Kerze: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Artikel behandelt die Lichtquelle Kerze, weitere Bedeutungen unter Kerze (Begriffsklärung)
[[Datei:Adventskranz BF München 20.12.2020 n.jpg|thumb|300px|Dieser '''[[Adventskranz]]''' geriet in einer [[Kirche]] in [[Brand]].<br>Achten sie auf [[Kerze]]n, den richtigen [[Docht]], [[Lichterkette]]n und Deko.<br>Geprüft wird ob eine [[Straftat]], wenn auch [[Fahrlässigkeit]] vorliegtFoto: [https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kreisverwaltungsreferat/Branddirektion-Muenchen.html BF München] ]]
[[Bild:180px-Candleburning.jpg|reigt|framed|Brennende [[Kerze]]. Author Matthew Bowden]]
[[Datei:Kerzenstände Oma.jpg|thumb|300px|ein alter, sicherer Kerzenständer<br/>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
[[Bild:180px-Candlespace.jpg|right|framed|Kerzenflamme in der Schwerelosigkeit. Author NASA Marshall Space Flight Center (NASA-MSFC)]]
[[Datei:Kerze Raphael.jpg|thumb|300px|[[Kerze]] auf dem Friedhof<br/>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
[[Datei:Trauerfeier TH Kerzene LED RS 26.09.23.jpg|thumb|300px|Kerzen, auch [[LED]] Kerzen bei einer Trauerfeier<br>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
[[Datei:Räucherkerzen RS 11-23.jpg|thumb|300px|eine andere Art einer Kerze ist die [https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A4ucherkerze Räucherkerze]<br>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
Kerzen dienten früher, neben [[Fackel]]n, Öl- und Talglampen, für die [[Beleuchtung]]. Kerzen werden heute noch in der Kirche, zu Hause oder bei Festen verwendet, um eine entspannte oder feierliche Atmosphäre zu schaffen.


Kerzen dienten früher, neben Fackeln, Öl- und Talglampen, als Lampen für die Lichterzeugung und Beleuchtung. Kerzen werden heute noch in der Kirche, zu Hause oder bei Festen verwendet, um eine entspannte oder feierliche Atmosphäre zu schaffen.


'''Etymologie'''


'''Funktion'''
Die Wortherkunft der althochdeutschen Form ''cherza'' ist unklar; es wird jedoch von einem lateinischen Ursprung ausgegangen: Die ältere Theorie sieht eine Entlehnung aus lat. ''charta'' „Blatt der Papyrusstaude, Papier“, dessen Bedeutung auf die Herstellung aus in Wachs getränktem aufgewickelten Papier hinweist, eine andere Gruppe von Etymologen um Wolfgang Pfeifer nimmt an, dass „Kerze“ auf lat. ''(candēla) cērāta'' „Wachslicht“ zurückgeht.<br>
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Fotos: [[Rainer Schwarz]]<br>
Fotos anklicken
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Datei:Kerze RS 2021.jpg|Kerze mit festem Stand, aber mit Dekoband
Datei:Kerze 1 RS 2021.jpg|das Dekoband beginnt zu brennnen
Datei:Kerze 2 RS 2021.jpg|die [[Flamme]] wird größer
Datei:Kerze 3 RS 2021.jpg|die [[Flamme]] wird schnell größer,<br>so entsteht ein [[Brand]]
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'''Geschichte'''


Ein saugfähiger, nicht schmelzbarer Docht, meist aus geflochtenen Baumwollfäden, ist von niedrigschmelzendem Wachs umgeben. Nach Anzünden des Dochts schmilzt das Wachs. Durch die Kapillarwirkung des Dochts wird Wachs in die Flamme transportiert, wo es verdampft, um dann in Gegenwart von Sauerstoff zu verbrennen. Die Konvektion, das heißt das Aufsteigen der warmen Verbrennungsgase, versorgt die Flamme mit unverbrauchter Luft und gibt der Kerzenflamme die charakteristische langgestreckte Form. Die Kerze erlischt, wenn der Sauerstoffgehalt auf weniger als ca. 16%[1] sinkt.
Öllampen und Talglampen waren die Vorgänger der Kerzen. Als Sonderform kamen ab dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. Wachsfackeln auf. Wohl seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. verwendeten die Römer niedrige Talg-, Pech (Stoff)|- und Wachskerzen. Die Griechen hatten Kerzen vorher offenbar gar nicht gekannt. Vor allem der Bedarf der christlichen Kirche führte dazu, dass Bienenwachs als Kerzenrohstoff zu einem wichtigen Handelsgut des Mittelalters wurde. Außerhalb der Kirchen und Adelshäuser wurden Kienspan|Kienspäne oder Kerzen aus minderwertigem Talg verwendet, so genannte Unschlittkerzen, in Nordwesteuropa auch die Binsenlichter. Das zur Herstellung der Unschlittkerzen benötigte Fett wurde aus Rinderfettgewebe oder Hammeltalg gewonnen. Dementsprechend rochen und [[ruß]]ten Unschlittkerzen stark. Bei allen Kerzen aus diesen Brennstoffen musste der Docht regelmäßig „geschneuzt“ (gekürzt) werden, um Rußen und Tropfen zu vermeiden.


In der Schwerelosigkeit brennt eine Kerze mit einer kugelförmigen Flamme. Die Verbrennungsrate ist gering, da der Sauerstoff nur über Diffusion zur Flammzone vordringen kann. Es bildet sich kein Ruß, dafür lässt sich das bläuliche Licht der angeregten Verbrennungsgase beobachten (s.a. unten).
Seit 1061 ist aus Frankreich eine Innung der Lichtzieher bekannt, im 14. Jahrhundert eine Innung der Kerzengießer in Hamburg. Zwei Kerzenhändlergesellschaften gab es seit dem späten Mittelalter in London, die Wax Chandlers|Wachskerzenhändler und die Tallow Chandlers|Talgkerzenhändler.


