche Spannungen unter 1000&nbsp;V beträgt in der Regel 1&nbsp;m.
<br>


'''Vorteile''': <br>
Das ursprüngliche Löschpulver auf [[Natriumhydrogencarbonat]]basis (Backsoda) wird heute oft als Standardlöschpulver bezeichnet. Es gibt auch Löschpulver auf Basis von [[Kaliumsulfat]] und sogenannte ''Hochleistungslöschpulver'', die meist auf [[Kaliumhydrogencarbonat]] beruhen (z.&nbsp;B. ''Purple K'').
- universell einsetzbar<br>
- schlagartige Löschwirkung bei Gas- und Flüssigkeitsbränden<br>
- in weiten Temperaturbereichen einsetzbar und lange lagerfähig<br>
- nicht oder wenig korrodierend<br>
- chemisch neutral<br>
- sinnvolle Ergänzung als Zweitlöschmittel<br>
- ungiftig u. a. <br>


'''Nachteile''': <br>
- untereinander nicht mischbar<br>
- starke Staubbelastung<br>
- kaum Kühlwirkung und daher Gefahr der Rückzündung<br>
- begrenzte Verfügbarkeit und Löschzeit<br>
- relativ hohe Kosten <br>
'''Löschmittelschäden'''
Löschmittelschäden treten vor allem auf, weil das Pulver durch die entstehende Pulverwolke weit getragen wird und sich praktisch in jeder Ritze und jedem Winkel absetzt, so dass empfindliche elektrische und elektronische Geräte beschädigt werden können oder völlig unbrauchbar werden.
Wegen seiner Eigenschaften als Salzgemisch kann es durch diese Ablagerungen in Verbindung mit Feuchtigkeit zu starken [[Korrosion]]sschäden kommen.
'''BC-Löschpulver'''
Das ursprüngliche Löschpulver auf [[Natriumhydrogencarbonat|Natriumhydrogencarbonatbasis]] wird heute oft als "Standardlöschpulver" bezeichnet.
Es gibt auch Löschpulver auf Basis von [[Kaliumsulfat]] und sogenannte "Hochleistungslöschpulver", die meist auf [[Kaliumhydrogencarbonat]] beruhen (z.&nbsp;B. "Purple K").
BC-Löschpulver haben gegen Brände der Brandklassen A und D keine nennenswerte Löschwirkung. Bei Bränden der Brandklasse D (Metallbränden) kann es sogar zu einer Zersetzung des Pulvers kommen.
BC-Löschpulver haben gegen Brände der Brandklassen A und D keine nennenswerte Löschwirkung. Bei Bränden der Brandklasse D (Metallbränden) kann es sogar zu einer Zersetzung des Pulvers kommen.
Brände der Brandklasse F [[Fettbrand|Speisefettbrände]] können zwar u.&nbsp;U. kurzzeitig gelöscht werden, ein Schutz gegen Wiederaufflammen nach Abnahme der Löschmittelkonzentration in der Umgebungsluft ist jedoch nicht sichergestellt.
Brände der Brandklasse F [[Fettbrand|Speisefettbrände]] können zwar u.&nbsp;U. kurzzeitig gelöscht werden, ein Schutz gegen Wiederaufflammen nach Abnahme der Löschmittelkonzentration in der Umgebungsluft ist jedoch nicht sichergestellt.


BC-Löschpulver werden praktisch nur dort in größeren Mengen vorgehalten und eingesetzt, wo spezielle Risiken der Brandklassen B und C gegeben sind, beispielsweise in der chemischen und petrochemischen Industrie, oder der Brandschutz bei nicht genauer bekannten Risiken sicherzustellen ist (beispielsweise der sog. "[[Dreifachbrandschutz]]" im [[Gefahrguteinsatz]] der Feuerwehren).
BC-Löschpulver werden praktisch nur dort in größeren Mengen vorgehalten und eingesetzt, wo spezielle Risiken der Brandklassen B und C gegeben sind, beispielsweise in der chemischen und petrochemischen Industrie, oder der Brandschutz bei nicht genauer bekannten Risiken sicherzustellen ist (beispielsweise der sog. [[Dreifachbrandschutz]] im [[Gefahrguteinsatz]] der Feuerwehren).
Bei Löschpulver, das bei öffentlichen Feuerwehren in sog. "Pulverkugeln" oder anderen mobilen Pulverlöschanlagen eingesetzt wird, handelt es sich meist um BC-Pulver.
Bei Löschpulver, das bei öffentlichen Feuerwehren in sog. „Pulverkugeln“ oder anderen mobilen Pulverlöschanlagen eingesetzt wird, handelt es sich meist um BC-Pulver.


