Kriminalistik: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:434px-Blutspuren x K. Korfmacher 12 2016.jpg|thumb|300px|[[Spurenkunde]] ist in der Kriminalistik ein wichtiges Arbeitsgebiet.<br/>Mögliche [[Spur]]en an einem Fenster nach einem [[Einbruch]], gesichert vom [[Erkennungsdienst]].<br/>Foto: [[Joachim Löckener]], [[KTU]] ]]
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[[Datei:Schuhspur RS.png|thumb|300px|ein solcher (hier mit Gips ausgegossen) Schuheindruck kann ein [[Beweismittel]] sein, zur Klärung des [[Tathergang]]<br/>Foto: [[Rainer Schwarz]]]]
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Dieser Artikel beschreibt die Lehre von der Bekämpfung der Kriminalität.
Dieser Artikel beschreibt die Lehre von der Bekämpfung der [[Kriminalität]].
 
'''Kriminalistik''' (aus lateinisch ''crimen'' Beschuldigung, Vergehen) ist die Lehre von den Mitteln und Methoden der Bekämpfung ''einzelner'' Straftaten und des Verbrechertums (der [[Kriminalität]]) durch vorbeugende (präventive) und strafverfolgende (repressive) Maßnahmen. Eingeschlossen sind die dazu erforderlichen, am Einzelfall orientierten, rechtlich zulässigen, allgemeinen und besonderen Methoden, Taktiken und Techniken.
 
'''Zielsetzung''' der Kriminalistik ist demnach das ''Ermitteln und [[Forensik|forensischen]] (gerichtsfeste) Beweisen'' von [[Straftat]]en bzw. die Abwehr von Verbrechensgefahren, z. B. eine [[Brandstiftung]] und das Verhindern von [[Straftat]]en.
 
Sie kann aufgeteilt werden in:
<br/>
* [[Kriminalprävention - Ursprung und Bedeutung]]<br/>
* [[Kriminalprävention]]
* [[Kriminaltechnik]]
* [[Kriminalität]]
* [[Kriminaltechnische Untersuchung]]
* [[Kriminalistik]]
* [[Kriminalpolizei]]
* [[Kriminologie]]
* [[Spur]]
* [[Tatort]]
* [[Forensik]]
* [http://books.google.de/books?id=cD-NF8rFDysC&pg=PA103&lpg=PA103&dq=Kriminalistische+Brandursachenermittlung&source=bl&ots=XMF_zgaQ5-&sig=MGBQtVMezK4iOWH5LLfFiI6YjTQ&hl=de&sa=X&ei=lrEpVKCiIcbIyAPm34CACw&ved=0CCwQ6AEwAjgK#v=onepage&q=Kriminalistische%20Brandursachenermittlung&f=false Kriminalistik Lexikon] von Herrn '''Prof. Ingo Wirth'''
* [http://www.vkb.de/web/html/pk/service/schadenmeldung/sicherheit/publikationen/download/ Brandstiftung vorsätzlich oder fahrlässig. So können sie sich davor schützen]. Versicherungskammer Bayern, 24.03.2014


Kriminalistik (aus lateinisch crimen Beschuldigung, [[Vergehen]]) ist die Lehre von den Mitteln und Methoden der Bekämpfung einzelner [[Straftat]]en und des Verbrechertums (der [[Kriminalität]]) durch vorbeugende (präventive) und strafverfolgende (repressive) Maßnahmen. Eingeschlossen sind die dazu erforderlichen, am Einzelfall orientierten, rechtlich zulässigen, allgemeinen und besonderen Methoden, Taktiken und Techniken.


Zielsetzung der [[Kriminalistik]] ist demnach das Ermitteln von [[Forensik|forensischen]] (gerichtsfest) Beweisen über [[Straftat]]en bzw. die Abwehr von [[Verbrechen]]sgefahren, z. B. eine [[Brandstiftung]] und das Verhindern von [[Straftat]]en.<br>
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'''Kriminalstrategie'''
'''Kriminalstrategie'''


Die Kriminalstrategie befasst sich mit der Planung des Vorgehens bei der allgemeinen Verbrechensbekämpfung. Darunter fallen auch Vorbeugungsmaßnahmen der Kriminalität und einzelner [[Straftat]]en. Die Zweckmäßigkeit hat sich dabei nach [[Recht]] und Gesetz zu richten.
Die Kriminalstrategie befasst sich mit der Planung des Vorgehens bei der allgemeinen Verbrechensbekämpfung. Darunter fallen auch Vorbeugungsmaßnahmen der [[Kriminalität]] und einzelner [[Straftat]]en. Die Zweckmäßigkeit hat sich dabei nach [[Recht]] und [[Gesetz]] zu richten.