Wird der Docht zu lang, beginnt die Kerze zu rußen. Der Grund ist die unvollständige Verbrennung des Wachsdampfes. Moderne Kerzen enthalten deshalb einen asymmetrisch geflochtenen Docht. Beim Brennen neigt er sich zur Seite und der obere Bereich verglüht (siehe glühende Dochtspitze im Bild). In früheren Zeiten musste zur Vermeidung des Rußens der Docht regelmäßig gekürzt („geschneuzt“) werden. Die sogenannte Schnuppe lässt sich dabei effektiv mit der speziellen Dochtschere abtrennen.
Talgkerzen wurden im 17. Jahrhundert mit Arsen(III)-oxid geweißt. Erst ab 1725 gab es mit dem Walrat einen von sich aus weißen Kerzengrundstoff, der vornehmlich für Luxuskerzen benutzt wurde.


In einer Stunde verbrennt eine Kerze ca. 3 bis 8 g Wachs. Sie erzeugt eine Heizleistung von 50-100 W. Die Lichtausbeute beträgt 0,1-0,2 lm/W.[[Bild:360px-Kerze zonen.png|right|framed|Brennende Kerze, rechts schematisch mit Verbrennungszonen (siehe Text).
Henri Braconnot und François Simonin erzeugten 1818, erste Stearin-Kerzen. De Milly führte ab 1831 eine Reihe von Verbesserungen ein wie das Tränken der Dochte mit Salzlösungen, die Vermeidung der Kristallisation der Stearinsäure, das Pressen und Gießen der Kerzen (Millykerzen). Kurz nach der Erfindung von Paraffin wurden nach ersten Versuchen 1839 von Seligue in Paris und von Young in Manchester (England) Kerzen hergestellt.
Author de:User:Anton]]
'''Flamme'''


Die Verbrennungszonen einer Kerzenflamme zeigt die Abbildung rechts. Die heißesten Bereiche liegen außerhalb der gelbleuchtenden Flamme und tragen nicht zur Lichterzeugung bei. Die Erklärung dafür liefert das Kirchhoffsche Strahlungsgesetz, das einen Zusammenhang zwischen Strahlungsemission und Absorption eines Körpers herstellt.


Sauerstoff und andere beteiligte Gase sind nahezu durchsichtig, weshalb sie auch bei Temperaturen von 1400 °C kein Licht aussenden. Schwarze Rußteilchen in der Flamme leuchten intensiv (schwarzer Körper).
'''Religion und Brauchtum'''
[[Datei:Kerzen Normandie RS.jpg|thumb|300px|Religion und Brauchtum<br>Foto: [[Rainer Schwarz]] ]]
Das Anzünden einer Kerze ist in den religiösen Vorstellungen vieler Kulturen bedeutsam. Eine brennende Kerze symbolisiert die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet. Die Altarkerzen, das Anzünden der Osterkerze symbolisieren im Christentum die Auferstehung, d.&nbsp;h. Jesu Triumph über den Tod, oder auch Jesus, der als Licht in die Welt kommt und die Dunkelheit erhellt. In der katholischen Messliturgie spielt die Wandlungskerze eine Rolle. Außerhalb der Liturgie werden Opferkerze]]n aufgestellt.


In Zone 1 wird das Wachs verdampft und lediglich teilweise verbrannt, da Sauerstoff von außen nicht genügend schnell hinein diffundiert. Die Temperatur liegt hier bei ca. 600 bis 800 °C und steigt in Zone 2 auf 1000 °C. Die bläuliche Farbe entsteht durch Strahlungsübergänge angeregter Moleküle der Verbrennungsgase. In Zone 3 (Glühzone) wird das vor allem aus Kohlenwasserstoffketten bestehende Wachs durch den Verbrennungsprozess zerlegt. Dieser wandelt den Kohlenstoff der Kohlenwasserstoffketten in Kohlendioxid und den Wasserstoff in Wasserdampf um. Durch einen unvollständig ablaufenden Verbrennungsprozess lagert sich Kohlenstoff zu Rußteilchen zusammen, die bei 1200 °C glühen und dadurch das helle Leuchten erzeugen. Die Zone 4, die Flammenoberfläche, ist die aktivste Zone der Kerze. Die brennbaren Bestandteile aus dem Wachs finden genügend Sauerstoff für die vollständige Verbrennung und erzeugen hier Temperaturen von bis zu 1400 °C.
In nordischen und germanischen Kulturen kam dem Anzünden der ''Julkerze'' einige Tage vor der Sonnenwende|Wintersonnenwende zum Julfest eine vergleichbare Bedeutung zu: Sie sollte die Sonne ermutigen, die Dunkelheit zu besiegen und zurückzukehren. Dieser ehemals nordische Brauch lebt heute im Anzünden der mit einer christlichen Bedeutung versehenen Advents- und Weihnachtskerzen weiter.


Bläst man eine Kerze aus, steigen Paraffin- bzw. Wachsdämpfe auf. Sie lassen sich entzünden und können die Kerze wieder zum Brennen bringen. Diese sogenannte Rauchdurchzündung ist bei einer Kerze harmlos, nicht aber, wenn es sich um größere Brände in einem Raum handelt.
Auf Gräbern werden zur Erinnerung an die Verstorbenen vor allem zu Allerheiligen Grablichter aufgestellt.




'''Materialien'''
'''Aufbau und Funktionsweise'''


Als Wachs diente früher Bienenwachs, heute meist Stearin oder Paraffin mit einem Schmelzpunkt um 60 °C.
Ein saugfähiger Docht, meist aus geflochtenen Baumwolle|Baumwoll Faden|fäden, ist umgeben von Wachs oder einem ähnlichen [[Brennstoff]], der bei niedriger [[Temperatur]] schmilzt (typisch sind etwa 60&nbsp;[[Grad Celsius|°C]]; der Docht schmilzt dabei nicht). Nach Anzünden des Dochts schmilzt das Wachs. Durch die Kpillarität|Kapillarwirkung des Dochts wird Wachs in die [[Flamme]] transportiert, wo es verdampft, um dann in Gegenwart von [[Sauerstoff]] zu [[Verbrennung (Chemie)]] Die [[Konvektion]], das heißt das Aufsteigen der warmen Verbrennungsgase, versorgt die [[Flamme]] mit unverbrauchter [[Luft]] und gibt der Kerzenflamme die charakteristische langgestreckte Form.<br>
Die Kerze erlischt, wenn der Sauerstoffgehalt auf etwa 10-14 % sinkt.