Die Löschwirkung des BC-Löschpulvers wird erreicht durch den [[Heterogene Inhibition|Antikatalytischen Löscheffekt]].
Die Löschwirkung des BC-Löschpulvers wird erreicht durch den [[Heterogene Inhibition|Antikatalytischen Löscheffekt]].




'''ABC-Löschpulver'''
'''D-Löschpulver'''
 
D-Löschpulver (auch: Metallbrandpulver, Metallbrandlöschpulver, M-Pulver) sind das einzige genormte Löschmittel für [[Metallbrand|Metallbrände]]. Sie bestehen in der Regel hauptsächlich aus feinst vermahlenen Alkalichloriden (häufig [[Natriumchlorid]]). Besonderes Merkmal ist die hohe Reaktions- und Temperaturstabilität.
 
D-Pulver wird in Handfeuerlöschern zu 12&nbsp;kg, fahrbaren Löschern zu 50&nbsp;kg oder größeren Behältern eingesetzt. Die Ausbringung erfolgt sehr weich und drucklos mit einer speziellen Pulverbrause, um die ggf. vorhandene Metallschmelze vorsichtig mit einer luftdichten Schicht abdecken zu können, die zu einer Sinterschicht zusammenbacken soll.


Das ABC-Pulver wurde in den [[1950er]] Jahren als universelles Löschmittel für alle häufiger auftretenden Brandklassen entwickelt.
Es ist das einzige Löschmittel, das die Brandklassen A, B und C abdeckt. Darüber hinaus ist es gut lagerfähig und besitzt eine hohe Löschwirkung.


Es ist in den meisten [[Feuerlöscher|Handfeuerlöschern]] enthalten. Theoretisch könnte man ABC-Pulver auch in stationären Anlagen und größeren mobilen Gebinden einsetzen, dort kommt jedoch meist BC-Löschpulver zum Einsatz, da derartige Anlagen in der Regel mit dem Schwerpunkt einer Brandbekämpfung der Brandklassen B und C eingesetzt werden.
'''Löschtaktik beim Löschen mit Pulver'''


ABC-Pulver besteht überwiegend aus feinst vermahlenem [[Ammoniumphosphat]] und [[Ammoniumsulfat]].
Beim Löschen ist zu beachten, dass sich die Taktik zum Löschen je nach [[Brandklasse]] unterschiedlich gestaltet:


Die Löschwirkung des ABC-Löschpulvers beruht bei Flammenbränden (Brandklassen B, C, teilweise auch A) auf den [[Heterogene Inhibition|Antikatalytischen Löscheffekt]], bei Glutbränden der Brandklasse A bildet sich durch das schmelzende Löschpulver zusätzlich eine erstickende [[Sintern|Sinterschicht]] auf dem heißen Brandgut. Bei höheren Temperaturen bilden sich durch die Zersetzung des Pulvers zusätzlich geringe Mengen [[Ammoniak]], welches zusätzlich erstickend auf das Feuer wirkt.
* Brände der [[Brandklasse]] A werden durch eine möglichst geschlossene Pulverschicht auf dem Brandgut gelöscht. Dazu empfiehlt sich die Abgabe in kurzen, weichen Pulverstößen, um die Entstehung einer schwebenden Pulverwolke möglichst zu umgehen.
* Flammenbrände der [[Brandklasse]]n B und C erfordern eine komplette innige Durchmischung der Flammen mit der Pulverwolke. Daher ist die [[Flamme]] mit der Pulverwolke komplett einzuhüllen&nbsp;– was einen gewissen Abstand zum Brandgut erfordert, damit sich die Pulverwolke entwickeln kann. Eine Unterbrechung der Applikation kann unter Umständen den Löscherfolg gefährden. Bei Brandgut der Brandklasse B ist die folgende Rückzündungsgefahr größer als beispielsweise bei der Anwendung von Schaum, da das Pulver das Brandgut nicht vom umgebenden Luftsauerstoff trennt.
* Brände der [[Brandklasse]] C werden in der Regel nur gelöscht, wenn dies nicht zu vermeiden ist&nbsp;– ansonsten entsteht durch das unverbrannt ausströmende [[Gas]] in vielen Fällen unweigerlich eine explosive Atmosphäre.