'''Kriminaltaktik'''  
'''Kriminaltaktik'''  


Die Kriminaltaktik befasst sich mit dem planmäßigen und zweckmäßigen Vorgehen bei der Verbrechensbekämpfung. Hier ist besonders das [[Ermittlungstaktisch|ermittlungstaktisch]]e Vorgehen zu nennen, beispielsweise die Vernehmungstaktik.
Die Kriminaltaktik befasst sich mit dem planmäßigen und zweckmäßigen Vorgehen bei der Verbrechensbekämpfung. Hier ist besonders das ermittlungstaktische Vorgehen zu nennen, beispielsweise die Vernehmungstaktik.




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'''Abgrenzung zur Kriminologie'''  
'''Abgrenzung zur Kriminologie'''  


Kriminalistik muss als selbständige Disziplin von der '''[[Kriminologie]]''' abgegrenzt werden. Unter [[Kriminologie]] versteht man die Lehre von den Ursachen ([[Kriminalätiologie]]) und Erscheinungsformen ([[Kriminalphänomenologie]]) der [[Kriminalität]]. Beide Disziplinen können als [[Hilfswissenschaft]] der jeweils anderen gesehen werden.
Kriminalistik muss als selbständige Disziplin von der [[Kriminologie]] abgegrenzt werden. Unter Kriminologie versteht man die Lehre von den Ursachen (Kriminalätiologie) und Erscheinungsformen (Kriminalphänomenologie) der [[Kriminalität]]. Beide Disziplinen können als Hilfswissenschaft der jeweils anderen gesehen werden.




'''Auswirkungen kriminalistischer/kriminologischer Erkenntnisse'''
'''Auswirkungen kriminalistischer und kriminologischer Erkenntnisse'''


Aus den Erkenntnissen von Kriminalistik und [[Kriminologie]] können sich neben den unmittelbaren Folgen für Verdächtige auch Einflüsse und Auswirkungen auf  
Aus den Erkenntnissen von Kriminalistik und [[Kriminologie]] können sich neben den unmittelbaren Folgen für Verdächtige auch Einflüsse und Auswirkungen auf  
# die [[Kriminalpolitik]] im Hinblick auf die Gestaltung des formellen und materiellen [[Strafrecht]]s, des [[Strafvollzugsrecht]]s und
# die Kriminalpolitik im Hinblick auf die Gestaltung des formellen und materiellen Strafrechts, des Strafvollzugsrechts und
# die [[Kriminalstrategie]]
# die Kriminalstrategie  
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'''Geschichte und Begriffsgeschichte'''
'''Geschichte und Begriffsgeschichte'''
   