Stearin wird seit 1811 meist zu etwa 80-100% aus pflanzlichen Fetten (Palmfett oder Kokosfett) hergestellt. Der Restanteil sind tierische Fette (Rindertalg oder sonstige Fette). Paraffin wird seit etwa 1830 aus Erdöl gewonnen. Auch Stearinkerzen enthalten mitunter zur Erhöhung der Bindefähigkeit geringe Mengen an Paraffin.
Wird der Docht zu lang, beginnt die Kerze zu rußen. Der Grund ist die unvollständige Verbrennung des Wachsdampfes. Moderne Kerzen enthalten deshalb einen asymmetrisch geflochtenen Docht mit Spannfäden. Dadurch neigt er sich beim Brennen zur Seite und tritt aus der Flamme aus. Hier kommt er mit Sauerstoff in Berührung und kann verglühen (siehe glühende Dochtspitze im Bild). Früher musste zur Vermeidung des Rußens der Docht regelmäßig gekürzt („geschneuzt“) werden. Zum Abtrennen der sogenannten Schnuppe gibt es spezielle Dochtscheren.


Stearinkerzen verursachen beim Abbrennen weniger Ruß als die wesentlich stärker verbreiteten Paraffinkerzen und damit auch weniger Schadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) oder Dioxine und Furane. Sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, negativ fällt bei ihnen die Rodung Tropischen Regenwalds zur Anlage von Kokos- und Palmölplantagen ins Gewicht.
In einer Stunde verbrennt eine Kerze etwa 3 bis 8&nbsp; Gramm|g Wachs. Sie erzeugt eine Heizwert|Heizleistung von 38 bis 100&nbsp;[[Watt]] (Einheit)|W. Die Lichtausbeute beträgt 0,1 bis 0,2&nbsp; Lumen (Einheit)|lm/W.


Nach vom Verband deutscher Kerzenhersteller e.V. in Auftrag gegebenen Gutachten jedoch sind die Unterschiede bei der Rußentstehung qualitativ hochwertiger Stearin- und Paraffinkerzen nicht eindeutig nachweisbar. Viel entscheidender für die Menge des entstehenden Rußes sei die Qualität der Kerzen unabhängig vom Material.[2]


Ozokerit, ein bergmännisch abgebautes Mineral aus der Ordnung der Harze, wurde bereits vor der Entdeckung des Paraffins unter anderem an der Moldau zur Herstellung von Kerzen verwendet. Mittels Zugabe von 6-10% Schwefelsäure erhält man das hellgelbe Ceresin.
'''Entstehung der [[Flamme]]'''


Die Verbrennungszonen einer Kerzenflamme zeigt die Abbildung rechts. Die heißesten Bereiche liegen außerhalb der gelbleuchtenden Flamme und tragen nicht zur Lichterzeugung bei. Die Erklärung dafür liefert das Kirchhoffsches Strahlungsgesetz|Kirchhoffsche Strahlungsgesetz, das einen Zusammenhang zwischen Strahlungsemission und Absorption eines Körpers herstellt.


[[Bild:180px-Kerzenpeng1.jpg|right|framed|gegossene bunte Kerzen. Author --Peng]]
Sauerstoff und andere beteiligte Gase sind nahezu farblos, weshalb sie auch bei Temperaturen von 1400&nbsp;°C kein Licht aussenden.
''Schwarze'' Rußteilchen in der Flamme leuchten intensiv (schwarzer Körper).


'''Herstellung'''
* In '''Zone 1''' wird das Wachs verdampft und lediglich teilweise verbrannt, da Sauerstoff von außen nicht genügend schnell hinein [[Diffusion|diffundiert]]. Die Temperatur liegt hier bei etwa 600 bis 800&nbsp;°C und steigt in '''Zone&nbsp;2''' auf 1000&nbsp;°C. Die bläuliche Farbe entsteht durch Strahlungsübergänge angeregter Moleküle der Verbrennungsgase.
* In '''Zone&nbsp;3''' (Glühzone) wird das vor allem aus Kohlenwasserstoffe|Kohlenwasserstoffketten bestehende Wachs durch den Verbrennungsprozess zerlegt. Dieser wandelt den Kohlenstoff der Kohlenwasserstoffketten in [[Kohlenstoffdioxid]] und den Wasserstoff in Wasserdampf um.<br>
Durch einen unvollständig ablaufenden Verbrennungsprozess lagert sich Kohlenstoff zu Rußteilchen zusammen, die bei 1200&nbsp;°C glühen und dadurch das helle Leuchten erzeugen.
* Die '''Zone&nbsp;4,''' die Flammenoberfläche, ist die aktivste Zone der Kerze. Die brennbaren Bestandteile aus dem Wachs finden genügend [[Sauerstoff]] für die vollständige Verbrennung und erzeugen hier Temperaturen von bis zu 1400&nbsp;°C.


Kerzen werden hergestellt durch Ziehen, Pressen, Gießen oder Wickeln.
Bläst man eine Kerze aus, steigen Paraffin- bzw. Wachsdämpfe auf. Sie lassen sich entzünden und können die Kerze wieder zum Brennen bringen. Diese sogenannte Rauchgasdurchzündung ist bei einer Kerze harmlos, nicht aber, wenn es sich um größere Brände in einem Raum handelt.


