Kriminalität: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff der '''Kriminalität''' (von [[Latein|lat.]] ''crimen'' „Beschuldigung, Anklage, Schuld, Verbrechen“) orientiert sich im Wesentlichen an der juristischen Definition der [[Straftat]]. Während sich die „Straftat“ oder der materielle [[Verbrechen]]sbegriff jedoch eher an dem individuellen Verhalten misst, werden mit „Kriminalität“ die Straftaten als Gesamtphänomen (Makrophänomen) bezeichnet.  
[[Datei:PKS Branddelikte.jpg|thumb|450px|Aufschlüsselung PKS Branddelikte]]
Der Begriff der '''Kriminalität''' (von lat. ''crimen'' „Beschuldigung, Anklage, Schuld, [[Verbrechen]]“) orientiert sich im Wesentlichen an der juristischen Definition der [[Straftat]]. Während sich die „Straftat“ oder der materielle [[Verbrechen]]sbegriff jedoch eher an dem individuellen Verhalten misst, werden mit „Kriminalität“ die Straftaten als Gesamtphänomen (Makrophänomen) bezeichnet.  
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[[Datei:StBA von 2017 - 2021.jpg|thumb|500px|Tote / Brandtote im Jahr von 2017 - 2021 durch: [[Explosion]]en, [[Rauch]], [[Feuer]], [[Flamme]]n.]]
[[Datei:Tote Rauch, Feuer, Flamme 20.4.23.jpg|thumb|500px|<br/>Quelle: [https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=1&levelid=1682025749284&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&code=23211-0001&auswahltext=&werteabruf=starten#abreadcrumb Statistisches Bundesamt]; GZ 520842 / 747869 v. 16.5.23 ]]




'''Definition und Abgrenzung'''
'''Definition und Abgrenzung'''
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Gemeint ist mit dem Begriff „[[Kriminalität]]“ nach herrschender Lehrmeinung nicht nur das von der [[Polizei]] als [[Straftat]] bewertete Verhalten sondern sämtliche Rechtsverletzungen von Tatbeständen.


Gemeint ist mit dem Begriff „Kriminalität“ nach herrschender Lehrmeinung nicht nur das von der [[Polizei]] als [[Straftat]] bewertete Verhalten sondern sämtliche Rechtsverletzungen von [[strafrecht]]lichen [[Tatbestand|Tatbeständen]].
In der kritischen Kriminologie hingegen wird, entsprechend der angeführten Doppeldeutigkeit des lateinischen Begriffs: Beschuldigen-Verbrechen, unter „Kriminalität“ die Gesamtheit der Aktionen und Interaktionen zwischen den für Rechtsetzung und -durchsetzung zuständigen Institutionen einerseits und den für Rechtsbruch verantwortlichen und von Rechtserleidung betroffenen Individuen andererseits verstanden.


In der [[Kritische Kriminologie|kritischen Kriminologie]] hingegen wird, entsprechend der angeführten Doppeldeutigkeit des lateinischen Begriffs: Beschuldigen-Verbrechen, unter „Kriminalität“ die Gesamtheit der Aktionen und Interaktionen zwischen den für Rechtsetzung und -durchsetzung zuständigen Institutionen einerseits und den für Rechtsbruch verantwortlichen und von Rechtserleidung betroffenen Individuen andererseits verstanden (siehe auch [[Etikettierungsansatz]]).
Kriminalität allerdings nur als Straftatbestand zu definieren, bagatellisiert diese zu einer Auseinandersetzung Einzelner mit dem Staat. Als Kriminalität wird daher jede Form eines Übergriffs auf Rechtsgüter einer anderen Person bezeichnet. Kriminalität gilt somit als der entscheidende Gegenspieler für das harmonische Zusammenleben von Personen, und ihrer Moral, innerhalb und außerhalb einer Gruppe, einer Gesellschaft, eines Volkes oder zwischen den Völkern.