* Beim Löschen von Bränden an elektrischen Anlagen sind vorgeschriebene Mindestabstände einzuhalten, entsprechende Hinweise finden sich auf dem [[Feuerlöscher]]. Der Abstand für Haushalts- und PKW-übliche Spannungen unter 1000&nbsp;V beträgt in der Regel 1&nbsp;m.


'''D-Löschpulver'''


Das D-Löschpulver (auch: "Metallbrandpulver", "Metallbrandlöschpulver", "M-Pulver",) ist das einzige genormte Löschmittel für [[Metallbrand|Metallbrände]]. Sie bestehen in der Regel hauptsächlich aus feinst vermahlenen Alkalichloriden (häufig [[Natriumchlorid]]&nbsp;= Speisesalz). Besonderes Merkmal ist die hohe Reaktions- und Temperaturstabilität.
'''Löschmittelschäden beim Löschen mit Pulver'''
D-Pulver wird in Handfeuerlöschern zu 12&nbsp;kg, fahrbaren Löschern zu 50&nbsp;kg oder größeren Behältern eingesetzt. Die Ausbringung erfolgt sehr weich und drucklos mit einer speziellen Pulverbrause, um die ggf. vorhandene Metallschmelze vorsichtig mit einer luftdichten Schicht abdecken zu können, die zu einer Sinterschicht zusammenbacken soll.


Löschmittelschäden treten vor allem auf, weil das Pulver durch die entstehende Pulverwolke aus Löschsalzen weit über den Brandherd hinausgetragen wird und sich praktisch in jeder Ritze und jedem Winkel absetzt.


'''Siehe auch:'''
Wegen seiner Eigenschaften als Salzgemisch kann es durch diese Ablagerungen in Verbindung mit (Luft-) Feuchtigkeit zu starken [[Korrosion]]sschäden kommen. Diese Korrosionsschäden treten manchmal erst nach mehreren Wochen oder Monaten auf, je nach Luftfeuchtigkeit und Menge des Löschpulvers.


* [[Löschmittel]]
* [[Feuerlöscher]]
<br><br>
Der Artikel wurde im Juli 2014 von [[Jörg Cicha]] überarbeitet und basiert auf der Ingenieurabschlußarbeit von Hans-Peter Krüger und Jörg Cicha zum Thema "Untersuchung der Löscheffektivität von verschiedenen Löschpulverproben" aus dem Jahre 1987.<br><br>





Version vom 3. Februar 2016, 16:52 Uhr

Als Löschpulver bezeichnet man Trockenlöschmittel in Pulverform (sehr fein zerteilter Feststoff) zur Brandbekämpfung.


Allgemein

Löschpulver gibt es für die Brandklassen B und C (sog. Normallöschpulver und Hochleistungslöschpulver), A, B und C (sog. ABC-Pulver oder Glutbrandlöschpulver) sowie D (sog. Metallbrandlöschpulver, Metallbrandpulver, oder M-Pulver).

Umgangssprachlich wird der Wortbestandteil „lösch“ oft weggelassen, so dass beispielsweise von BC-Pulver die Rede ist.