In der Schwerelosigkeit brennt eine Kerze mit einer kugelförmigen Flamme. Die Verbrennungsrate ist gering, da der Sauerstoff nur über Diffusion zur Flammzone vordringen kann. Es bildet sich kein [[Ruß]], dafür lässt sich das bläuliche Licht der angeregten Verbrennungsgase beobachten.
gegossene bunte KerzenBeim Ziehverfahren wird ein Dochtstrang so oft durch flüssiges Wachs gezogen, bis die gewünschte Dicke (bis zu 8 cm) erreicht ist.
Sehr preisgünstige Kerzen, Teelichte und Grablichter werden mit Kerzenpressen hergestellt, die gekörntes Paraffin in die gewünschte Form drücken.
Für hochwertigere Kerzen mit besonderen Formen und Verzierungen wird eine Form mit flüssigem Wachs gefüllt. Eine weitere Möglichkeit ist eine angewärmte rechteckige Wachsplatte mit einseitigem Reliefprofil auf einen glatten Kerzenkern zu kleben.
Insbesondere Bienenwachskerzen werden oft gewickelt. Dabei werden dünne, leicht erwärmte Wachsplatten, meist mit Wabenbodenprofil, um den Docht gewickelt.
Für Trauerkerzen wird Paraffin mit „Elefantenläusen“ (Anacardiumschalen) schwarz gefärbt.  
Auch um die Verarbeitung und Verzierung von Rohkerzen hat sich eine Art Kunsthandwerk gebildet, mit regelrechten Skulpturen aus Wachs und Paraffin.
In Deutschland wurden 2003 etwa 132.000 t Kerzen hergestellt.




[[Bild:180px-Kerzenladen.jpg|right|framed|Bunte gezogene Kerzen, Blaavands Huk, Dänemark]]
'''Herstellung und Materialien'''
Geschichte
Bunte gezogene Kerzen, Blaavands Huk, DänemarkÖllampen und Talglampen waren die Vorgänger der Kerzen. Als Sonderform kamen ab dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. Wachsfackeln auf. Wohl seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. verwendeten die Römer niedrige Talg-, Pech- und Wachskerzen. Die Griechen hatten Kerzen vorher offenbar gar nicht gekannt. Vor allem der Bedarf der christlichen Kirche führte dazu, dass Bienenwachs als Kerzenrohstoff zu einem wichtigen Handelsgut des Mittelalters wurde. Außerhalb der Kirchen und Adelshäuser wurden Kienspäne oder Kerzen aus minderwertigem Talg verwendet, so genannte Unschlittkerzen, in Nordwesteuropa auch die Binsenlichter. Das zur Herstellung der Unschlittkerzen benötigte Fett wurde aus Rinderfettgewebe oder Hammeltalg gewonnen. Dementsprechend rochen und rußten Unschlittkerzen stark. Bei allen Kerzen aus diesen Brennstoffen musste der Docht regelmäßig „geschneuzt“ (gekürzt) werden, um Rußen und Tropfen zu vermeiden.


Seit 1061 ist aus Frankreich eine Innung der Lichtzieher bekannt, im 14. Jahrhundert eine Innung der Kerzengießer in Hamburg. Zwei Kerzenhändlergesellschaften gab es seit dem späten Mittelalter in London, die Wachskerzenhändler und die Talgkerzenhändler.
Als Brennstoff diente früher Bienenwachs, heute meist Stearin oder Paraffin mit einem [[Schmelzpunkt]] um 60&nbsp;°C.


Talgkerzen wurden im 17. Jahrhundert mit Arsenik geweißt. Erst ab 1725 gab es mit dem Walrat einen von sich aus weißen Kerzengrundstoff, der vornehmlich für Luxuskerzen benutzt wurde.
Ozokerit, ein bergmännisch abgebautes Mineral aus der Ordnung der Harze, wurde bereits vor der Entdeckung des Paraffins unter anderem an der Moldau zur Herstellung von Kerzen verwendet. Durch Zugabe von 6 bis 10 % Schwefelsäure (welche nicht im Produkt verbleibt) erhält man das hellgelbe Ceresin.


Henri Braconnot und Simonin sowie Manjot erzeugten 1818 bzw. 1820 erste Stearin-Kerzen. De Milly führte ab 1831 eine Reihe von Verbesserungen ein wie das Tränken der Dochte mit Salzlösungen, die Vermeidung der Kristallisation der Stearinsäure, das Pressen und Gießen der Kerzen (Millykerzen). Kurz nach der Erfindung von Paraffin wurden nach ersten Versuchen 1839 von Seligue in Paris und von Young in Manchester (England) Kerzen hergestellt.


'''Herstellungsverfahren'''


[[Bild:Grablampen.jpg|right|framed|Grablampenausstellung Fa. Budde Splieterstraße 41
Kerzen werden hergestellt durch Kneten, Ziehen, Pressen, Gießen oder Wickeln.
48231 Warendorf -Foto:  R. Schwarz]]


'''Kulturelle Bedeutung'''
* Das Kneten ist eine der ältesten Herstellungsmethoden für Wachskerzen, dabei wird das Bienenwachs mit den Fingern um den Docht geknetet und die Kerze durch anschließendes Rollen auf einer glatten Oberfläche in Form gebracht.
* Beim Ziehverfahren wird ein Dochtstrang so oft durch flüssiges [[Wachs]] gezogen, bis die gewünschte Dicke (bis zu 8&nbsp;cm) erreicht ist. Nach dieser Methode ist der Beruf des Kerzenziehers benannt.
** Auch durch einfaches Hineinhängen der an einer Aufhängung befestigten Dochte lassen sich Kerzen herstellen, deren Dicke aber nicht so gleichmäßig wird wie beim Ziehen.
* Sehr preisgünstige Kerzen, [[Teelicht]]e und Grablichter werden mit Kerzenpressen hergestellt, die gekörntes Paraffin in die gewünschte Form drücken.
* Für höherwertige Kerzen mit besonderen Formen und Verzierungen wird eine Form mit flüssigem [[Wachs]] gefüllt. Eine weitere Möglichkeit ist, eine angewärmte rechteckige Wachsplatte mit einseitigem Reliefprofil auf einen glatten Kerzenkern zu kleben.
* Eine weitere Gießmethode ist das wiederholte Übergießen des frei hängenden Dochtes. Mit jedem Gießvorgang entsteht wie beim Ziehen eine zusätzliche Wachsschicht. Diese aufwändige Gießmethode wird nur noch in wenigen Manufakturen angewandt.
* Insbesondere zur Erstellung von Bienenwachskerzen bietet sich die Wickelmethode an, da Bienenwachs aus dem Imkereibedarf in Wabenplatten erhältlich ist. Dabei werden die erwärmten Wachsplatten um den Docht gewickelt.
* Für schwarze Kerzen wird Paraffin mit „Elefantenläusen“ (Kaschu|Anacardiumschalen) schwarz gefärbt.
* Auch um die Verarbeitung und Verzierung von Rohkerzen hat sich eine Art Kunsthandwerk gebildet, mit regelrechten Skulpturen aus Wachs und Paraffin.