Kriminalität allerdings nur als Straftatbestand zu definieren, bagatellisiert diese zu einer Auseinandersetzung Einzelner mit dem Staat. Als Kriminalität wird daher jede Form eines Übergriffs auf [[Rechtsgut|Rechtsgüter]] einer anderen Person bezeichnet. Kriminalität gilt somit als der entscheidende Gegenspieler für das harmonische Zusammenleben von Personen, und ihrer [[Moral]], innerhalb und außerhalb einer Gruppe, einer Gesellschaft, eines Volkes oder zwischen den Völkern.
Im Kern zwar bestimmt, bietet die Definition diffuse Konturen; häufig werden Fahrlässigkeitsdelikte nicht als Kriminalität bezeichnet, da der Täter hier ohne Vorsatz und damit nicht a priori kriminell handelt.


Im Kern zwar bestimmt, bietet die Definition diffuse Konturen; häufig werden [[Fahrlässigkeit]]sdelikte nicht als Kriminalität bezeichnet, da der Täter hier ohne [[Vorsatz]] und damit nicht [[a priori]] kriminell handelt.
Problematisch sind auch die Abgrenzungen zu den Begriffen „Delikt“, „Devianz“ oder „Delinquenz“, die teilweise synonym gebraucht werden, jedoch tatsächlich nicht kongruent sind.


Problematisch sind auch die Abgrenzungen zu den Begriffen „[[Delikt]]“, [[Devianz]]oder „[[Delinquenz]]“, die teilweise synonym gebraucht werden, jedoch tatsächlich nicht kongruent sind.
Der Begriff des Delikts orientiert sich in der Regel an der Begrifflichkeit der Straftat und taucht insbesondere im Kontext des Jugendstrafrechts häufiger auf. Er ist von der zivilrechtlichen Auffassung des Deliktsrechts scharf zu unterscheiden. Zudem wird er nicht als wertfreier, sondern als Begriff mit „negativer Konnotation“ verstanden. Die „Delinquenz“ ist aus der amerikanischen [[Kriminologie]] in den deutschen Sprachraum eingedrungen. Entweder wird er als Gegenstück zum „Delikt“ (bei Jugendlichen) gebraucht oder als Gegenstück zur Hellfeldkriminalität, dann ist mit Delinquenz die Kriminalität im Dunkelfeld gemeint. Hellfeld (Kriminologie)|Hellfeldkriminalität sind Straftaten, die durch öffentliche Kontrollorgane angezeigt werden, Dunkelfeld kriminalität ist Kriminalität, die nicht zur Anzeige gebracht wird (Dunkelziffer).


Der Begriff des Delikts orientiert sich in der Regel an der Begrifflichkeit der Straftat und taucht insbesondere im Kontext des [[Jugendstrafrecht]]s häufiger auf. Er ist von der zivilrechtlichen Auffassung des [[Deliktsrecht]]s scharf zu unterscheiden. Zudem wird er nicht als wertfreier, sondern als Begriff mit „negativer Konnotation“ verstanden. Die „Delinquenz“ ist aus der amerikanischen [[Kriminologie]] in den deutschen Sprachraum eingedrungen. Entweder wird er als Gegenstück zum „Delikt“ (bei Jugendlichen) gebraucht oder als Gegenstück zur Hellfeldkriminalität, dann ist mit Delinquenz die Kriminalität im Dunkelfeld gemeint. [[Hellfeld (Kriminologie)|Hellfeldkriminalität]] sind Straftaten, die durch öffentliche Kontrollorgane angezeigt werden, [[Dunkelfeld]]kriminalität ist Kriminalität, die nicht zur Anzeige gebracht wird ([[Dunkelziffer]]).
„Devianz“ schließlich ist nicht nur Kriminalität, sondern jedes normabweichende Verhalten. Sie schließt sowohl Ordnungswidrigkeiten als auch einfach unangepasstes soziales Verhalten ein.
 
„Devianz“ schließlich ist nicht nur Kriminalität, sondern jedes normabweichende Verhalten. Sie schließt sowohl [[Ordnungswidrigkeit]]en als auch einfach unangepasstes soziales Verhalten ein.