Neben den – je nach Typ unterschiedlichen – Hauptbestandteilen enthalten Löschpulver Zusatzstoffe für bessere Rieselfähigkeit und zur Hydrophobierung. Zur Hydrophobierung wurden früher Alkali- und Erdalkalistearate verwendet, während heute eher Zuschlagstoffe auf Silikonbasis verwendet werden.


Verwendung

Löschpulver wurden im 20. Jahrhundert entwickelt. Die weiteste Verbreitung hat Löschpulver in Handfeuerlöschern erfahren. Weiterhin wird Löschpulver auch von Feuerwehren – oft in größeren Gebinden zu 250 kg oder 750 kg – vorgehalten. Insbesondere bei großen (Werks-)feuerwehren gibt es auch Fahrzeuge, die Löschpulver in größeren Mengen als primäres Löschmittel transportieren (siehe TroLF bzw. SLF). Auch in stationären Anlagen, wo ein schlagartiges Löschen von Flammenbränden notwendig ist, kommt Löschpulver zum Einsatz. Besonders in Firmen werden auch fahrbare Pulverlöscher mit 50 kg Inhalt verwendet.

Vorsicht ist beim kombinierten Einsatz mit Löschschaum geboten: viele Pulver zersetzen den Schaum schnell und nachhaltig. Zum Einsatz mit Schaum gibt es spezielle schaumverträgliche Löschpulver, die häufig mit dem Kürzel „SV“ (für „schaumverträglich“) versehen sind.

Löschpulver sind grundsätzlich in den verschiedensten Farben erhältlich, die jedoch keine Rückschlüsse z. B. auf den Typ zulassen. Meist handelt es sich um Unterscheidungsmerkmale, die verschiedene Produkte im Programm eines Herstellers leichter unterscheidbar machen. Es gibt weiße Löschpulver und solche in Pastelltönen (Gelb, Hellblau, Rosa) bis hin zu intensiven Färbungen (z. B. tiefes Blauviolett).


ABC-Löschpulver

ABC-Pulver wurde in den 1950er Jahren als universelles Löschmittel für alle häufiger auftretenden Brandklassen entwickelt. Es ist das einzige Löschmittel, das die Brandklassen A, B und C abdeckt. Darüber hinaus ist es gut lagerfähig und besitzt eine hohe Löschwirkung.

Es ist in den meisten Handfeuerlöschern enthalten. Theoretisch könnte man ABC-Pulver auch in stationären Anlagen und größeren mobilen Gebinden einsetzen, dort kommt jedoch meist BC-Löschpulver zum Einsatz, da derartige Anlagen in der Regel mit dem Schwerpunkt einer Brandbekämpfung der Brandklassen B und C eingesetzt werden.

ABC-Pulver besteht überwiegend aus feinst vermahlenem Ammoniumdihydrogenphosphat und Ammoniumsulfat.

Die Löschwirkung des ABC-Löschpulvers beruht bei Flammenbränden (Brandklassen B, C, teilweise auch A) auf dem Antikatalytischen Löscheffekt, bei Glutbränden der Brandklasse A bildet sich durch das schmelzende Löschpulver zusätzlich eine erstickende Sinterschicht auf dem heißen Brandgut.


BC-Löschpulver

Das ursprüngliche Löschpulver auf Natriumhydrogencarbonatbasis (Backsoda) wird heute oft als Standardlöschpulver bezeichnet. Es gibt auch Löschpulver auf Basis von Kaliumsulfat und sogenannte Hochleistungslöschpulver, die meist auf Kaliumhydrogencarbonat beruhen (z. B. Purple K).

BC-Löschpulver haben gegen Brände der Brandklassen A und D keine nennenswerte Löschwirkung. Bei Bränden der Brandklasse D (Metallbränden) kann es sogar zu einer Zersetzung des Pulvers kommen. Brände der Brandklasse F Speisefettbrände können zwar u. U. kurzzeitig gelöscht werden, ein Schutz gegen Wiederaufflammen nach Abnahme der Löschmittelkonzentration in der Umgebungsluft ist jedoch nicht sichergestellt.