Dem Anzünden einer Kerze kommt in den religiösen Vorstellungen vieler Kulturen eine wichtige Bedeutung zu. Eine brennende Kerze symbolisiert - auch, aber nicht nur im Christentum - die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet. Durch das Anzünden der Osterkerze wird im Christentum die Auferstehung, d.h. Jesu Triumph über den Tod, symbolisiert. In nordischen und germanischen Kulturen kam dem Anzünden der Julkerze einige Tage vor der Wintersonnenwende zum Julfest dieselbe Bedeutung zu: Sie sollte die Sonne ermutigen, die Dunkelheit zu besiegen und zurückzukehren. Dieser ehemals nordische Brauch lebt heute im Anzünden der mit einer christlichen Bedeutung versehenen Advents- und Weihnachtskerzen weiter. Auf Gräbern werden zur Erinnerung an die Verstorbenen vor allem zu Allerheiligen Grablichter aufgestellt.
In Deutschland wurden 2003 etwa 132.000 Tonne (Einheit) Kerzen hergestellt.




'''Sicherer Umgang mit Kerzen'''
'''wirtschaftliche Aspekte'''


'''Eine Kerzenflamme wird oft unterschätzt'''. Es handelt sich dabei jedoch um offenes Feuer, das bei nachlässigem Gebrauch einen Brand auslösen kann. Die Kerzenhersteller geben unter anderem folgende Warnhinweise für den Umgang mit brennenden Kerzen:
Das Geschäft mit [[Kerze]]n ist stark saisonabhängig. Ungefähr 35 Prozent der Kerzenkäufe werden in der Weihnachten|Weihnachtszeit getätigt, und auch zu Ostern sind Kerzen sehr beliebt. Da die Produktion in vielen Unternehmen ganzjährig läuft, ist eine genaue Produktionsplanung und umfangreiche Lagerhaltung nötig, was die Liquidität der produzierenden Unternehmen belastet. Die Produktionsmethoden unterliegen keinem wesentlichen technologischen Fortschritt, sodass regelmäßige Neuinvestitionen in Maschinen nicht notwendig werden. Die hohen Anschaffungskosten der teilweise sehr großen Maschinen stellen eine wesentliche Marktschranke|Markteintrittsbarriere dar.


*Die [[Kerze]] nie unbeaufsichtigt lassen.
Aufgrund schlechter Auftragslage mussten in der letzten Zeit einige renommierte Unternehmen der Branche Insolvenz anmelden, so im September 2006 das überregional bekannte Gießener Unternehmen Kontraste.
*Die Kerze nie bei offenem Fenster und nie in der Nähe leicht brennbarer Gegenstände (z. B. Gardinen) brennen lassen.
*Die Kerze muss senkrecht stehen, am besten in einem geeigneten, nichtbrennbaren Gefäß.
*Die Kerze von Kindern oder Haustieren fernhalten.
*Brennende Kerzen müssen mindestens zehn Zentimeter auseinanderstehen, der Docht darf maximal einen Zentimeter lang sein.
*Die Kerze vor Wärme (z. B. Heizung) und Sonnenlicht schützen.
*Die Kerze nie ausblasen, sondern mit einem Kerzenlöscher löschen.
*Die Kerze immer auf einen nicht brennbaren Teller stellen.  


2006 wurden in Deutschland von mehr als 40 Herstellern mehr als 100.000&nbsp;Tonnen Kerzen produziert. Ein fast ebenso großes und stetig steigendes Volumen wird aus dem asiatischen Raum importiert. Um diesen Importen entgegenzuwirken und die europäische Kerzenindustrie zu unterstützen, hat die EU Mitte Mai 2009 einen endgültigen Zoll (Abgabe)#Antidumpingzoll|Antidumpingzoll für Kerzen einiger Hersteller aus China eingeführt, nachdem 2008 bereits ein vorläufiger Antidumpingzoll beschlossen worden war.


'''Bezeichnung'''
Im Jahr 2011 betrug die Menge der nach Europa importierten Kerzen 103.353 Tonnen, die europäische Produktion 610.384 Tonnen und der Pro-Kopf-Verbrauch 1,30 Kilogramm. 2007 waren 218.733 Tonnen importiert und 478.538 Tonnen produziert worden. Der Pro-Kopf-Verbrauch hatte hier ebenfalls 1,30 Kilogramm betragen.


Im Mittelalter wurden Kerzen einfach mit dem Wort "Licht" bezeichnet. Den Begriff Kerze gab es dafür noch nicht. Daher hat auch das Teelicht seinen Namen und den zunächst merkwürdig anmutenden Plural "Teelichte" statt "Teelichter" erhalten.