'''Ätiologie'''  
'''Ätiologie'''  


Da es sich um ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem handelt, suchte die [[Kriminologie]] jahrzehntelang nach einer gemeinhin akzeptierten Erklärung der Ursachen von Kriminalität. Dass Kriminalität in allen Altersgruppen, allen Sozialsystemen und an allen Orten zu finden ist („Ubiquitätsthese“), ist eine Annahme der herrschenden Meinung. Kriminalität ist hiernach auch unabhängig vom politischen System zu finden. Auch wenn in der Frühzeit der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] die Kriminalität als bürgerliches Überbleibsel des vorsozialistischen Systems angesehen wurde, war auch in den späten 1980er Jahren Kriminalität in jedem sozialistischem Staat zu finden.
Da es sich um ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem handelt, suchte die [[Kriminologie]] jahrzehntelang nach einer gemeinhin akzeptierten Erklärung der Ursachen von Kriminalität. Dass Kriminalität in allen Altersgruppen, allen Sozialsystemen und an allen Orten zu finden ist („Ubiquitätsthese“), ist eine Annahme der herrschenden Meinung. Kriminalität ist hiernach auch unabhängig vom politischen System zu finden. Auch wenn in der Frühzeit der Deutsche Demokratische Republik|DDR die Kriminalität als bürgerliches Überbleibsel des vorsozialistischen Systems angesehen wurde, war auch in den späten 1980er Jahren Kriminalität in jedem sozialistischem Staat zu finden.


Sowohl individuelle als auch Faktoren der Umgebung (z.B. die Anlage-Umwelt-Auffassung) werden herangezogen. Wirklich durchsetzen konnte sich bisher keine der vielen Theorien; sämtliche Theorien sind letztendlich inadäquat.
Sowohl individuelle als auch Faktoren der Umgebung (z.B. die Anlage-Umwelt-Auffassung) werden herangezogen. Wirklich durchsetzen konnte sich bisher keine der vielen Theorien; sämtliche Theorien sind letztendlich inadäquat.
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'''Praxis'''
'''Praxis'''


Während die Kriminologie nach Erklärungsansätzen sucht, bedient sich die [[Kriminalistik]] als Hilfswissenschaft technischer („forensischer“) Methoden zur Kriminalitätsbekämpfung (nicht [[Prävention]]!), das ist die Aufklärung von Straftaten. Mit den Aufgaben der Aufklärung sind in Deutschland die [[Staatsanwaltschaft]]en und deren Ermittlungsbeamte (vor allem Polizeivollzugsbeamte) aufgerufen. Neben den üblichen Methoden wird das Feld der Aufklärung immer stärker durch die Sachverständigen, nämlich Chemiker, Biologen, Physiker, Ingenieure, Psychologen und Mediziner überlassen, da nicht mehr nur allein durch die Auswertung von Zeugenaussagen die Aufklärung bewältigt werden kann, sondern umfangreiche Spurensicherungen Experten zur Auswertung benötigen.
Während die Kriminologie nach Erklärungsansätzen sucht, bedient sich die [[Kriminalistik]] als Hilfswissenschaft technischer („forensischer“) Methoden zur Kriminalitätsbekämpfung (nicht [[Prävention]]!), das ist die Aufklärung von [[Straftat]]en. Mit den Aufgaben der Aufklärung sind in Deutschland die [[Staatsanwaltschaft]]en und deren Ermittlungsbeamte (vor allem Polizeivollzugsbeamte) aufgerufen. Neben den üblichen Methoden wird das Feld der Aufklärung immer stärker durch die Sachverständigen, nämlich Chemiker, Biologen, Physiker, Ingenieure, Psychologen und Mediziner überlassen, da nicht mehr nur allein durch die Auswertung von Zeugenaussagen die Aufklärung bewältigt werden kann, sondern umfangreiche Spurensicherungen Experten zur Auswertung benötigen.


Insofern zeigt sich, dass der technische Fortschritt zunächst Kennzeichen der Kriminalität sind, später die Strafverfolgungsbehörden sich dem anpassen. Mit den revolutionären Entdeckungen der [[Daktyloskopie]] und der [[Polymerasekettenreaktion|PCR]] für die DNA-Analyse brach jeweils eine Euphorie aus, dass in Zukunft Kriminalität ausgelöscht werden würde, weil die Aufklärungsquoten auf 100 Prozent steigen würden. Diese Euphorien wurden stets getäuscht.
Insofern zeigt sich, dass der technische Fortschritt zunächst Kennzeichen der Kriminalität sind, später die Strafverfolgungsbehörden sich dem anpassen. Mit den revolutionären Entdeckungen der [[Daktyloskopie]] und der Polymerasekettenreaktion|PCR für die DNA-Analyse brach jeweils eine Euphorie aus, dass in Zukunft Kriminalität ausgelöscht werden würde, weil die Aufklärungsquoten auf 100 Prozent steigen würden. Diese Euphorien wurden stets getäuscht.




