Acetonperoxid: Unterschied zwischen den Versionen

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Acetonperoxid (auch bekannt als APEX oder TATP) ist ein hochexplosiver Stoff mit der Schlagempfindlichkeit eines Initialsprengstoffs.


'''Acetonperoxid''' (auch bekannt als '''APEX''' oder '''TATP''') ist ein hochexplosiver Stoff mit der Schlagempfindlichkeit eines Initialsprengstoffs.
Wie die meisten organischen Peroxide ist auch Acetonperoxid instabil und kann durch Stoß, [[Wärme]] und [[Reibung]] zerfallen und heftig [[Detonation|detonieren]], ist aber im Unterschied zu weniger gefährlichen Peroxiden wie Dibenzoylperoxid viel empfindlicher gegen Schlag und Wärme.  
 
Wie die meisten organischen Peroxide ist auch Acetonperoxid instabil und kann durch Stoß, Wärme und Reibung zerfallen und heftig [[Detonation|detonieren]], ist aber im Unterschied zu weniger gefährlichen Peroxiden wie Dibenzoylperoxid viel empfindlicher gegen Schlag und Wärme.  


Man unterscheidet dimeres, trimeres und tetrameres Acetonperoxid, welche unter unterschiedlichen Bedingungen (z.&nbsp;B. in Abhängigkeit vom benutzten Katalysator) gebildet werden.  
Man unterscheidet dimeres, trimeres und tetrameres Acetonperoxid, welche unter unterschiedlichen Bedingungen (z.&nbsp;B. in Abhängigkeit vom benutzten Katalysator) gebildet werden.  


<big>Alle Acetonperoxide sind hochexplosiv</big> und bergen dadurch ein hohes Gefahrenpotential. Acetonperoxid sollte nach ersten Angaben der Sicherheitsbehörden (von APEX war in späteren Stellungnahmen keine Rede mehr) bei den Anschlägen auf Londoner Flugzeuge im Jahr 2006 verwendet werden; allerdings ist es unwahrscheinlich, dass es den Terroristen gelungen wäre, den Sprengstoff rechtzeitig zu trocknen.
Alle Acetonperoxide sind hochexplosiv und bergen dadurch ein hohes Gefahrenpotential.<br>
Acetonperoxid sollte nach ersten Angaben der Sicherheitsbehörden (von APEX war in späteren Stellungnahmen keine Rede mehr) bei den Anschlägen auf Londoner Flugzeuge im Jahr 2006 verwendet werden; allerdings ist es unwahrscheinlich, dass es den Terroristen gelungen wäre, den [[Sprengstoff]] rechtzeitig zu trocknen.




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* flüchtig an Luft (würziger Geruch, Substanzverlust durch Sublimation 68,6&nbsp;% in 14 Tagen)
* flüchtig an Luft (würziger Geruch, Substanzverlust durch Sublimation 68,6&nbsp;% in 14 Tagen)
* flüchtig mit [[Wasserdampf]] oder Ether. Trimeres Acetonperoxid zerfällt beim Erwärmen mit verdünnten Säuren (H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub> 10&nbsp;%) unter Rückfluss quantitativ in Aceton und Wasserstoffperoxid
* flüchtig mit [[Wasserdampf]] oder Ether. Trimeres Acetonperoxid zerfällt beim Erwärmen mit verdünnten Säuren (H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub> 10&nbsp;%) unter Rückfluss quantitativ in Aceton und Wasserstoffperoxid
* Es wird von Essigsäureanhydrid nicht verändert und reagiert nicht mit Kaliumiodid-Essigsäure.
* es wird von Essigsäureanhydrid nicht verändert und reagiert nicht mit Kaliumiodid-Essigsäure
* Es wird von 1 N [[Natronlauge]] auch beim Erwärmen nicht angegriffen.
* es wird von 1 N Natronlauge auch beim Erwärmen nicht angegriffen
* [[Zink]]staub und Natronlauge [[Reduktion (Chemie)|reduzieren]] dimeres Acetonperoxid langsam in der Kälte.
* Zinkstaub und Natronlauge reduzieren dimeres Acetonperoxid langsam in der Kälte
* Reizend (bei nur geringer akuter [[Toxizität]]), entzündlich, hochexplosiv
* reizend (bei nur geringer akuter Toxizität), entzündlich, hochexplosiv
* Besonders empfindlich gegen [[Zündmittel|Zündung]] durch Flamme, Wärme, Schlag und Reibung
* besonders empfindlich gegen [[Zündmittel|Zündung]] durch Flamme, Wärme, Schlag und Reibung
* Lagerung unter Wasser verringert die Empfindlichkeit und verhindert die [[Sublimation]].
* Lagerung unter Wasser verringert die Empfindlichkeit und verhindert die Sublimation
* [[Detonationsgeschwindigkeit]]: 4500–5500&nbsp;m/s (Dichte 0,9–1,2&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>)(trimeres A.)
* Detonationsgeschwindigkeit: 4500–5500&nbsp;m/s (Dichte 0,9–1,2&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>)(trimeres A.)
* [[Sauerstoffwert]]: −151,3&nbsp;%
* Sauerstoffwert: −151,3&nbsp;%
* [[Bleiblockausbauchung]]: 250–340 ml/10 g (je nach Autor)
* Bleiblockausbauchung: 250–340 ml/10 g (je nach Autor)
* [[Schlagempfindlichkeit]]: 0,03&nbsp;[[Pond|kp]]·m = 0,3&nbsp;[[Newtonmeter|Nm]]
* Schlagempfindlichkeit: 0,03&nbsp;Pond|kp·m = 0,3&nbsp;Newtonmeter|Nm
* [[Reibeempfindlichkeit]]: 0,01&nbsp;kp
* Reibeempfindlichkeit: 0,01&nbsp;kp
 