'''Gefahren im Umgang mit [[Kerze]]n'''


'''Zubehör '''
Der Umgang mit Kerzenflammen birgt verschiedene Gefahren, da es sich bei einer Kerzenflamme um offenes [[Feuer]] handelt, das bei nachlässigem Gebrauch einen [[Brand]] auslösen kann. Es gibt daher folgende Warnhinweise für den Umgang mit brennenden Kerzen: Acht Tipps der Feuerwehren für sicheren Advent – Deutscher Feuerwehrverband mahnt zum sorgsamen Umgang mit Kerzen
Kerzenlöscher und KerzenständerKerzen werden zumeist in Kerzenständern oder Laternen befestigt.


Zum sicheren '''Löschen der Flamme''' dienen Kerzenlöscher (auch Löschhütchen genannt).


Zur früher notwendigen Dochtpflege wurden Dochtscheren (auch Lichtputzscheren oder Dochtzangen genannt) verwendet, die ebenfalls zum Löschen der Flamme geeignet waren.
* Die Kerze niemals unbeaufsichtigt brennen lassen.
* Die Kerze nie in der Nähe leicht brennbarer Gegenstände (zum Beispiel Gardinen) brennen lassen oder an Orten mit starker Zugluft.
* Die Kerze gehört immer in eine standfeste, nicht brennbare Halterung.
* Ein geeignetes [[Löschmittel]] (Wassereimer, [[Feuerlöscher]]) soll bereitstehen.




'''Selbständig erlöschen'''


Ein neues Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Stand 2007) verlangt, dass abgebrannte Kerzen von allein erlöschen sollen: Wichtig zumal auf Adventskränzen. Floristen müssen sonst als "Inverkehrbringer" bis zu 3000 Euro Bußgeld zahlen.
siehe auch:
 
** [http://www.brand-feuer.de/additional/Brennende_Kinderkleidung.pdf '''Brennbarkeit von Kindertextilien''']
 
** [[Advent]]
** [[Docht]]
** [[Fackel]]
** [[Feuerschale]]
** [[Kerzenlöscher]]
** [[Öllampen]]
** [[Teelicht]]
** [[Wachs]]
** [[Wunderkerze]]
 
 
 
 
 
 
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<br />{{Wikipedia}}
<br />{{Wikipedia}}
[[Kategorie:Brandursache]]
[[Kategorie:Brandkatastrophe]]
[[Kategorie:Brandschutz in Betrieben]]
[[Kategorie:Kriminalpolizei]]
[[Kategorie:Sicherheit eines Gebäudes]]

Aktuelle Version vom 27. November 2023, 16:23 Uhr

Dieser Adventskranz geriet in einer Kirche in Brand.
Achten sie auf Kerzen, den richtigen Docht, Lichterketten und Deko.
Geprüft wird ob eine Straftat, wenn auch Fahrlässigkeit vorliegtFoto: BF München
ein alter, sicherer Kerzenständer
Foto: Rainer Schwarz
Kerze auf dem Friedhof
Foto: Rainer Schwarz
Kerzen, auch LED Kerzen bei einer Trauerfeier
Foto: Rainer Schwarz
eine andere Art einer Kerze ist die Räucherkerze
Foto: Rainer Schwarz

Kerzen dienten früher, neben Fackeln, Öl- und Talglampen, für die Beleuchtung. Kerzen werden heute noch in der Kirche, zu Hause oder bei Festen verwendet, um eine entspannte oder feierliche Atmosphäre zu schaffen.


Etymologie

Die Wortherkunft der althochdeutschen Form cherza ist unklar; es wird jedoch von einem lateinischen Ursprung ausgegangen: Die ältere Theorie sieht eine Entlehnung aus lat. charta „Blatt der Papyrusstaude, Papier“, dessen Bedeutung auf die Herstellung aus in Wachs getränktem aufgewickelten Papier hinweist, eine andere Gruppe von Etymologen um Wolfgang Pfeifer nimmt an, dass „Kerze“ auf lat. (candēla) cērāta „Wachslicht“ zurückgeht.

Fotos: Rainer Schwarz
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Geschichte

Öllampen und Talglampen waren die Vorgänger der Kerzen. Als Sonderform kamen ab dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. Wachsfackeln auf. Wohl seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. verwendeten die Römer niedrige Talg-, Pech (Stoff)|- und Wachskerzen. Die Griechen hatten Kerzen vorher offenbar gar nicht gekannt. Vor allem der Bedarf der christlichen Kirche führte dazu, dass Bienenwachs als Kerzenrohstoff zu einem wichtigen Handelsgut des Mittelalters wurde. Außerhalb der Kirchen und Adelshäuser wurden Kienspan|Kienspäne oder Kerzen aus minderwertigem Talg verwendet, so genannte Unschlittkerzen, in Nordwesteuropa auch die Binsenlichter. Das zur Herstellung der Unschlittkerzen benötigte Fett wurde aus Rinderfettgewebe oder Hammeltalg gewonnen. Dementsprechend rochen und rußten Unschlittkerzen stark. Bei allen Kerzen aus diesen Brennstoffen musste der Docht regelmäßig „geschneuzt“ (gekürzt) werden, um Rußen und Tropfen zu vermeiden.

Seit 1061 ist aus Frankreich eine Innung der Lichtzieher bekannt, im 14. Jahrhundert eine Innung der Kerzengießer in Hamburg. Zwei Kerzenhändlergesellschaften gab es seit dem späten Mittelalter in London, die Wax Chandlers|Wachskerzenhändler und die Tallow Chandlers|Talgkerzenhändler.

Talgkerzen wurden im 17. Jahrhundert mit Arsen(III)-oxid geweißt. Erst ab 1725 gab es mit dem Walrat einen von sich aus weißen Kerzengrundstoff, der vornehmlich für Luxuskerzen benutzt wurde.

Henri Braconnot und François Simonin erzeugten 1818, erste Stearin-Kerzen. De Milly führte ab 1831 eine Reihe von Verbesserungen ein wie das Tränken der Dochte mit Salzlösungen, die Vermeidung der Kristallisation der Stearinsäure, das Pressen und Gießen der Kerzen (Millykerzen). Kurz nach der Erfindung von Paraffin wurden nach ersten Versuchen 1839 von Seligue in Paris und von Young in Manchester (England) Kerzen hergestellt.