   
Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein wurden die Begriffe Kriminalistik und Kriminalist in einem ganz anderen Sinne als heute verwendet: Als Kriminalistik galt die gesamte Materie des Strafrechts und der strafrechtlichen Grenzgebiete (z.B. der [[Kriminologie]]). In einem ähnlichen Sinne umfasste etwa die Zivilistik das gesamte [[Zivilrecht]] und die [[Rechtsgeschichte#Germanistik|Germanistik]] den gesamten Bereich des (gemeinen) deutschen Rechts ''(zum geisteswissenschaftlichen Begriff siehe [[Germanistik]])'' , im Unterschied etwa zur Romanistik, die sich mit dem [[Römisches Recht|Römischen Recht]] beschäftigte ''(zum geisteswissenschaftlichen Begriff siehe [[Romanistik]])''. Dieses Verständnis von [[Kriminalist]]ik lag auch noch der [[Internationale Kriminalistische Vereinigung|Internationalen Kriminalistischen Vereinigung (IKV)]] zugrunde, die sich nicht mit Kriminalistik im heutigen Sinne, sondern mit Fragen des Strafrechts, der [[Kriminalpolitik]] und der Kriminologie beschäftigte.
Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein wurden die Begriffe Kriminalistik und Kriminalist in einem ganz anderen Sinne als heute verwendet: Als Kriminalistik galt die gesamte Materie des Strafrechts und der strafrechtlichen Grenzgebiete (z.B. der [[Kriminologie]]). In einem ähnlichen Sinne umfasste etwa die Zivilistik das gesamte [[Zivilrecht]] und die Rechtsgeschichte#Germanistik|Germanistik den gesamten Bereich des (gemeinen) deutschen Rechts ''(zum geisteswissenschaftlichen Begriff siehe Germanistik)'' , im Unterschied etwa zur Romanistik, die sich mit dem Römisches Recht beschäftigte ''(zum geisteswissenschaftlichen Begriff siehe Romanistik)''. Dieses Verständnis von [[Kriminalist]]ik lag auch noch der Internationale Kriminalistische Vereinigung|Internationalen Kriminalistischen Vereinigung (IKV) zugrunde, die sich nicht mit Kriminalistik im heutigen Sinne, sondern mit Fragen des Strafrechts, der Kriminalpolitik und der Kriminologie beschäftigte.


Die Geschichte der Wissensbestände, Methoden und Strategien, die heute unter den Begriff der Kriminalistik fallen, geht weit vor den Ursprung des Begriffs des Wortes Kriminalistik zurück bis zu den ersten systematischen Versuchen der Ermittlung und Überführung von Straftätern. Für Peter Becker etwa beginnt die Vorgeschichte der Kriminalistik mit der Folter und der Verhörpsychologie. <ref> Becker, Peter, ''Dem Täter auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminalistik'', Primus Verlag, Darmstadt, 2005, 1. Auflage, ISBN 978-3896782755</ref> Mit der Gründung der Kriminalpolizei in verschiedenen europäischen Staaten entwickelte sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts die moderne Kriminalistik. Seit 1811 ermittelten am Berliner Criminalgericht Polizeibeamte in Verbrechensfällen. 1818 wurde in Frankreich die [[Sûreté Nationale|Sûreté]] gegründet. Ihr erster Direktor war der ehemalige Straftäter [[Eugène François Vidocq]] (1775-1857). 1829 gründete man in England die [[Metropolitan Police Service|Metropolitan Police]] (besser bekannt als "[[Scotland Yard]]").
Die Geschichte der Wissensbestände, Methoden und Strategien, die heute unter den Begriff der Kriminalistik fallen, geht weit vor den Ursprung des Begriffs des Wortes Kriminalistik zurück bis zu den ersten systematischen Versuchen der Ermittlung und Überführung von Straftätern. Für Peter Becker etwa beginnt die Vorgeschichte der Kriminalistik mit der Folter und der Verhörpsychologie. Mit der Gründung der Kriminalpolizei in verschiedenen europäischen Staaten entwickelte sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts die moderne Kriminalistik. Seit 1811 ermittelten am Berliner Criminalgericht Polizeibeamte in Verbrechensfällen. 1818 wurde in Frankreich die Sûreté gegründet. Ihr erster Direktor war der ehemalige Straftäter Eugène François Vidocq (1775-1857). 1829 gründete man in England die metropolitan Police (besser bekannt als "Scotland Yard").


Dem ersten modernen Kriminalisten [[Württemberg]]s im Sinne des heutigen Sprachgebrauchs, dem [[Sulz am Neckar|Sulzer]] Oberamtmann [[Jacob Georg Schäffer]] (1745-1814), ging es nicht nur darum, Verbrechen aufzuklären: Er forschte sowohl nach ihren gesellschaftlichen Ursachen als auch nach den Gründen des Einzelnen.
Dem ersten modernen Kriminalisten Württembergs im Sinne des heutigen Sprachgebrauchs, dem Sulz am Neckar|Sulzer Oberamtmann Jacob Georg Schäffer (1745-1814), ging es nicht nur darum, Verbrechen aufzuklären: Er forschte sowohl nach ihren gesellschaftlichen Ursachen als auch nach den Gründen des Einzelnen.


Der Begründer der ersten [[Mordkommission]] in Deutschland, so wie sie heute bei vielen [[Polizeibehörde]]n eingerichtet ist, war der [[Berlin]]er Kriminalist [[Ernst Gennat]] (1880-1939). Das Schema zur Abarbeitung wichtiger Schritte im Zuge der Aufklärung von Tötungsdelikten basiert auf seiner Ausarbeitung. Dieses Schema wird heute noch von der [[Kriminalpolizei (Deutschland)|Kriminalpolizei]] angewendet.
Der Begründer der ersten Mordkommission in Deutschland, so wie sie heute bei vielen Polizeibehörden eingerichtet ist, war der Berliner Kriminalist '''[https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Gennat Ernst Gennat]''' (1880-1939). Das Schema zur Abarbeitung wichtiger Schritte im Zuge der Aufklärung von Tötungsdelikten basiert auf seiner Ausarbeitung. Dieses Schema wird heute noch von der [[Kriminalpolizei]] angewendet.




'''Sonstiges'''
'''Sonstiges'''


In der Kriminalistik kann das [[Spurenbild]] gebildet werden. Dies zeigt die Tatumstände sowie die Beweislage auf.
In der Kriminalistik kann das [[Spur]]enbild gebildet werden. Dies zeigt die Tatumstände sowie die Beweislage auf.




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* Ingo Wirth (Hrsg.), Kriminalistik-Lexikon, 4. Auflage, Heidelberg 2011, Kriminalistik, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, ISBN 978-3-7832-0804-7
* Ingo Wirth (Hrsg.), Kriminalistik-Lexikon, 4. Auflage, Heidelberg 2011, Kriminalistik, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, ISBN 978-3-7832-0804-7
* [[Hans Gross (Kriminologe)|Hans Gross]] u. Friedrich Geerds (Bearbeiter): ''Handbuch der Kriminalistik - Wissenschaft und Praxis der Verbrechensbekämpfung. '' Band 1 und 2. Herrsching: Linzenzausgabe für Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Berlin: J. Schweitzer Verlag 1977 und 1978, ISBN 3-88199-264-2
* Hans Gross (Kriminologe) u. Friedrich Geerds (Bearbeiter): ''Handbuch der Kriminalistik - Wissenschaft und Praxis der Verbrechensbekämpfung. '' Band 1 und 2. Herrsching: Linzenzausgabe für Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Berlin: J. Schweitzer Verlag 1977 und 1978, ISBN 3-88199-264-2
* Andreas Maehly, Lars Strömberg: ''Chemical Criminalistics'' Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag, 1982, ISBN 3-540-10723-1
* Andreas Maehly, Lars Strömberg: ''Chemical Criminalistics'' Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag, 1982, ISBN 3-540-10723-1
* Peter Becker, ''Dem Täter auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminalistik.'' Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 2005
* Peter Becker, ''Dem Täter auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminalistik.'' Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 2005
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* [http://d-nb.info/810419971/04 Handbuch der Naturwissenschaftlichen Kriminalistik] von Klaus Dieter Pohl
* [http://d-nb.info/810419971/04 Handbuch der Naturwissenschaftlichen Kriminalistik] von Klaus Dieter Pohl


'''siehe auch'''
* [[Ausarbeitungen Kriminalpolizei]]
* [[Beweismittel]]
* [[Brandleiche]]
* [[Brandstiftung]]
* [[Brandursachenermittlung]]
* [[Brandmittelspürhund]]
* [[Forensik]]
* [[Gemeingefährliche Straftat]]
* [[Kriminalpolizei]]
* [[Kriminalistik]]
* [[Kriminalität]]
* [[Kriminaltechnik]]
* [[Kriminaltechnische Untersuchung]]
* [[Kriminalwissenschaften]]
* [[Kriminologe]]
* [[Kriminologie]]
* [[Locard’sche Regel]]
* [[Spur]]
* [[Spurensicherungskoffer]]
* [[Verdeckungstat]]
* '''[[Kriminalprävention]]'''
* [[Kriminalprävention - Ursprung und Bedeutung]]
* [[Sachbeweis]]
* [[Schutzpolizei]]
* [[Tatort]]




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[[Kategorie:Brandschutz]]
[[Kategorie:Einbruchschutz]]
[[Kategorie:Einbruchschutz]]
[[Kategorie:Recht]]
[[Kategorie:Recht]]

Aktuelle Version vom 12. November 2023, 12:05 Uhr

Spurenkunde ist in der Kriminalistik ein wichtiges Arbeitsgebiet.
Mögliche Spuren an einem Fenster nach einem Einbruch, gesichert vom Erkennungsdienst.
Foto: Joachim Löckener, KTU
Bohrlöcher eines Fensterbohrers
Foto: PGT
ein solcher (hier mit Gips ausgegossen) Schuheindruck kann ein Beweismittel sein, zur Klärung des Tathergang
Foto: Rainer Schwarz
Brandspuren in den Haaren sind ein Sachbeweis
Foto: Rainer Schwarz

Dieser Artikel beschreibt die Lehre von der Bekämpfung der Kriminalität.

Kriminalistik (aus lateinisch crimen Beschuldigung, Vergehen) ist die Lehre von den Mitteln und Methoden der Bekämpfung einzelner Straftaten und des Verbrechertums (der Kriminalität) durch vorbeugende (präventive) und strafverfolgende (repressive) Maßnahmen. Eingeschlossen sind die dazu erforderlichen, am Einzelfall orientierten, rechtlich zulässigen, allgemeinen und besonderen Methoden, Taktiken und Techniken.

Zielsetzung der Kriminalistik ist demnach das Ermitteln von forensischen (gerichtsfest) Beweisen über Straftaten bzw. die Abwehr von Verbrechensgefahren, z. B. eine Brandstiftung und das Verhindern von Straftaten.

Kriminalstrategie

Die Kriminalstrategie befasst sich mit der Planung des Vorgehens bei der allgemeinen Verbrechensbekämpfung. Darunter fallen auch Vorbeugungsmaßnahmen der Kriminalität und einzelner Straftaten. Die Zweckmäßigkeit hat sich dabei nach Recht und Gesetz zu richten.


Kriminaltaktik

Die Kriminaltaktik befasst sich mit dem planmäßigen und zweckmäßigen Vorgehen bei der Verbrechensbekämpfung. Hier ist besonders das ermittlungstaktische Vorgehen zu nennen, beispielsweise die Vernehmungstaktik.


Kriminaltechnik

Unter dem Begriff der Kriminaltechnik sind alle Erkenntnisse und Maßnahmen zusammengefasst, die sich mit der Anwendung und Nutzbarmachung wissenschaftlicher und empirischer Erkenntnisse im Hinblick auf kriminalistische Spuren beschäftigen. Hierzu gehören:


Kriminaldienstkunde

Die Kriminaldienstkunde gehört nur für die Sicherheitsorganisationen zum Bestandteil der Kriminalistik. Sie hat die in Verwaltungsanordnungen, Erlassen und Dienstanweisungen reglementierte Handhabung der kriminalpolizeilichen Mittel und die Regelung des Dienstbetriebes zum Gegenstand.


Abgrenzung zur Kriminologie

Kriminalistik muss als selbständige Disziplin von der Kriminologie abgegrenzt werden. Unter Kriminologie versteht man die Lehre von den Ursachen (Kriminalätiologie) und Erscheinungsformen (Kriminalphänomenologie) der Kriminalität. Beide Disziplinen können als Hilfswissenschaft der jeweils anderen gesehen werden.


Auswirkungen kriminalistischer und kriminologischer Erkenntnisse

Aus den Erkenntnissen von Kriminalistik und Kriminologie können sich neben den unmittelbaren Folgen für Verdächtige auch Einflüsse und Auswirkungen auf

  1. die Kriminalpolitik im Hinblick auf die Gestaltung des formellen und materiellen Strafrechts, des Strafvollzugsrechts und
  2. die Kriminalstrategie

ergeben.


Geschichte und Begriffsgeschichte

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein wurden die Begriffe Kriminalistik und Kriminalist in einem ganz anderen Sinne als heute verwendet: Als Kriminalistik galt die gesamte Materie des Strafrechts und der strafrechtlichen Grenzgebiete (z.B. der Kriminologie). In einem ähnlichen Sinne umfasste etwa die Zivilistik das gesamte Zivilrecht und die Rechtsgeschichte#Germanistik|Germanistik den gesamten Bereich des (gemeinen) deutschen Rechts (zum geisteswissenschaftlichen Begriff siehe Germanistik) , im Unterschied etwa zur Romanistik, die sich mit dem Römisches Recht beschäftigte (zum geisteswissenschaftlichen Begriff siehe Romanistik). Dieses Verständnis von Kriminalistik lag auch noch der Internationale Kriminalistische Vereinigung|Internationalen Kriminalistischen Vereinigung (IKV) zugrunde, die sich nicht mit Kriminalistik im heutigen Sinne, sondern mit Fragen des Strafrechts, der Kriminalpolitik und der Kriminologie beschäftigte.

Die Geschichte der Wissensbestände, Methoden und Strategien, die heute unter den Begriff der Kriminalistik fallen, geht weit vor den Ursprung des Begriffs des Wortes Kriminalistik zurück bis zu den ersten systematischen Versuchen der Ermittlung und Überführung von Straftätern. Für Peter Becker etwa beginnt die Vorgeschichte der Kriminalistik mit der Folter und der Verhörpsychologie. Mit der Gründung der Kriminalpolizei in verschiedenen europäischen Staaten entwickelte sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts die moderne Kriminalistik. Seit 1811 ermittelten am Berliner Criminalgericht Polizeibeamte in Verbrechensfällen. 1818 wurde in Frankreich die Sûreté gegründet. Ihr erster Direktor war der ehemalige Straftäter Eugène François Vidocq (1775-1857). 1829 gründete man in England die metropolitan Police (besser bekannt als "Scotland Yard").

Dem ersten modernen Kriminalisten Württembergs im Sinne des heutigen Sprachgebrauchs, dem Sulz am Neckar|Sulzer Oberamtmann Jacob Georg Schäffer (1745-1814), ging es nicht nur darum, Verbrechen aufzuklären: Er forschte sowohl nach ihren gesellschaftlichen Ursachen als auch nach den Gründen des Einzelnen.

Der Begründer der ersten Mordkommission in Deutschland, so wie sie heute bei vielen Polizeibehörden eingerichtet ist, war der Berliner Kriminalist Ernst Gennat (1880-1939). Das Schema zur Abarbeitung wichtiger Schritte im Zuge der Aufklärung von Tötungsdelikten basiert auf seiner Ausarbeitung. Dieses Schema wird heute noch von der Kriminalpolizei angewendet.


Sonstiges

In der Kriminalistik kann das Spurenbild gebildet werden. Dies zeigt die Tatumstände sowie die Beweislage auf.


Literatur

  • Ingo Wirth (Hrsg.), Kriminalistik-Lexikon, 4. Auflage, Heidelberg 2011, Kriminalistik, Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm GmbH, ISBN 978-3-7832-0804-7
  • Hans Gross (Kriminologe) u. Friedrich Geerds (Bearbeiter): Handbuch der Kriminalistik - Wissenschaft und Praxis der Verbrechensbekämpfung. Band 1 und 2. Herrsching: Linzenzausgabe für Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Berlin: J. Schweitzer Verlag 1977 und 1978, ISBN 3-88199-264-2
  • Andreas Maehly, Lars Strömberg: Chemical Criminalistics Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag, 1982, ISBN 3-540-10723-1
  • Peter Becker, Dem Täter auf der Spur. Eine Geschichte der Kriminalistik. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft, 2005
  • Rolf Ackermann et al.: Handbuch der Kriminalistik für Praxis und Ausbildung, 523 S., Boorberg, 2003, ISBN 3-415-03121-7
  • Robert Weihmann / Claus Peter Schuch, Kriminalistik (Kriminaltechnik, Studium, Führung, Praxis), 12. Auflage, Hilden 2011, ISBN 978-3-8011-0662-1
  • Gerhard Schmelz, Sozialistische Kriminalistik und Kriminologie in der DDR, Frankfurt/M 2010, ISBN 978-3-86676-146-9
  • Lothar Philipp: Einführung in die kriminalistische Denklehre. Zum Gebrauche für die gerichtliche und polizeiliche Praxis, für kriminalistische Lehrkurse und Polizeischulen, Berlin (Walter) 1927.
  • Manfred Lukaschewski: ´´Kompendium der Kriminalistik, Band I+II´´, Projekte-Verlag Halle 2012 u. 2013




siehe auch


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