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'''Bildung'''  
'''Bildung'''  


''Trimeres'' Acetonperoxid (Schmelzpunkt 97&nbsp;–&nbsp;131,5&nbsp;°C) entsteht bei Einwirken von [[Wasserstoffperoxid]] auf [[Aceton]] in Gegenwart verdünnter Säuren als [[Katalysator]]: <ref>Wolffenstein, 1895.</ref><ref name=bay1900>Bayer u. a., 1900.</ref><!-- Wer soll damit etwas anfangen? Bitte Bayer im LIT angeben. -->
''Trimeres'' Acetonperoxid (Schmelzpunkt 97&nbsp;–&nbsp;131,5&nbsp;°C) entsteht bei Einwirken von Wasserstoffperoxid auf Aceton in Gegenwart verdünnter Säuren als Katalysator.


:<math>\mathrm{3\; C_3H_6O + 3\; H_2O_2 \longrightarrow C_9H_{18}O_6 + 3\; H_2O} .</math>
:<math>\mathrm{3\; C_3H_6O + 3\; H_2O_2 \longrightarrow C_9H_{18}O_6 + 3\; H_2O} .</math>


Bei Anwesenheit von [[Salzsäure]], [[Schwefelsäure]] oder [[Phosphorsäure]] verlaufen die Reaktionen, in Abhängigkeit wie viel von dem Katalysator beigemengt wurde, stark [[exotherm]] ([[Explosion|Explosionsgefahr]]). Bei mangelnder Kühlung entsteht bei der Reaktion mit Salzsäure unter Kochen das Tränengas [[Chloraceton]].
Bei Anwesenheit von Salzsäure, Schwefelsäure oder Phosphorsäure verlaufen die Reaktionen, in Abhängigkeit wie viel von dem Katalysator beigemengt wurde, stark exotherm ([[Explosion|Explosionsgefahr]]). Bei mangelnder Kühlung entsteht bei der Reaktion mit Salzsäure unter Kochen das Tränengas Chloraceton.
 
Die Herstellungsmöglichkeit des dimeren Produktes besteht in der Umsetzung von Aceton mit  Peroxomonoschwefelsäure (Carosche Säure) und die Oxidation von Diisopropylether durch Luftsauerstoff oder bei einer Ozonolyse. Bei unsachgemäßer Lagerung von Diisopropylether kann daher Acetonperoxid entstehen. Zur Vernichtung solcher Peroxide werden Kupfer(I)-Verbindungen zur Reduktion (Chemie) eingesetzt.
 
''Tetrameres'' Acetonperoxid wurde vor wenigen Jahren in obiger Reaktion bei Verwendung von Lewis-Säuren als Katalysator gewonnen.


Die Herstellungsmöglichkeit des dimeren Produktes besteht in der Umsetzung von Aceton mit [[Peroxomonoschwefelsäure]] (Carosche Säure)<ref>R. W. Murray, R. Jeyaraman:  ''Dioxiranes - Synthesis and Reactions of Dioxiranes.'' in: ''[[Journal of Organic Chemistry]].'' Washington 50.1985,16, 2847-2853. {{ISSN|0022-3263}}</ref> und die Oxidation von [[Diisopropylether]] durch Luftsauerstoff oder bei einer [[Ozonolyse]]. Bei unsachgemäßer Lagerung von Diisopropylether kann daher Acetonperoxid entstehen. Zur Vernichtung solcher Peroxide werden Kupfer(I)-Verbindungen zur [[Reduktion (Chemie)|Reduktion]] eingesetzt.
Acetonperoxid kann in erheblichen Mengen beim bloßen Vermischen von Aceton mit wasserstoffperoxidhaltigen Lösungen nach mehrtägiger Lagerung des Gemischs entstehen.<br>  
So entdeckte es der Berliner Chemiker Richard Wolffenstein bereits 1895.


''Tetrameres'' Acetonperoxid wurde vor wenigen Jahren in obiger Reaktion bei Verwendung von [[Lewis-Säure]]n als Katalysator gewonnen.


Acetonperoxid kann in erheblichen Mengen beim bloßen Vermischen von Aceton mit Wasserstoffperoxid-haltigen Lösungen nach mehrtägiger Lagerung des Gemischs entstehen.
So entdeckte es der Berliner Chemiker [[Richard Wolffenstein (Chemiker)|Richard Wolffenstein]] bereits 1895.


;Darstellung


'''Besondere Gefahren'''
Acetonperoxid kann in erheblichen Mengen beim bloßen Vermischen von Aceton mit wasserstoffperoxidhaltigen Lösungen nach mehrtägiger Lagerung des Gemischs entstehen.<br>
So entdeckte es der Berliner Chemiker Richard Wolffenstein (Chemiker) bereits 1895.


Acetonperoxid besitzt mehrere Peroxid-Gruppen pro Molekül und ist wie andere, ähnlich gebaute Peroxide äußerst explosiv.
''Trimeres'' Acetonperoxid (Schmelzpunkt 91,5&nbsp;°C) entsteht bei Einwirken von Wasserstoffperoxid auf Aceton in Gegenwart verdünnter Säuren als Katalysator.


Trimeres Acetonperoxid sublimiert schon bei 14–18&nbsp;°C, also unterhalb der Raumtemperatur, und detoniert feucht noch bei einem Wassergehalt von 25&nbsp;%<!-- mol-% oder Massenprozent? -->.
Bei Anwesenheit von Salzsäure, Schwefelsäure oder Phosphorsäure verlaufen die Reaktionen in Abhängigkeit vom pH-Wert unterschiedlich stark exotherm ([[Explosion]]sgefahr). Bei mangelnder Kühlung entsteht bei der Reaktion mit Salzsäure unter Kochen das Tränengas Chloraceton.


Bereits bei 130&nbsp;°C kann es explodieren. Bei einer Lagerung bei erhöhter Temperatur zersetzt es sich innerhalb weniger Stunden. Auch Reibung und Stoß zwischen zwei harten Materialien, das bloße Öffnen des Gefäßes können das Peroxid zur Explosion bringen. Entsprechend ist auch das Befüllen von Rohren gefährlich. Auch die beim Öffnen eines Schraubverschlusses entstehende Reibungsenergie kann ausreichen, um ein in das Gewinde gelangtes Korn zur Explosion zu bringen, was das gesamte Behältnis zur Explosion bringen würde. Bei Raumtemperatur bilden sich durch Sublimation des Acetonperoxids bereits nach wenigen Tagen im Bereich des Gefäßverschlusses Kristalle, die beim Öffnen explodieren können.
Das ''dimere'' Produkt lässt sich entweder durch die Umsetzung von Aceton mit Peroxomonoschwefelsäure (Carosche Säure), durch die Oxidation von Diisopropylether mit Luftsauerstoff oder durch Ozonolyse herstellen. Bei unsachgemäßer Lagerung von Diisopropylether kann daher Acetonperoxid entstehen. Zur Vernichtung solcher Peroxide werden Kupfer(I)-Verbindungen zur Reduktion (Chemie) eingesetzt.


Die [[Sprengkraft]] von Acetonperoxid liegt, je nach Testmethode, bei 80–100&nbsp;% der Sprengkraft von [[Trinitrotoluol]] (TNT) und übertrifft damit die von Initialsprengstoffen wie [[Quecksilberfulminat]]. Bei direkter Berührung eines Kristalls mit einer Flamme erfolgt jedoch bei diesen Peroxiden meist nur eine relativ harmlose  [[Verpuffung]]. Bei der Explosion von Acetonperoxid entstehen die für die Sprengwirkung verantwortlichen Gasmoleküle ohne die bei vielen Sprengstoffen übliche Hitzeentwicklung.
''Tetrameres'' Acetonperoxid wurde 1998 in obiger Reaktion bei Verwendung von Lewis-Säuren als Katalysator gewonnen.


In einem [[Fallhammerversuch]] mit einem 1&nbsp;kg-Fallhammer (üblich sind bei normalen Sprengstoffen Untersuchungen mit einem 2&nbsp;kg-Fallhammer) detoniert es bei Schlag aus nur 3&nbsp;cm Höhe. Acetonperoxid ist damit einer der schlagempfindlichsten Stoffe.