'''Begriff Massenkriminalität'''  
'''Begriff Massenkriminalität'''  


Oft wird der Begriff ''Massenkriminalität'' benutzt. Der Begriff ist wissenschaftlich umstritten, er sollte besser mit Alltagskriminalität bezeichnet werden. Mit Massenkriminalität bezeichnet man die statistisch am häufigsten vorkommenden Deliktfälle bei denen von der [[Organisierte Kriminalität|organisierten Kriminalität]] und der [[Schwerkriminalität]] / [[Gewaltkriminalität]] abgegrenzt wird.
Oft wird der Begriff ''Massenkriminalität'' benutzt. Der Begriff ist wissenschaftlich umstritten, er sollte besser mit Alltagskriminalität bezeichnet werden. Mit Massenkriminalität bezeichnet man die statistisch am häufigsten vorkommenden Deliktfälle bei denen von der Organisierte Kriminalität|organisierten Kriminalität und der Schwerkriminalität / Gewaltkriminalität abgegrenzt wird.
Es ist kennzeichnend, dass diese Straftaten sehr häufig auftreten und bei den Tätern eher als [[Bagatelle]] empfunden werden.
Es ist kennzeichnend, dass diese Straftaten sehr häufig auftreten und bei den Tätern eher als Bagatelle empfunden werden.
Dazu zählen vor allem:
Dazu zählen vor allem:
# [[Sachbeschädigung]]
# [[Sachbeschädigung]]
# [[Diebstahl]] (von/aus [[Kraftfahrzeug|Kfz]], [[Fahrraddiebstahl|Fahrräder]], [[Ladendiebstahl]])
# Diebstahl (von/aus Kraftfahrzeug|Kfz, Fahrraddiebstahl|Fahrräder, Ladendiebstahl)
# [[Leistungserschleichung]] (z.B. [[Beförderungserschleichung]], [[Entziehung elektrischer Energie|Stromdiebstahl]], [[Versicherungsbetrug]])
# Leistungserschleichung (z.B. Beförderungserschleichung, Entziehung elektrischer Energie|Stromdiebstahl, [[Versicherungsbetrug]])




'''Begriff Kleinkriminalität'''
'''Begriff Kleinkriminalität'''


Der Begriff ''Kleinkriminalität'' wird im allgemeinen Sprachgebrauch für eine minder schwere Form der Kriminalität benutzt. Der sogenannte ''Kleinkriminelle'' begeht also [[recht]]lich weniger schwerwiegende [[Delikt]]e, eben „[[Bagatelldelikt]]e“. Als Beispiele können Verstöße gegen die [[Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|Straßenverkehrsordnung]] und [[Urheberrechtsverletzung]]en gelten.
Der Begriff ''Kleinkriminalität'' wird im allgemeinen Sprachgebrauch für eine minder schwere Form der Kriminalität benutzt. Der sogenannte ''Kleinkriminelle'' begeht also [[recht]]lich weniger schwerwiegende Delikte, eben „Bagatelldelikte“. Als Beispiele können Verstöße gegen die Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|Straßenverkehrsordnung und Urheberrechtsverletzungen gelten.