Religion und Brauchtum

Religion und Brauchtum
Foto: Rainer Schwarz

Das Anzünden einer Kerze ist in den religiösen Vorstellungen vieler Kulturen bedeutsam. Eine brennende Kerze symbolisiert die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet. Die Altarkerzen, das Anzünden der Osterkerze symbolisieren im Christentum die Auferstehung, d. h. Jesu Triumph über den Tod, oder auch Jesus, der als Licht in die Welt kommt und die Dunkelheit erhellt. In der katholischen Messliturgie spielt die Wandlungskerze eine Rolle. Außerhalb der Liturgie werden Opferkerze]]n aufgestellt.

In nordischen und germanischen Kulturen kam dem Anzünden der Julkerze einige Tage vor der Sonnenwende|Wintersonnenwende zum Julfest eine vergleichbare Bedeutung zu: Sie sollte die Sonne ermutigen, die Dunkelheit zu besiegen und zurückzukehren. Dieser ehemals nordische Brauch lebt heute im Anzünden der mit einer christlichen Bedeutung versehenen Advents- und Weihnachtskerzen weiter.

Auf Gräbern werden zur Erinnerung an die Verstorbenen vor allem zu Allerheiligen Grablichter aufgestellt.


Aufbau und Funktionsweise

Ein saugfähiger Docht, meist aus geflochtenen Baumwolle|Baumwoll Faden|fäden, ist umgeben von Wachs oder einem ähnlichen Brennstoff, der bei niedriger Temperatur schmilzt (typisch sind etwa 60 °C; der Docht schmilzt dabei nicht). Nach Anzünden des Dochts schmilzt das Wachs. Durch die Kpillarität|Kapillarwirkung des Dochts wird Wachs in die Flamme transportiert, wo es verdampft, um dann in Gegenwart von Sauerstoff zu Verbrennung (Chemie) Die Konvektion, das heißt das Aufsteigen der warmen Verbrennungsgase, versorgt die Flamme mit unverbrauchter Luft und gibt der Kerzenflamme die charakteristische langgestreckte Form.
Die Kerze erlischt, wenn der Sauerstoffgehalt auf etwa 10-14 % sinkt.

Wird der Docht zu lang, beginnt die Kerze zu rußen. Der Grund ist die unvollständige Verbrennung des Wachsdampfes. Moderne Kerzen enthalten deshalb einen asymmetrisch geflochtenen Docht mit Spannfäden. Dadurch neigt er sich beim Brennen zur Seite und tritt aus der Flamme aus. Hier kommt er mit Sauerstoff in Berührung und kann verglühen (siehe glühende Dochtspitze im Bild). Früher musste zur Vermeidung des Rußens der Docht regelmäßig gekürzt („geschneuzt“) werden. Zum Abtrennen der sogenannten Schnuppe gibt es spezielle Dochtscheren.

In einer Stunde verbrennt eine Kerze etwa 3 bis 8  Gramm|g Wachs. Sie erzeugt eine Heizwert|Heizleistung von 38 bis 100 Watt (Einheit)|W. Die Lichtausbeute beträgt 0,1 bis 0,2  Lumen (Einheit)|lm/W.


Entstehung der Flamme

Die Verbrennungszonen einer Kerzenflamme zeigt die Abbildung rechts. Die heißesten Bereiche liegen außerhalb der gelbleuchtenden Flamme und tragen nicht zur Lichterzeugung bei. Die Erklärung dafür liefert das Kirchhoffsches Strahlungsgesetz|Kirchhoffsche Strahlungsgesetz, das einen Zusammenhang zwischen Strahlungsemission und Absorption eines Körpers herstellt.

Sauerstoff und andere beteiligte Gase sind nahezu farblos, weshalb sie auch bei Temperaturen von 1400 °C kein Licht aussenden. Schwarze Rußteilchen in der Flamme leuchten intensiv (schwarzer Körper).

  • In Zone 1 wird das Wachs verdampft und lediglich teilweise verbrannt, da Sauerstoff von außen nicht genügend schnell hinein diffundiert. Die Temperatur liegt hier bei etwa 600 bis 800 °C und steigt in Zone 2 auf 1000 °C. Die bläuliche Farbe entsteht durch Strahlungsübergänge angeregter Moleküle der Verbrennungsgase.
  • In Zone 3 (Glühzone) wird das vor allem aus Kohlenwasserstoffe|Kohlenwasserstoffketten bestehende Wachs durch den Verbrennungsprozess zerlegt. Dieser wandelt den Kohlenstoff der Kohlenwasserstoffketten in Kohlenstoffdioxid und den Wasserstoff in Wasserdampf um.

Durch einen unvollständig ablaufenden Verbrennungsprozess lagert sich Kohlenstoff zu Rußteilchen zusammen, die bei 1200 °C glühen und dadurch das helle Leuchten erzeugen.

  • Die Zone 4, die Flammenoberfläche, ist die aktivste Zone der Kerze. Die brennbaren Bestandteile aus dem Wachs finden genügend Sauerstoff für die vollständige Verbrennung und erzeugen hier Temperaturen von bis zu 1400 °C.

Bläst man eine Kerze aus, steigen Paraffin- bzw. Wachsdämpfe auf. Sie lassen sich entzünden und können die Kerze wieder zum Brennen bringen. Diese sogenannte Rauchgasdurchzündung ist bei einer Kerze harmlos, nicht aber, wenn es sich um größere Brände in einem Raum handelt.

In der Schwerelosigkeit brennt eine Kerze mit einer kugelförmigen Flamme. Die Verbrennungsrate ist gering, da der Sauerstoff nur über Diffusion zur Flammzone vordringen kann. Es bildet sich kein Ruß, dafür lässt sich das bläuliche Licht der angeregten Verbrennungsgase beobachten.