Wenngleich Acetonperoxid leicht herstellbar ist und sich Experimente damit speziell bei Jugendlichen einer gewissen Beliebtheit erfreuen (Slangname auch „Apex“), ist dieser Stoff außerordentlich instabil und gefährlich und unterliegt darüber hinaus dem Sprengstoffrecht (insbesondere der Erlaubnispflicht des §&nbsp;27 Sprengstoffgesetz<ref>[http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/sprengg_1976/__27.html Sprenggesetz 1976]</ref>, sofern keine Ausnahmen nach der 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz für Forschung und Lehre greifen).
;Eigenschaften


Als chemisches Experiment wird an Schulen und Universitäten gelegentlich das Erhitzen weniger Milligramm feuchten trimeren Acetonperoxids frei auf einer stabilen Eisenplatte bis zum Detonieren des Peroxids vorgeführt.
Acetonperoxid ist flüchtig an [[Luft]] (würziger Geruch, Substanzverlust durch Sublimation (Physik) 6,5 % in 24 Stunden) und flüchtig mit [[Wasserdampf]] oder Ether. Trimeres Acetonperoxid zerfällt beim Erwärmen mit verdünnten Säuren (H<sub>2</sub>SO<sub>4</sub> 10 %) unter Rückfluss quantitativ in Aceton und Wasserstoffperoxid.
Hier sollte besser auf das [[Hexamethylentriperoxiddiamin]] (HMTD) ausgewichen werden, das bei geringerer Schlagempfindlichkeit und fehlender Tendenz zur Sublimation den gleichen didaktischen Vorführungswert hinsichtlich der Verpuffung oder Detonation hat.


Acetonperoxid lässt sich nicht mit herkömmlichen, auf [[Nitroverbindung]]en empfindlichen Sprengstoffdetektoren detektieren.
Es wird von Essigsäureanhydrid nicht verändert und reagiert nicht mit Kaliumiodid-Essigsäure.<br>
Von 1-Stoffmengenkonzentration|molarer Natronlauge wird es auch bei Erwärmen nicht angegriffen. Zinkstaub und Natronlauge Reduktion (Chemie) dimeres Acetonperoxid langsam in der Kälte.


Acetonperoxid ist reizend (bei nur geringer akuter Toxizität), entzündlich und hochexplosiv.<br>
Besonders empfindlich ist es auf [[Zündmittel|Zündung]] durch:
* [[Flamme]],
* [[Wärme]],
* Schlag
* [[Reibung]],
* [[statische Aufladung]].<br>
Eine Lagerung unter [[Wasser]] verringert die Empfindlichkeit und verhindert die Sublimation. Die Detonationsgeschwindigkeit beträgt 5290–5400&nbsp;m·s<sup>−1</sup> (Dichte 1,18–1,20&nbsp;g·cm<sup>−3</sup>) (Trimer). Die Sauerstoffbilanz ist −151,3  Die Bleiblockausbauchung beträgt 250&nbsp;ml/10 g für das Trimer. Die Schlagempfindlichkeit beträgt 0,3&nbsp; [[Joule|J]] (Trimer), die Reibempfindlichkeit 0,1&nbsp;N Stiftbelastung (Trimer).


'''Geschichtliches'''
Die Sprengkraft von Acetonperoxid liegt, je nach Testmethode, bei 80–100 % der Sprengkraft von Trinitrotoluol (TNT). Bei der [[Explosion]] von Acetonperoxid entstehen die für die Sprengwirkung verantwortlichen Gasmoleküle, ohne dass es zu einer extremen Hitzeentwicklung kommt, wie dies bei vielen anderen Sprengstoffen üblich ist.


Acetonperoxid wurde im Jahre 1895 von Richard Wolffenstein an der Technischen Hochschule Berlin bei der Untersuchung der Oxidation von [[Coniin]] mit Wasserstoffperoxid in Aceton als Lösungsmittel zufällig entdeckt. Ein Herstellungsverfahren für Acetonperoxid wurde von ihm im Jahre 1895 unter der Nummer D.R.P. 84953 in Deutschland zum Patent angemeldet. [[Baeyer-Villiger-Reaktion|Baeyer und Villiger]] publizierten im Jahre 1899 und 1900 einige Artikel über die Bildung dimeren und trimeren Acetonperoxids. Im Jahre 1925 wurde es zwar unter der Nummer D.R.P. 423,176 in Deutschland und verschiedenen anderen Ländern von den Sprengstoffwerken Dr. R. Nahnsen & Co. AG, Hamburg als angeblich sicherer und stabiler Initialsprengstoff zum Patent angemeldet.
In einem Schlagempfindlichkeit|Fallhammerversuch mit einem 1-kg-Fallhammer (üblich sind bei normalen Sprengstoffen Untersuchungen mit einem 2-kg-Fallhammer) detoniert es bei einem Schlag aus nur 3&nbsp;cm Höhe.


Die extreme Schlagempfindlichkeit, Flüchtigkeit (6,5&nbsp;% in 24&nbsp;h bei 14–18&nbsp;°C) und mangelnde Stabilität verhinderten jedoch jegliche praktische Nutzung (vgl. Rohrlich/Sauermilch) aufgrund der großen Gefährlichkeit.
Acetonperoxid lässt sich mit herkömmlichen, auf Nitroverbindungen empfindlichen Sprengstoffdetektoren nicht detektieren.


A.&nbsp;E. Thiemann schlug im Jahre 1942 die Nutzung von Acetonperoxid als Zusatz zur Verbesserung der [[Cetanzahl|Zündwilligkeit des Dieselkraftstoffs]] vor.


Tetrameres Acetonperoxid wurde erst im Jahre 1999 von chinesischen Forschern entdeckt.
;Analytik


Acetonperoxid sorgte immer wieder aufgrund unbeabsichtigter Bildung für spektakuläre Arbeitsunfälle, so z.&nbsp;B. 2001 in einem Labor an der Universität Bonn, wo ein 55-Liter-Abfallfass mit Chemikalienabfällen gefüllt wurde, die Acetonperoxid bilden konnten. Allerdings erfolgte hier kein Nachweis, ob tatsächlich eine Peroxidbildung erfolgt war.<ref>[http://online.wdr.de/online/news2/giftfass_bonn/index.phtml Giftfass Bonn]</ref>
Zur sicheren [[Forensik|forensischen]] Identifizierung von TATP an Tatorten oder substanzexponierten Personen kommen nach adäquater Probenahme die Kopplung der Gaschromatographie mit der UV-Spektroskopie zur Anwendung. Auch die Kopplung der HPLC mit der Massenspektrometrie eignet sich zur Bestimmung von TATP. Ein kürzlich entwickeltes spezifisches elektrochemisches Verfahren erlaubt ebenfalls die Unterscheidung des TATP von [[Sprengstoff]]en wie PETN, RDX, HMX und TNT.
<ref>[http://web.archive.org/web/20040722170906/http://kulka-net.de/HTML/BERUF/GA/010904.htm Giftabfälle]</ref>


Bei einem geplanten Anschlag auf mehrere Flugzeuge während des Fluges in die USA, der am 10.&nbsp;August 2006 in London verhindert werden konnte, sollte möglicherweise Acetonperoxid verwendet werden.<ref name='heise_Acetonperoxid'>[http://www.heise.de/newsticker/meldung/76695/ Heise Newsticker]</ref> Die Attentäter hätten die Rohstoffe (Aceton und Wasserstoffperoxid) in flüssiger Form in Trinkgefäßen in die Flugzeuge schleusen und dort den Sprengstoff ohne weiteren Katalysator herstellen können.<ref name='heise_Acetonperoxid' /> Die Praktikabilität eines solchen Unterfangens wird von Experten jedoch bezweifelt, da man zusätzlich eine dritte Flasche mit Salz- oder Schwefelsäure benötigen würde.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,431120,00.html Auch müsste das Peroxid abfiltriert werden. Die nachfolgende Trocknung würde einige Stunden Zeit benötigen. Der Spiegel]</ref> Ohne Säurekatalyse erfolgt selbst nach mehrwöchigen Stehen der Mischung aus Aceton und Wasserstoffperoxid keine Reaktion, wie schon Wolffenstein 1895 nachweisen konnte. Auch müsste das Peroxid nach der Herstellung von der Lösung abfiltriert werden. Die nachfolgende nötige Trocknung würde mehrere Stunden auf dem Filter dauern. Somit ist die „Flugzeugvariante“ in dieser Ausführung sehr unwahrscheinlich.


{{lückenhaft|Andere Anschläge bzw. Anschlagsversuche mit TATP – vgl. [[Diskussion:Wasserstoffperoxid#Terrorverdacht]]|Diesem Abschnitt}}
;Besondere Gefahren


Acetonperoxid kann am besten in Aceton und unter dessen Lösungsvermittlung in Diesel oder Biodiesel eingebracht werden. Aber auch die Löslichkeit in Aceton ist beschränkt und dürfte die 25&nbsp;% nicht überschreiten. In [[Dieselkraftstoff]] oder Pflanzenöl erhöht es die [[Cetanzahl]]. Da es preisgünstigere und ungefährlichere Lösungen gibt, wird es für diesen Zweck nicht verwendet.
Acetonperoxid ist, wie andere ähnlich gebaute Peroxide, äußerst explosiv. Acetonperoxid-Kristalle sind generell nicht stabil, jederzeit können Kristallbrüche entstehen, die zu einer Spontanexplosion führen, etwa durch Temperatur- und Lichtunterschiede. Trimeres Acetonperoxid Sublimation (Phasenübergang) schon bei 14–18&nbsp;°C, daher bilden sich bei Raumtemperatur in einem geschlossenen Gefäß im Bereich des Gefäßverschlusses schnell kleine Kristalle aus, die durch die Reibung beim Öffnen des Gefäßes zerbrechen und eine [[Explosion]] des Gefäßinhaltes auslösen.


Bei erhöhten Lagertemperaturen zersetzt sich Acetonperoxid innerhalb weniger Stunden. Wird eine Temperatur von 130&nbsp;°C erreicht, führt dies zur [[Explosion]]; es detoniert feucht noch bei einem Wassergehalt von 25 %.<br>
Bei direkter Berührung eines einzelnen kleinen Kristalls mit einer [[Flamme]] erfolgt dagegen eine relativ harmlose [[Verpuffung]].