'''Begriff Kavaliersdelikt'''  
'''Begriff Kavaliersdelikt'''  


Der Begriff [[Kavaliersdelikt]] wird für ordnungswidrige Handlungen, die von der [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] als nicht [[Ehre|ehrenrührig]] oder verwerflich angesehen werden, benutzt. Als Kavaliersdelikte werden häufig zu schnelles Fahren im [[Straßenverkehr]], Fahren über die rote [[Lichtzeichenanlage|Ampel]], Anfertigen von [[Raubkopie]]n, Steuerhinterziehung und [[Beförderungserschleichung|Schwarzfahren]] angesehen.
Der Begriff Kavaliersdelikt wird für ordnungswidrige Handlungen, die von der Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft als nicht Ehre|ehrenrührig oder verwerflich angesehen werden, benutzt. Als Kavaliersdelikte werden häufig zu schnelles Fahren im Straßenverkehr] Fahren über die rote Lichtzeichenanlage|Ampel, Anfertigen von Raubkopien, Steuerhinterziehung und Beförderungserschleichung|Schwarzfahren angesehen.




'''Statistik'''
'''Statistik'''


Kriminalität zu messen oder zu bewerten, erscheint schon deshalb schwierig, weil Vergleiche bei sozialen Massenphänomenen kaum möglich sind. Da eine Gesellschaft stets im Fluss ist, sind Schwankungen interpretativ kaum einzuordnen. Als gravierendstes Problem ist die Messung von Hellfeld und Dunkelfeld. Die Auswertung des Hellfeldes, das nur einen kleinen Ausschnitt der Kriminalität (die polizeilich registrierte Kriminalität) ausmacht, ist unproblematisch und erfolgt in der Regel durch die Analyse der [[Polizeiliche Kriminalstatistik (Deutschland)|Polizeilichen Kriminalstatistik]]. Im Vergleich zum Dunkelfeld müsste aber die Bereitschaft ermittelt werden, Anzeige zu erstatten. Ferner sind es stets Befragungen, Experimente oder Beobachtungen, die Auskunft über die mögliche Kriminalität im Bezugsgebiet machen. Diese werden dann, wenn die Erhebungen [[Statistik|statistisch]] valide, repräsentativ und [[Reliabilität|reliabel]] sind, [[Hochrechnung|hochgerechnet]].
Kriminalität zu messen oder zu bewerten, erscheint schon deshalb schwierig, weil Vergleiche bei sozialen Massenphänomenen kaum möglich sind. Da eine Gesellschaft stets im Fluss ist, sind Schwankungen interpretativ kaum einzuordnen. Als gravierendstes Problem ist die Messung von Hellfeld und Dunkelfeld. Die Auswertung des Hellfeldes, das nur einen kleinen Ausschnitt der Kriminalität (die polizeilich registrierte Kriminalität) ausmacht, ist unproblematisch und erfolgt in der Regel durch die Analyse der Polizeiliche Kriminalstatistik (Deutschland)|Polizeilichen Kriminalstatistik. Im Vergleich zum Dunkelfeld müsste aber die Bereitschaft ermittelt werden, Anzeige zu erstatten. Ferner sind es stets Befragungen, Experimente oder Beobachtungen, die Auskunft über die mögliche Kriminalität im Bezugsgebiet machen. Diese werden dann, wenn die Erhebungen Statistik|statistisch valide, repräsentativ und Reliabilität|reliabel sind, Hochrechnung|hochgerechnet.


Wegen dieser Unwägbarkeiten wird nicht selten bestritten, dass überhaupt vernünftige Aussagen zur Kriminalität getätigt werden können.
Wegen dieser Unwägbarkeiten wird nicht selten bestritten, dass überhaupt vernünftige Aussagen zur Kriminalität getätigt werden können.




'''Siehe auch:'''
'''Siehe auch:'''<br/>
<br/>
* [[Ausländerkriminalität]]
* [[Ausarbeitungen Kriminalpolizei]]
* [[Kriminalmuseum]]
* [[Brandursachenermittlung]]
* [[Die Tatortuntersuchung]]
* [[Fingerabdruck]]
* [[Forensik]]
* [[Kriminalprävention - Ursprung und Bedeutung]]<br/>
* [[Kriminaltechnik]]
* [[Kriminalität]]
* [[Kriminaltechnische Untersuchung]]
* [[Kriminalistik]]
* [[Kriminologie]]
* [[Kriminalpolizei]]
* [[Kriminalprävention]]
* [[Kriminalprävention]]
* [[Liste der Kriminologen]]
* [[Spur]]
* [[Umweltkriminalität]]
* [[Technische Formspuren]]
* [[Wirtschaftskriminalität]]
* [[Tatort]]
* [[Versicherungskriminalität]]