Herstellung und Materialien

Als Brennstoff diente früher Bienenwachs, heute meist Stearin oder Paraffin mit einem Schmelzpunkt um 60 °C.

Ozokerit, ein bergmännisch abgebautes Mineral aus der Ordnung der Harze, wurde bereits vor der Entdeckung des Paraffins unter anderem an der Moldau zur Herstellung von Kerzen verwendet. Durch Zugabe von 6 bis 10 % Schwefelsäure (welche nicht im Produkt verbleibt) erhält man das hellgelbe Ceresin.


Herstellungsverfahren

Kerzen werden hergestellt durch Kneten, Ziehen, Pressen, Gießen oder Wickeln.

  • Das Kneten ist eine der ältesten Herstellungsmethoden für Wachskerzen, dabei wird das Bienenwachs mit den Fingern um den Docht geknetet und die Kerze durch anschließendes Rollen auf einer glatten Oberfläche in Form gebracht.
  • Beim Ziehverfahren wird ein Dochtstrang so oft durch flüssiges Wachs gezogen, bis die gewünschte Dicke (bis zu 8 cm) erreicht ist. Nach dieser Methode ist der Beruf des Kerzenziehers benannt.
    • Auch durch einfaches Hineinhängen der an einer Aufhängung befestigten Dochte lassen sich Kerzen herstellen, deren Dicke aber nicht so gleichmäßig wird wie beim Ziehen.
  • Sehr preisgünstige Kerzen, Teelichte und Grablichter werden mit Kerzenpressen hergestellt, die gekörntes Paraffin in die gewünschte Form drücken.
  • Für höherwertige Kerzen mit besonderen Formen und Verzierungen wird eine Form mit flüssigem Wachs gefüllt. Eine weitere Möglichkeit ist, eine angewärmte rechteckige Wachsplatte mit einseitigem Reliefprofil auf einen glatten Kerzenkern zu kleben.
  • Eine weitere Gießmethode ist das wiederholte Übergießen des frei hängenden Dochtes. Mit jedem Gießvorgang entsteht wie beim Ziehen eine zusätzliche Wachsschicht. Diese aufwändige Gießmethode wird nur noch in wenigen Manufakturen angewandt.
  • Insbesondere zur Erstellung von Bienenwachskerzen bietet sich die Wickelmethode an, da Bienenwachs aus dem Imkereibedarf in Wabenplatten erhältlich ist. Dabei werden die erwärmten Wachsplatten um den Docht gewickelt.
  • Für schwarze Kerzen wird Paraffin mit „Elefantenläusen“ (Kaschu|Anacardiumschalen) schwarz gefärbt.
  • Auch um die Verarbeitung und Verzierung von Rohkerzen hat sich eine Art Kunsthandwerk gebildet, mit regelrechten Skulpturen aus Wachs und Paraffin.

In Deutschland wurden 2003 etwa 132.000 Tonne (Einheit) Kerzen hergestellt.


wirtschaftliche Aspekte

Das Geschäft mit Kerzen ist stark saisonabhängig. Ungefähr 35 Prozent der Kerzenkäufe werden in der Weihnachten|Weihnachtszeit getätigt, und auch zu Ostern sind Kerzen sehr beliebt. Da die Produktion in vielen Unternehmen ganzjährig läuft, ist eine genaue Produktionsplanung und umfangreiche Lagerhaltung nötig, was die Liquidität der produzierenden Unternehmen belastet. Die Produktionsmethoden unterliegen keinem wesentlichen technologischen Fortschritt, sodass regelmäßige Neuinvestitionen in Maschinen nicht notwendig werden. Die hohen Anschaffungskosten der teilweise sehr großen Maschinen stellen eine wesentliche Marktschranke|Markteintrittsbarriere dar.

Aufgrund schlechter Auftragslage mussten in der letzten Zeit einige renommierte Unternehmen der Branche Insolvenz anmelden, so im September 2006 das überregional bekannte Gießener Unternehmen Kontraste.

2006 wurden in Deutschland von mehr als 40 Herstellern mehr als 100.000 Tonnen Kerzen produziert. Ein fast ebenso großes und stetig steigendes Volumen wird aus dem asiatischen Raum importiert. Um diesen Importen entgegenzuwirken und die europäische Kerzenindustrie zu unterstützen, hat die EU Mitte Mai 2009 einen endgültigen Zoll (Abgabe)#Antidumpingzoll|Antidumpingzoll für Kerzen einiger Hersteller aus China eingeführt, nachdem 2008 bereits ein vorläufiger Antidumpingzoll beschlossen worden war.

Im Jahr 2011 betrug die Menge der nach Europa importierten Kerzen 103.353 Tonnen, die europäische Produktion 610.384 Tonnen und der Pro-Kopf-Verbrauch 1,30 Kilogramm. 2007 waren 218.733 Tonnen importiert und 478.538 Tonnen produziert worden. Der Pro-Kopf-Verbrauch hatte hier ebenfalls 1,30 Kilogramm betragen.


Gefahren im Umgang mit Kerzen

Der Umgang mit Kerzenflammen birgt verschiedene Gefahren, da es sich bei einer Kerzenflamme um offenes Feuer handelt, das bei nachlässigem Gebrauch einen Brand auslösen kann. Es gibt daher folgende Warnhinweise für den Umgang mit brennenden Kerzen: Acht Tipps der Feuerwehren für sicheren Advent – Deutscher Feuerwehrverband mahnt zum sorgsamen Umgang mit Kerzen


  • Die Kerze niemals unbeaufsichtigt brennen lassen.
  • Die Kerze nie in der Nähe leicht brennbarer Gegenstände (zum Beispiel Gardinen) brennen lassen oder an Orten mit starker Zugluft.
  • Die Kerze gehört immer in eine standfeste, nicht brennbare Halterung.
  • Ein geeignetes Löschmittel (Wassereimer, Feuerlöscher) soll bereitstehen.


siehe auch:




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