'''Literatur'''
Als chemisches Experiment wurde an Schulen und Universitäten gelegentlich das Erhitzen feuchten trimeren Acetonperoxids im Milligramm-Bereich frei auf einer stabilen Eisenplatte bis zum Detonieren des Peroxids vorgeführt.<br>
Alternativ kann auf Hexamethylentriperoxiddiamin (HMTD) ausgewichen werden, das bei geringerer Schlagempfindlichkeit und fehlender Tendenz zur Sublimation den gleichen didaktischen Vorführungswert hinsichtlich der Detonation hat. Aufgrund der Handhabungsunsicherheit von Acetonperoxid und HMTD sowie der teils problematischen Vernichtung von Restmengen sind beide Stoffe für Lehrversuche jedoch generell einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.


* Rudof Meyer: ''Explosivstoffe'' Verlag Chemie. ISBN 3-527-25846-9
* Richard Escales: ''Initialexplosivstoffe.'' Survival Press, Radolfzell 2002. ISBN 3831139393
* Deutsche Chemische Gesellschaft (Hrsg.): ''Beilsteins Handbuch der organischen Chemie.'' Hrsg. v. Beilstein-Inst. für Literatur der Organ. Chemie. 31 Bde. Springer, Berlin 1918-31 (4.Aufl.).
* R. Wolffenstein, in: ''Berichte der deutschen Chemischen Gesellschaft.'' Friedländer, Berlin 28.1895, S.2265. {{ISSN|0365-9496}}
* Tadeusz Urbanski: ''Chemie und Technologie der Explosivstoffe.'' Bd 3. VEB deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1964, S.194ff.
* Basil T. Fedoroff u. a.: ''Encyclopedia of Explosives and related items.'' Technical Report 2700. 11 Bde. Picatinny Arsenal, Dover NJ 1960ff.
** Bd 1. Dover NJ 1960, S.A-41.
** Bd 7. Dover NJ 1975, S.H-83.
* M. Rohrlich, W. Sauermilch, in: ''Zeitschrift für das gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen.'' München 98.1943, S.38. {{ISSN|0372-8935}}
* Tenney L Davis: ''Chemistry of Powder and Explosives.'' Wiley, New York 1941-1943.
* A. E. Thiemann, in: ''Automobiltechnische Zeitschrift'' (ATZ). Vieweg, Stuttgart 45.1942, 454. {{ISSN|0001-2785}}
* H. Jiang, G. Chu, H. Gong, Q. D. Qiao, in: ''Journal of chemical research.'' Synopsis, London 288.1999.  {{ISSN|0308-2342}}
* J. Gartz: ''Vom griechischem Feuer zum Dynamit – eine Kulturgeschichte der Explosivstoffe''. E. S. Mittler & Sohn, Hamburg 2007. ISBN 978-3-8132-0867-2


;Rechtsstatus


'''Weblinks'''
Acetonperoxid ist nach dem [[Sprengstoffgesetz (Deutschland)|SprengG]] als explosionsgefährlich eingestuft und wurde der Stoffgruppe A zugeordnet. Es unterliegt dem Sprengstoffrecht (insbesondere der Erlaubnispflicht aus § 27 des Sprengstoffgesetzes), sofern keine Ausnahmen nach der 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz für Forschung und Lehre greifen.


* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/398174/ Bericht im Deutschlandfunk: ''Detektionsverfahren für Plastiksprengstoff'']








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<br />{{Wikipedia}}
<br />{{Wikipedia}}
   
   


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[[Kategorie:Brandschutz in Betrieben]]
[[Kategorie:Brandlehre]]
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[[Kategorie:Naturwissenschaft]]
[[Kategorie:Technik]]
[[Kategorie:Technik]]

Aktuelle Version vom 6. März 2024, 10:44 Uhr

Brände in Betrieben beinhalten ein sehr hohes Gefahrenpotential
Foto: PH
Lebenswichtig ist die Erdung z. B. beim Umfüllen von Acetonperoxid
Foto: Ing. Sebastian Herrgesell

Acetonperoxid (auch bekannt als APEX oder TATP) ist ein hochexplosiver Stoff mit der Schlagempfindlichkeit eines Initialsprengstoffs.

Wie die meisten organischen Peroxide ist auch Acetonperoxid instabil und kann durch Stoß, Wärme und Reibung zerfallen und heftig detonieren, ist aber im Unterschied zu weniger gefährlichen Peroxiden wie Dibenzoylperoxid viel empfindlicher gegen Schlag und Wärme.

Man unterscheidet dimeres, trimeres und tetrameres Acetonperoxid, welche unter unterschiedlichen Bedingungen (z. B. in Abhängigkeit vom benutzten Katalysator) gebildet werden.

Alle Acetonperoxide sind hochexplosiv und bergen dadurch ein hohes Gefahrenpotential.
Acetonperoxid sollte nach ersten Angaben der Sicherheitsbehörden (von APEX war in späteren Stellungnahmen keine Rede mehr) bei den Anschlägen auf Londoner Flugzeuge im Jahr 2006 verwendet werden; allerdings ist es unwahrscheinlich, dass es den Terroristen gelungen wäre, den Sprengstoff rechtzeitig zu trocknen.


