Dämmung und Brandschutz
Energetische Sanierung, Energieeinsparung und Dämmstoffe gehören untrennbar zusammen.
Nicht vergessen werden darf dabei aber der Brandschutz.
Was nutzt eine Fw90-Wand, wenn darauf brennbare Baustoffe aufgebracht werden, die im Schadensfall die Brand- und Rauchlast erhöhen. Mit Dämmstoffen kann ein Brandrisiko verbunden sein, denn viele davon sind brennbar.
Bricht ein Brand aus, verhalten sich alle brennbaren Stoffe gleich:
- a) Das Material erhitzt sich durch eine Zündquelle, bis es anfängt zu brennen.
- b) Die Flammen breiten sich auf der Oberfläche des Materials aus und erhitzen es weiter.
- c) Das brennende Material erhitzt seine Umgebung und kann dadurch weiteres Material entzünden.
- d) Die Verbrennung setzt brennbare Gas und Rauch frei.
Der Brandverlauf ist von vielen Faktoren abhängig und kann deshalb nicht vorausgesagt werden.
Wie hoch ist die Brandlast (wie viel Material kann brennen), wie ist das Material im Raum gelagert oder angeordnet (Vorhänge, Teppich, Möbel), wie ist die Oberfläche des Materials beschaffen, welche Materialdichte herrscht vor (Holzbalken brennen anders als Holzwolle),
welche Luftzufuhr ist vorhanden (Lüftungsöffnungen, Wind, starker Wind), aus welchem Material besteht die Baukonstruktion und dergleichen Faktoren mehr.
Daher wird mit baulichem Brandschutz vorgesorgt:
- a) Personenschutz hat oberste Priorität und geht vor Sachschutz
- b) Vorbeugung der Entstehung
- c) Verhinderung der Ausbreitung
- d) Möglichkeit der wirksamen Brandbekämpfung
Die meisten Brandtoten sind bekanntlich Rauchtote, die durch Rauch und toxische Gas (insbesondere aus Kunststoffen) erstickt oder vergiftet wurden. Da Personenschutz höchste Priorität hat, gilt es Kunststoffe zu minimieren.
Baustoffklassen:
Das Brandverhalten von Baustoffen mit deren Prüfung und Beurteilung wird in Deutschland mit der DIN 4102 beurteilt und eingeteilt. Baustoffklasse A 1 nicht brennbar
- A 2 nicht brennbar
- B 1 schwer entflammbar
- B 2 normal entflammbar
- B 3 leicht entflammbar
Die Unterscheidung erfolgt zwischen den
- nicht brennbaren Baustoffen der Klasse A und den
- brennbaren Baustoffen der Klasse B.
Als Baustoff gelten auch Plattenwerkstoffe, Folien, Pappen, Dämmstoffe und Beschichtungen. Die Norm berücksichtigt nur das Brandverhalten „reiner“ Dämmstoffe, d. h. ohne Beschichtungen oder Trägerlagen, Bindemittel, Kleber, Treibmittel, Flammschutzmittel, Kleber oder Kaschierungen, die natürlich das Brandverhalten beeinflussen. Verbundbaustoffe oder Mehrschichtplatten können als eigenständiger Baustoff gelistet sein bzw. wären dann anders zu beurteilen. Baustoffe, die die Klasse B2 nicht erreichen, sind automatisch B3 und dürfen im Bauwesen nicht eingesetzt werden.
Viele Dämmstoffe sind für sich allein brennbar oder entflammbar. In der Praxis werden sie aber
nur selten so eingesetzt, sondern meistens in Verbindung mit Geweben, Putzen und dergleichen.
Somit ändert sich in der Summe auch das Brandverhalten. Es ist deshalb sehr schwer, die
Dämmstoffe pauschal in brennbar und nichtbrennbar einzuteilen.
Die EU ändert derzeit die Prüfvorschriften und Klassifizierungen. So wird die Norm DIN 4102
ersetzt durch die DIN EN 13501, deren Grundlage der normierte Single-Burning-Item-Test (SBI)
nach DIN EN 13823 darstellt.
Die Einordnung der Baustoffe er folgt dann in die EURO-Klassen A B C D E F.
Eine Erweiterung erfolgt nach Menge des entstehenden Rauches (s = smoke) mit der Abstufung 1 (wenig) – 3 (stark).
Hinzu kommt das Abtropfverhalten (d = drop), ebenfalls mit Abstufen 0 – 2.
Baurecht
Sind aufgrund von Höhe, Größe, Brandbelastung oder Lage des Gebäudes Anforderungen an eine
Wand, die Fassade oder Fenster hinsichtlich vorbeugenden Brandschutz gestellt, darf dieser durch
das Anbringen von Dämmung oder durch neue Fenster nicht verschlechtert werden. Gleiches gilt
für zu dämmende Decken und Wände von Garagen, wenn diese eine gewisse Größe je nach
Landesbaurecht überschreiten, denn oftmals sind diese gleichzeitig auch die Grenze der wärmeumfassenden Gebäudehülle.