** [http://books.google.de/books?id=cD-NF8rFDysC&pg=PA103&lpg=PA103&dq=Kriminalistische+Brandursachenermittlung&source=bl&ots=XMF_zgaQ5-&sig=MGBQtVMezK4iOWH5LLfFiI6YjTQ&hl=de&sa=X&ei=lrEpVKCiIcbIyAPm34CACw&ved=0CCwQ6AEwAjgK#v=onepage&q=Kriminalistische%20Brandursachenermittlung&f=false Kriminalistik Lexikon] von Herrn '''Prof. Ingo Wirth'''


'''Literatur:'''
* [http://www.vkb.de/web/html/pk/service/schadenmeldung/sicherheit/publikationen/download/ Brandstiftung vorsätzlich – fahrlässig – zündeln. So können sie sich davor schützen]. Versicherungskammer Bayern, -24.03.2014


* Rolf Ackermann u.a.: ''Handbuch der Kriminalistik für Praxis und Ausbildung''. Boorberg, Stuttgart 2003, ISBN 3-415-03121-7.
* Helga Cremer-Schäfer, [[Heinz Steinert]]: ''Straflust und Repression. Zur Kritik der populistischen Kriminologie''. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 1998, ISBN 3-89691-431-6.
* Mary Gibson: ''Born to crime'' : Cesare Lombroso and the origins of biological criminology. Westport, Conn., Praeger, 2002, ISBN 0-275-97062-0
* Michael Matheus / Sigrid Schmitt (Hrsg.): ''Kriminalität und Gesellschaft in Spätmittelalter und Neuzeit'' (Mainzer Vorträge 8). Franz Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08281-6.
* Werner Riess: ''Apuleius und die Räuber''. Ein Beitrag zur historischen Kriminalitätsforschung, Heidelberger Althistorische Beiträge und Epigraphische Studien (HABES), Band 35, Stuttgart 2001. ISBN 978-3-515-07826-9
* Hans-Dieter Schwind: ''Kriminologie''. Kriminalistik-Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-7832-0033-1.




'''Weblinks'''


* [http://www.journascience.org/de/ Journascience.org (JSO)]. Sozialwissenschaftliches Informationsportal für Journalisten zum Thema Kriminalität
* [http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=13418&CategoryID=82 Unternehmen Unterwelt] von Valentin Landmann, Die Weltwoche 10/06
* [http://www.uni-konstanz.de/rtf/ki/ Konstanzer Inventar Kriminalitätsentwicklung]. Kriminologische und kriminalstatistische Informationen zur Struktur und Entwicklung der registrierten Kriminalität und der Sanktionspraxis in Deutschland  Kriminalstatistik, Kriminologische Links; Universität Konstanz
* [[Telepolis]]: [http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/18724/1.html Das Böse ist immer und überall] – Warum wir eine Zunahme der Kriminalität sehen, wo keine ist






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[[Kategorie:Recht]]
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[[Kategorie:Kriminalprävention]]
[[Kategorie:Kriminalpolizei]]

Aktuelle Version vom 27. Juni 2023, 14:15 Uhr

Aufschlüsselung PKS Branddelikte

Der Begriff der Kriminalität (von lat. crimen „Beschuldigung, Anklage, Schuld, Verbrechen“) orientiert sich im Wesentlichen an der juristischen Definition der Straftat. Während sich die „Straftat“ oder der materielle Verbrechensbegriff jedoch eher an dem individuellen Verhalten misst, werden mit „Kriminalität“ die Straftaten als Gesamtphänomen (Makrophänomen) bezeichnet.

Tote / Brandtote im Jahr von 2017 - 2021 durch: Explosionen, Rauch, Feuer, Flammen.

Quelle: Statistisches Bundesamt; GZ 520842 / 747869 v. 16.5.23


Definition und Abgrenzung
Gemeint ist mit dem Begriff „Kriminalität“ nach herrschender Lehrmeinung nicht nur das von der Polizei als Straftat bewertete Verhalten sondern sämtliche Rechtsverletzungen von Tatbeständen.

In der kritischen Kriminologie hingegen wird, entsprechend der angeführten Doppeldeutigkeit des lateinischen Begriffs: Beschuldigen-Verbrechen, unter „Kriminalität“ die Gesamtheit der Aktionen und Interaktionen zwischen den für Rechtsetzung und -durchsetzung zuständigen Institutionen einerseits und den für Rechtsbruch verantwortlichen und von Rechtserleidung betroffenen Individuen andererseits verstanden.

Kriminalität allerdings nur als Straftatbestand zu definieren, bagatellisiert diese zu einer Auseinandersetzung Einzelner mit dem Staat. Als Kriminalität wird daher jede Form eines Übergriffs auf Rechtsgüter einer anderen Person bezeichnet. Kriminalität gilt somit als der entscheidende Gegenspieler für das harmonische Zusammenleben von Personen, und ihrer Moral, innerhalb und außerhalb einer Gruppe, einer Gesellschaft, eines Volkes oder zwischen den Völkern.

Im Kern zwar bestimmt, bietet die Definition diffuse Konturen; häufig werden Fahrlässigkeitsdelikte nicht als Kriminalität bezeichnet, da der Täter hier ohne Vorsatz und damit nicht a priori kriminell handelt.

Problematisch sind auch die Abgrenzungen zu den Begriffen „Delikt“, „Devianz“ oder „Delinquenz“, die teilweise synonym gebraucht werden, jedoch tatsächlich nicht kongruent sind.

Der Begriff des Delikts orientiert sich in der Regel an der Begrifflichkeit der Straftat und taucht insbesondere im Kontext des Jugendstrafrechts häufiger auf. Er ist von der zivilrechtlichen Auffassung des Deliktsrechts scharf zu unterscheiden. Zudem wird er nicht als wertfreier, sondern als Begriff mit „negativer Konnotation“ verstanden. Die „Delinquenz“ ist aus der amerikanischen Kriminologie in den deutschen Sprachraum eingedrungen. Entweder wird er als Gegenstück zum „Delikt“ (bei Jugendlichen) gebraucht oder als Gegenstück zur Hellfeldkriminalität, dann ist mit Delinquenz die Kriminalität im Dunkelfeld gemeint. Hellfeld (Kriminologie)|Hellfeldkriminalität sind Straftaten, die durch öffentliche Kontrollorgane angezeigt werden, Dunkelfeld kriminalität ist Kriminalität, die nicht zur Anzeige gebracht wird (Dunkelziffer).

„Devianz“ schließlich ist nicht nur Kriminalität, sondern jedes normabweichende Verhalten. Sie schließt sowohl Ordnungswidrigkeiten als auch einfach unangepasstes soziales Verhalten ein.


Ätiologie

Da es sich um ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem handelt, suchte die Kriminologie jahrzehntelang nach einer gemeinhin akzeptierten Erklärung der Ursachen von Kriminalität. Dass Kriminalität in allen Altersgruppen, allen Sozialsystemen und an allen Orten zu finden ist („Ubiquitätsthese“), ist eine Annahme der herrschenden Meinung. Kriminalität ist hiernach auch unabhängig vom politischen System zu finden. Auch wenn in der Frühzeit der Deutsche Demokratische Republik|DDR die Kriminalität als bürgerliches Überbleibsel des vorsozialistischen Systems angesehen wurde, war auch in den späten 1980er Jahren Kriminalität in jedem sozialistischem Staat zu finden.

Sowohl individuelle als auch Faktoren der Umgebung (z.B. die Anlage-Umwelt-Auffassung) werden herangezogen. Wirklich durchsetzen konnte sich bisher keine der vielen Theorien; sämtliche Theorien sind letztendlich inadäquat.


Praxis

Während die Kriminologie nach Erklärungsansätzen sucht, bedient sich die Kriminalistik als Hilfswissenschaft technischer („forensischer“) Methoden zur Kriminalitätsbekämpfung (nicht Prävention!), das ist die Aufklärung von Straftaten. Mit den Aufgaben der Aufklärung sind in Deutschland die Staatsanwaltschaften und deren Ermittlungsbeamte (vor allem Polizeivollzugsbeamte) aufgerufen. Neben den üblichen Methoden wird das Feld der Aufklärung immer stärker durch die Sachverständigen, nämlich Chemiker, Biologen, Physiker, Ingenieure, Psychologen und Mediziner überlassen, da nicht mehr nur allein durch die Auswertung von Zeugenaussagen die Aufklärung bewältigt werden kann, sondern umfangreiche Spurensicherungen Experten zur Auswertung benötigen.

Insofern zeigt sich, dass der technische Fortschritt zunächst Kennzeichen der Kriminalität sind, später die Strafverfolgungsbehörden sich dem anpassen. Mit den revolutionären Entdeckungen der Daktyloskopie und der Polymerasekettenreaktion|PCR für die DNA-Analyse brach jeweils eine Euphorie aus, dass in Zukunft Kriminalität ausgelöscht werden würde, weil die Aufklärungsquoten auf 100 Prozent steigen würden. Diese Euphorien wurden stets getäuscht.


Begriff Massenkriminalität

Oft wird der Begriff Massenkriminalität benutzt. Der Begriff ist wissenschaftlich umstritten, er sollte besser mit Alltagskriminalität bezeichnet werden. Mit Massenkriminalität bezeichnet man die statistisch am häufigsten vorkommenden Deliktfälle bei denen von der Organisierte Kriminalität|organisierten Kriminalität und der Schwerkriminalität / Gewaltkriminalität abgegrenzt wird. Es ist kennzeichnend, dass diese Straftaten sehr häufig auftreten und bei den Tätern eher als Bagatelle empfunden werden. Dazu zählen vor allem:

  1. Sachbeschädigung
  2. Diebstahl (von/aus Kraftfahrzeug|Kfz, Fahrraddiebstahl|Fahrräder, Ladendiebstahl)
  3. Leistungserschleichung (z.B. Beförderungserschleichung, Entziehung elektrischer Energie|Stromdiebstahl, Versicherungsbetrug)


Begriff Kleinkriminalität

Der Begriff Kleinkriminalität wird im allgemeinen Sprachgebrauch für eine minder schwere Form der Kriminalität benutzt. Der sogenannte Kleinkriminelle begeht also rechtlich weniger schwerwiegende Delikte, eben „Bagatelldelikte“. Als Beispiele können Verstöße gegen die Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland)|Straßenverkehrsordnung und Urheberrechtsverletzungen gelten.


Begriff Kavaliersdelikt

Der Begriff Kavaliersdelikt wird für ordnungswidrige Handlungen, die von der Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft als nicht Ehre|ehrenrührig oder verwerflich angesehen werden, benutzt. Als Kavaliersdelikte werden häufig zu schnelles Fahren im Straßenverkehr] Fahren über die rote Lichtzeichenanlage|Ampel, Anfertigen von Raubkopien, Steuerhinterziehung und Beförderungserschleichung|Schwarzfahren angesehen.


Statistik

Kriminalität zu messen oder zu bewerten, erscheint schon deshalb schwierig, weil Vergleiche bei sozialen Massenphänomenen kaum möglich sind. Da eine Gesellschaft stets im Fluss ist, sind Schwankungen interpretativ kaum einzuordnen. Als gravierendstes Problem ist die Messung von Hellfeld und Dunkelfeld. Die Auswertung des Hellfeldes, das nur einen kleinen Ausschnitt der Kriminalität (die polizeilich registrierte Kriminalität) ausmacht, ist unproblematisch und erfolgt in der Regel durch die Analyse der Polizeiliche Kriminalstatistik (Deutschland)|Polizeilichen Kriminalstatistik. Im Vergleich zum Dunkelfeld müsste aber die Bereitschaft ermittelt werden, Anzeige zu erstatten. Ferner sind es stets Befragungen, Experimente oder Beobachtungen, die Auskunft über die mögliche Kriminalität im Bezugsgebiet machen. Diese werden dann, wenn die Erhebungen Statistik|statistisch valide, repräsentativ und Reliabilität|reliabel sind, Hochrechnung|hochgerechnet.

Wegen dieser Unwägbarkeiten wird nicht selten bestritten, dass überhaupt vernünftige Aussagen zur Kriminalität getätigt werden können.


Siehe auch:




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