Eigenschaften

  • flüchtig an Luft (würziger Geruch, Substanzverlust durch Sublimation 68,6 % in 14 Tagen)
  • flüchtig mit Wasserdampf oder Ether. Trimeres Acetonperoxid zerfällt beim Erwärmen mit verdünnten Säuren (H2SO4 10 %) unter Rückfluss quantitativ in Aceton und Wasserstoffperoxid
  • es wird von Essigsäureanhydrid nicht verändert und reagiert nicht mit Kaliumiodid-Essigsäure
  • es wird von 1 N Natronlauge auch beim Erwärmen nicht angegriffen
  • Zinkstaub und Natronlauge reduzieren dimeres Acetonperoxid langsam in der Kälte
  • reizend (bei nur geringer akuter Toxizität), entzündlich, hochexplosiv
  • besonders empfindlich gegen Zündung durch Flamme, Wärme, Schlag und Reibung
  • Lagerung unter Wasser verringert die Empfindlichkeit und verhindert die Sublimation
  • Detonationsgeschwindigkeit: 4500–5500 m/s (Dichte 0,9–1,2 g·cm−3)(trimeres A.)
  • Sauerstoffwert: −151,3 %
  • Bleiblockausbauchung: 250–340 ml/10 g (je nach Autor)
  • Schlagempfindlichkeit: 0,03 Pond|kp·m = 0,3 Newtonmeter|Nm
  • Reibeempfindlichkeit: 0,01 kp



Bildung

Trimeres Acetonperoxid (Schmelzpunkt 97 – 131,5 °C) entsteht bei Einwirken von Wasserstoffperoxid auf Aceton in Gegenwart verdünnter Säuren als Katalysator.

Bei Anwesenheit von Salzsäure, Schwefelsäure oder Phosphorsäure verlaufen die Reaktionen, in Abhängigkeit wie viel von dem Katalysator beigemengt wurde, stark exotherm (Explosionsgefahr). Bei mangelnder Kühlung entsteht bei der Reaktion mit Salzsäure unter Kochen das Tränengas Chloraceton.

Die Herstellungsmöglichkeit des dimeren Produktes besteht in der Umsetzung von Aceton mit Peroxomonoschwefelsäure (Carosche Säure) und die Oxidation von Diisopropylether durch Luftsauerstoff oder bei einer Ozonolyse. Bei unsachgemäßer Lagerung von Diisopropylether kann daher Acetonperoxid entstehen. Zur Vernichtung solcher Peroxide werden Kupfer(I)-Verbindungen zur Reduktion (Chemie) eingesetzt.

Tetrameres Acetonperoxid wurde vor wenigen Jahren in obiger Reaktion bei Verwendung von Lewis-Säuren als Katalysator gewonnen.

Acetonperoxid kann in erheblichen Mengen beim bloßen Vermischen von Aceton mit wasserstoffperoxidhaltigen Lösungen nach mehrtägiger Lagerung des Gemischs entstehen.
So entdeckte es der Berliner Chemiker Richard Wolffenstein bereits 1895.


Darstellung

Acetonperoxid kann in erheblichen Mengen beim bloßen Vermischen von Aceton mit wasserstoffperoxidhaltigen Lösungen nach mehrtägiger Lagerung des Gemischs entstehen.
So entdeckte es der Berliner Chemiker Richard Wolffenstein (Chemiker) bereits 1895.

Trimeres Acetonperoxid (Schmelzpunkt 91,5 °C) entsteht bei Einwirken von Wasserstoffperoxid auf Aceton in Gegenwart verdünnter Säuren als Katalysator.

Bei Anwesenheit von Salzsäure, Schwefelsäure oder Phosphorsäure verlaufen die Reaktionen in Abhängigkeit vom pH-Wert unterschiedlich stark exotherm (Explosionsgefahr). Bei mangelnder Kühlung entsteht bei der Reaktion mit Salzsäure unter Kochen das Tränengas Chloraceton.

Das dimere Produkt lässt sich entweder durch die Umsetzung von Aceton mit Peroxomonoschwefelsäure (Carosche Säure), durch die Oxidation von Diisopropylether mit Luftsauerstoff oder durch Ozonolyse herstellen. Bei unsachgemäßer Lagerung von Diisopropylether kann daher Acetonperoxid entstehen. Zur Vernichtung solcher Peroxide werden Kupfer(I)-Verbindungen zur Reduktion (Chemie) eingesetzt.

Tetrameres Acetonperoxid wurde 1998 in obiger Reaktion bei Verwendung von Lewis-Säuren als Katalysator gewonnen.


Eigenschaften

Acetonperoxid ist flüchtig an Luft (würziger Geruch, Substanzverlust durch Sublimation (Physik) 6,5 % in 24 Stunden) und flüchtig mit Wasserdampf oder Ether. Trimeres Acetonperoxid zerfällt beim Erwärmen mit verdünnten Säuren (H2SO4 10 %) unter Rückfluss quantitativ in Aceton und Wasserstoffperoxid.

Es wird von Essigsäureanhydrid nicht verändert und reagiert nicht mit Kaliumiodid-Essigsäure.
Von 1-Stoffmengenkonzentration|molarer Natronlauge wird es auch bei Erwärmen nicht angegriffen. Zinkstaub und Natronlauge Reduktion (Chemie) dimeres Acetonperoxid langsam in der Kälte.

Acetonperoxid ist reizend (bei nur geringer akuter Toxizität), entzündlich und hochexplosiv.
Besonders empfindlich ist es auf Zündung durch:

Eine Lagerung unter Wasser verringert die Empfindlichkeit und verhindert die Sublimation. Die Detonationsgeschwindigkeit beträgt 5290–5400 m·s−1 (Dichte 1,18–1,20 g·cm−3) (Trimer). Die Sauerstoffbilanz ist −151,3 Die Bleiblockausbauchung beträgt 250 ml/10 g für das Trimer. Die Schlagempfindlichkeit beträgt 0,3  J (Trimer), die Reibempfindlichkeit 0,1 N Stiftbelastung (Trimer).

Die Sprengkraft von Acetonperoxid liegt, je nach Testmethode, bei 80–100 % der Sprengkraft von Trinitrotoluol (TNT). Bei der Explosion von Acetonperoxid entstehen die für die Sprengwirkung verantwortlichen Gasmoleküle, ohne dass es zu einer extremen Hitzeentwicklung kommt, wie dies bei vielen anderen Sprengstoffen üblich ist.

In einem Schlagempfindlichkeit|Fallhammerversuch mit einem 1-kg-Fallhammer (üblich sind bei normalen Sprengstoffen Untersuchungen mit einem 2-kg-Fallhammer) detoniert es bei einem Schlag aus nur 3 cm Höhe.

Acetonperoxid lässt sich mit herkömmlichen, auf Nitroverbindungen empfindlichen Sprengstoffdetektoren nicht detektieren.


Analytik

Zur sicheren forensischen Identifizierung von TATP an Tatorten oder substanzexponierten Personen kommen nach adäquater Probenahme die Kopplung der Gaschromatographie mit der UV-Spektroskopie zur Anwendung. Auch die Kopplung der HPLC mit der Massenspektrometrie eignet sich zur Bestimmung von TATP. Ein kürzlich entwickeltes spezifisches elektrochemisches Verfahren erlaubt ebenfalls die Unterscheidung des TATP von Sprengstoffen wie PETN, RDX, HMX und TNT.


Besondere Gefahren

Acetonperoxid ist, wie andere ähnlich gebaute Peroxide, äußerst explosiv. Acetonperoxid-Kristalle sind generell nicht stabil, jederzeit können Kristallbrüche entstehen, die zu einer Spontanexplosion führen, etwa durch Temperatur- und Lichtunterschiede. Trimeres Acetonperoxid Sublimation (Phasenübergang) schon bei 14–18 °C, daher bilden sich bei Raumtemperatur in einem geschlossenen Gefäß im Bereich des Gefäßverschlusses schnell kleine Kristalle aus, die durch die Reibung beim Öffnen des Gefäßes zerbrechen und eine Explosion des Gefäßinhaltes auslösen.

Bei erhöhten Lagertemperaturen zersetzt sich Acetonperoxid innerhalb weniger Stunden. Wird eine Temperatur von 130 °C erreicht, führt dies zur Explosion; es detoniert feucht noch bei einem Wassergehalt von 25 %.
Bei direkter Berührung eines einzelnen kleinen Kristalls mit einer Flamme erfolgt dagegen eine relativ harmlose Verpuffung.

Als chemisches Experiment wurde an Schulen und Universitäten gelegentlich das Erhitzen feuchten trimeren Acetonperoxids im Milligramm-Bereich frei auf einer stabilen Eisenplatte bis zum Detonieren des Peroxids vorgeführt.
Alternativ kann auf Hexamethylentriperoxiddiamin (HMTD) ausgewichen werden, das bei geringerer Schlagempfindlichkeit und fehlender Tendenz zur Sublimation den gleichen didaktischen Vorführungswert hinsichtlich der Detonation hat. Aufgrund der Handhabungsunsicherheit von Acetonperoxid und HMTD sowie der teils problematischen Vernichtung von Restmengen sind beide Stoffe für Lehrversuche jedoch generell einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.


Rechtsstatus

Acetonperoxid ist nach dem SprengG als explosionsgefährlich eingestuft und wurde der Stoffgruppe A zugeordnet. Es unterliegt dem Sprengstoffrecht (insbesondere der Erlaubnispflicht aus § 27 des Sprengstoffgesetzes), sofern keine Ausnahmen nach der 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz für Forschung und Lehre greifen.



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