BC-Löschpulver werden praktisch nur dort in größeren Mengen vorgehalten und eingesetzt, wo spezielle Risiken der Brandklassen B und C gegeben sind, beispielsweise in der chemischen und petrochemischen Industrie, oder der Brandschutz bei nicht genauer bekannten Risiken sicherzustellen ist (beispielsweise der sog. Dreifachbrandschutz im Gefahrguteinsatz der Feuerwehren). Bei Löschpulver, das bei öffentlichen Feuerwehren in sog. „Pulverkugeln“ oder anderen mobilen Pulverlöschanlagen eingesetzt wird, handelt es sich meist um BC-Pulver.

Die Löschwirkung des BC-Löschpulvers wird erreicht durch den Antikatalytischen Löscheffekt.


D-Löschpulver

D-Löschpulver (auch: Metallbrandpulver, Metallbrandlöschpulver, M-Pulver) sind das einzige genormte Löschmittel für Metallbrände. Sie bestehen in der Regel hauptsächlich aus feinst vermahlenen Alkalichloriden (häufig Natriumchlorid). Besonderes Merkmal ist die hohe Reaktions- und Temperaturstabilität.

D-Pulver wird in Handfeuerlöschern zu 12 kg, fahrbaren Löschern zu 50 kg oder größeren Behältern eingesetzt. Die Ausbringung erfolgt sehr weich und drucklos mit einer speziellen Pulverbrause, um die ggf. vorhandene Metallschmelze vorsichtig mit einer luftdichten Schicht abdecken zu können, die zu einer Sinterschicht zusammenbacken soll.


Löschtaktik beim Löschen mit Pulver

Beim Löschen ist zu beachten, dass sich die Taktik zum Löschen je nach Brandklasse unterschiedlich gestaltet:

  • Brände der Brandklasse A werden durch eine möglichst geschlossene Pulverschicht auf dem Brandgut gelöscht. Dazu empfiehlt sich die Abgabe in kurzen, weichen Pulverstößen, um die Entstehung einer schwebenden Pulverwolke möglichst zu umgehen.
  • Flammenbrände der Brandklassen B und C erfordern eine komplette innige Durchmischung der Flammen mit der Pulverwolke. Daher ist die Flamme mit der Pulverwolke komplett einzuhüllen – was einen gewissen Abstand zum Brandgut erfordert, damit sich die Pulverwolke entwickeln kann. Eine Unterbrechung der Applikation kann unter Umständen den Löscherfolg gefährden. Bei Brandgut der Brandklasse B ist die folgende Rückzündungsgefahr größer als beispielsweise bei der Anwendung von Schaum, da das Pulver das Brandgut nicht vom umgebenden Luftsauerstoff trennt.
  • Brände der Brandklasse C werden in der Regel nur gelöscht, wenn dies nicht zu vermeiden ist – ansonsten entsteht durch das unverbrannt ausströmende Gas in vielen Fällen unweigerlich eine explosive Atmosphäre.
  • Beim Löschen von Bränden an elektrischen Anlagen sind vorgeschriebene Mindestabstände einzuhalten, entsprechende Hinweise finden sich auf dem Feuerlöscher. Der Abstand für Haushalts- und PKW-übliche Spannungen unter 1000 V beträgt in der Regel 1 m.


Löschmittelschäden beim Löschen mit Pulver

Löschmittelschäden treten vor allem auf, weil das Pulver durch die entstehende Pulverwolke aus Löschsalzen weit über den Brandherd hinausgetragen wird und sich praktisch in jeder Ritze und jedem Winkel absetzt.

Wegen seiner Eigenschaften als Salzgemisch kann es durch diese Ablagerungen in Verbindung mit (Luft-) Feuchtigkeit zu starken Korrosionsschäden kommen. Diese Korrosionsschäden treten manchmal erst nach mehreren Wochen oder Monaten auf, je nach Luftfeuchtigkeit und Menge des Löschpulvers.




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