Die DIN 4102-4 fordert für Brandschutzkonstruktionen Dämmplatten mit einem Schmelzpunkt
von mehr als 1.000°C, bestimmte Rohdichte [kg/m³] und Dämmdicke. Hier können natürlich nur
Dämmstoffe wie z. B. Mineralwolle eingesetzt werden, die diese Voraussetzungen erfüllen.
Es kann deshalb nicht falsch sein, bereits in der Planungsphase mit Feuerwehr oder Brandschutzbeauftragen Rücksprache zu nehmen. Unabhängig davon muss die ausführende Firma mittels
Unternehmererklärung versichern, dass die Arbeiten nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung
und des Brandschutzes ausgeführt wurden.
Dämmstoffe
Sie unterscheiden sich nach Lieferform (Platte, Schüttung, Matte), chemischer Aufbau (Organisch,
anorganisch), Herkunft (synthetisch, natürlich)und Verwendungszweck (Wärmedämmung,
Trittschalldämmung).
Dämmstoffe werden nach Normen oder bauaufsichtlichen Zulassungen hergestellt, die derzeit auf
europäischer Ebene vereinheitlicht und aktualisiert werden. Dabei wird festgelegt, welche
Angaben und Werte enthalten sein müssen.
Beispiel:
- Wärmedämmstoff aus Polyurethan-Hartschaum
- Wärmedämmstoff DIN 18 164 - PUR - P - WD - 025 - B2 – 100
- P = Lieferform Platte,
- WD = Anwendung für Wand, Dach, 025 = Wärmeleitfähigkeitsgruppe, B2 = Baustoffklasse,
100 = Dämmstoffdicke in mm
Kunststoffe
Kunststoffe sind heute aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Ihre wärmetechnischen
Eigenschaften, ihre Langlebigkeit, ihre meist einfache und sichere Handhabung führen dazu, dass
dieses Material zunehmend eingesetzt wird. Ob im Innen- oder Außenbereich von Gebäuden - bei
Fenstern, Bodenbelägen, Abdichtungen, Fassaden, Elektroinstallationen, Rohren oder Dämmstoffen
- in keinem anderen Einsatzbereich zeigt Kunststoff eine solche Vielfalt.
In der Öffentlichkeit gibt es viele, oft vorschnelle und wenig fundierte Meinungen zum Thema
Brandverhalten von Kunststoffen. Häufig ist zu hören: “Plastik schmilzt, tropft brennend ab”, also
kurz gesagt “Kunststoff brennt wie Zunder” und ist eine Gefahr für Mensch, Umwelt und Eigentum.
Hier herrscht nach wie vor ein großer Diskussions- und Aufklärungsbedarf.
Siehe dazu auch folgenden Artikel:
Brandverhalten elastomerer Dämmstoffe / Kunststoffe
Polystyrol (PS) ist ein transparenter, amorpher oder teilkristalliner Thermoplast und als weit verbreiteter Kunststoff in vielen Bereichen bekannt. Polystyrol wird entweder als thermoplastisch verarbeitbarer Werkstoff oder als Schaumstoff eingesetzt. Bekannte Handelsnamen für Polystyrol sind Lustron, Styropor, Styrodur, Styroflex. PS ist gegen wässrige Laugen und Mineralsäuren beständig, gegenüber Lösungsmitteln wie Benzin, Ketonen und Aldehyden aber nicht. Außerdem ist es UV-empfindlich.
Festes Polystyrol ist glasklar, hart und schlagempfindlich. Es hat einen fast glasartigen Klang
beim Beklopfen ("Butterdose"). Es verrbennt mit leuchtender gelber rußender Flamme und sinkt
süsslich nach Strol.
Geschäumtes Polystyrol hat im Vergleich zu festem Polystyrol eine gerimnge mechanische
Festigkeit und Elastizität. Es ist weiß, undurchsichtig und hat eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit.
Schaumpolystyrol ist besonders unter dem Handelsnamen Styropor (® BASF) bekannt. Nur die
Hersteller von EPS (Expandierter Polystyrol-Hartschaum) dürfen danach ihr Material Styropor
nennen. Je nach Herstellungsart wird zwischen dem grobporigen EPS, z. B. Styropor (® BASF)
und dem feinporigeren XPS (Extrudierter Polystyrol-Hartschaum) z. B. Styrodur (® BASF)
unterschieden. XPS wird aufgrund seiner hohen Druckfestigkeit und geringen Wasseraufnahme
beispielsweise bei der Dämmung von Gebäuden gegen Erdreich eingesetzt.
Brandbarriere
Aus Brandschutzgründen ist bei brennbaren Dämmplatten wie Polystyrol-Dämmplatten mit Dicken
über 10cm und B1-Ausführung über den Außenwandöffnungen jeweils eine Brandbarriere
erforderlich (mind. 20cm nach oben und 30cm seitlich überragend). Sie soll aus nichtbrennbarem
Dämmmaterial z. B. Mineralwolle (Klasse A nach DIN 4102-1) bestehen.
Anstelle über jeder Öffnung kann auch in jedem zweiten Geschoss ein über das gesamte Geschoss führender Brandriegel eingebaut werden.
Quelle:
siehe: