Schlüssel

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das Zeitalter dieser Bartschlüssel ist vorbei
Foto: Rainer Schwarz

Ein Schlüssel ist ein Hilfsmittel zum Verschließen und Öffnen eines Schlosses, z. B. eines Türschlosses oder Vorhängeschlosses. Dazu wird meist der Schlüssel durch das Schlüsselloch in das Schloss eingeführt und dieses durch Drehung geöffnet. Schlüssel dienen dem Einbruchschutz und der Zutrittskontrolle.

Die historisch häufigste Form ist der Buntbartschlüssel. Sein Griff wird als Räute, Räude, Reite oder Reide bezeichnet. Diese konnte in früheren Zeiten reich verziert sein. Der die Verschlussvorrichtung erfassende, im Idealfall nur zu einem bestimmten Schloss passende Teil heißt Bart. Er ist an den Halm hart angelötet, mit ihm gegossen oder geschmiedet. Der Halm kann massiv (Volldorn) oder hohl (Hohldorn) ausgeführt sein. Um die Einschubtiefe des Schlüssels zu begrenzen, ist manchmal eine Verdickung am Halm (Gesenk, Ansatz) angebracht. Das alles soll gewährleisten, dass das entsprechende Schloss nur mit diesem oder einem baugleichen Schlüssel aufgeschlossen werden kann. Denn die Aufgabe eines Schloss-Schlüsselsystems ist der Schutz eines Raumes, eines Fahrzeuges oder anderer Gegenstände vor unbefugtem Betreten, Benutzen oder anderweitigem Zugriff.

Schlüssel bestanden anfangs aus Holz, später – wie heute fast ausschließlich – aus Metall. Sie sind meist mit einem Schlüsselring verbunden und häufig bilden mehrere Schlüssel so einen Schlüsselbund. Schlüssel, die für den bedarfsweisen Gebrauch durch mehrere berechtigte Personen gedacht sind, werden oft in einem Schlüsselkasten aufbewahrt.

das ist die Zukunft.
Mechanik und Elektronik.
Hier ein Produkt der Fa. Ikon Asssa Abloy



18.–19. Jahrhundert

Das 18. Und 19. Jahrhundert war der letzte Abschnitt des handgeschmiedeten Schlüssels. Durch die industrielle Revolution und die Vielzahl neuer Schlosskonstruktionen aus Amerika, welche mehr Sicherheit versprachen, wurden nur noch vereinzelt aufwendige Schlüssel von Hand hergestellt. Das Zunfthandwerk wurde durch die Manufaktur abgelöst, in der die Schlüssel serienmäßig hergestellt wurden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden zudem auch Schlossfabriken gegründet, in denen der Arbeitsprozess in einzelne Vorgänge gegliedert und Maschinen eingesetzt werden konnte. Um 1870 kam es so zu zahlreichen Neugründungen von Schlossfabriken, Schlüsselgießereien und Zuliefererbetrieben. Eine bedeutende Neuerung war beispielsweise das Tempergussverfahren bei dem das spröde Gusseisen durch lang andauernde Wärmebehandlung (mehrere Tage bei 800–900 °C glühen) zu schmiedefähigen Eisen wurde. Zudem konnten mehrere Schlüssel gleichzeitig gegossen und dann bearbeitet werden. Diese Verfahren war viel billiger und verdrängte so den handgeschmiedeten Schlüssel.

Vor allem zwischen 1770 und 1851 kamen viele Neuerungen auf, so wurden in dieser Zeit etwa 70 Modelle verschiedener Schösser und Schlüssel patentiert. Eines der ersten patentierten Schlösser war das von Robert Barron (Erfinder). Das Schloss wies zwei Zuhaltungen, also bewegliche Teile im Schlossgehäuse, welche beim Umdrehen des Schlüssels den Riegel freigeben, auf. Ein weiterer Pionier war zudem Jeremiah Chubb, welcher das Mehrzuhaltungschloss mit sechs Zuhaltungen erfand. Bei diesem Schloss gab es bereits über 100 000 Möglichkeiten die Zuhaltungen beiseite zu schieben. Zudem blockierte beim Einsatz eines Dietrichs ein Detektormechanismus die Zuhaltungen.

Es kam zudem zu einem regelrechten Wettbewerb zwischen Erfindern und Schlossknackern. Wem es gelang ein als sicher geltendes Schloss und Aufsicht zu knacken erwarteten hohe Geldpreise. Für Aufsehen sorgte hierbei vor allem C. Hubbs 1851. Er verkündete, dass er in der Lage sei, innerhalb von 30 min das als topsicher geltende, sogar bei der britischen Regierung als nicht zu kacken bekannte Chubb-Schloss zu öffnen. Vor einem speziellen Komitee konnte er dies beweisen: Er öffnete das Schloss innerhalb von 15 min und verschloss es in weiteren 7 min wieder. Daraufhin versuchte er sich am als nicht knackbar geltenden Brahman-Schloss. Er bekam hierfür vom Komitee 30 Tage Zeit, von denen er allerdings nur 10 für das Aufsperren des Schlosses benötigte. Seine Methode wurde als Hobb´sches Aufsperrverfahren bekannt und veröffentlicht. Dies sahen viele Einbrecher als wertvolle Tipps an, welche sie in die Praxis umsetzten.

Von den zahlreichen in dieser Zeit gemachten Erfindungen setzte sich allerdings nur das Schloss von Linus Yale durch, welches er 1844 erfunden hatte. Schlüssel und Schloss unterschieden sich erheblich von früheren Konstruktionen und waren zudem für die industrielle Produktion geeignet. Das Yale-Zylinderschloss wurde auf der Great Exhibition in London 1851 zunächst kaum beachtet, erst nachdem das Schloss von Yale´s Sohne Linus Yale 1864 verbessert wurde, gelang der Durchbruch. Beim Yale-Zylinderschloss sind Schließ- und Riegelkonstruktion getrennt. Der Schlüssel setzt hierbei Zylinder und diese den Riegel in Bewegung, wodurch der Schlüssel sehr klein und flach gehalten werden konnten und sich eine große Zahl möglicher Schließvarianten ergab. Bei älteren Schlüssel-Schloss-Mechanismen war stets der Riegel direkt vom Schlüssel bewegt worden.

Zur Präzisionsmechanik gesellte sich zudem noch die Mikroelektronik, welche beispielsweise im Schlüssel Kaba Nova eine bedeutende Rolle spielt. Dieser funktioniert durch ein Zusammenspiel von Mechanik und Mikroelektronik. In der Reide ist hierbei die Mikroelektronik mit gespeicherten Zugangscodes untergebracht, im Gesenk folgt das Kontaktfeld, welches die Verbindung zur in der Tür integrierten Elektronik herstellt. Der Bart des Kaba Nova hat zudem einen flachen Bart mit äußerst genauen Bohrungen und Fräsungen. Hierdurch ergeben sich über 25 Billionen Schließkombinationen.


Heutige Schlüssel: Sonderformen und Varianten

Generalschlüssel

Mit einem Generalschlüssel können mehrere verschiedene Schlösser entsperrt werden. Bezeichnet wird er auch als Hauptschlüssel, Zentralschlüssel oder Passepartout (von franz. lang|fr|passer ‚durchgehen‘ und lang|fr|partout ‚überall‘).
Der berechtigte Nutzer eines Schlüssels hat die Schlüsselgewalt inne.


Neubauschlüssel

Unter einem Neubauschlüssel versteht man ein Werkzeug, mit dem sich Türen ohne Beschlag und Klinke öffnen lassen.


Schlagschlüssel

Das nebenstehende Bild zeigt sogenannte Schlagschlüssel. Die Profilkerben sind alle einheitlich auf der tiefsten Stelle. Mit solchen Schlüsseln und einer besonderen Schlagtechnik kann man die meisten Schließzylinder öffnen. Schlüsseldienste haben üblicherweise solche Spezialschlüssel im Werkzeugkasten.


mechanische Schlüssel

Es gibt Buntbartschloss- und Zylinderschloss-Schlüssel. Tresorschlösser lassen sich zum Teil nur durch die Einführung von zwei oder mehr Schlüsseln, die jeweils verschiedene Personen besitzen, aufschließen. Damit ist bei der Öffnung der Tür kein Benutzer allein.

Ferner gibt es Bohrmuldenschlüssel bzw. Wendeschlüssel. Hier wird der Rohling seitlich unterschiedlich tief angebohrt, das Bohrbild ist auf beiden Seiten identisch – der Schlüssel schließt, egal wie man ihn in den Zylinder einführt.


besondere Autoschlüssel

Autoschlüssel (Zündschlüssel) sehen den gezackten Bartschlüsseln häufig ähnlich und sind meist von der Form her symmetrisch. Es existieren auch spezielle Schlüsselformen, wie zum Beispiel jene von Ford. Schlüssel von Renault haben vorne im Bart ein kleines Loch.


Berliner Schlüssel oder Durchsteckschlüssel

Der Berliner Schlüssel oder Durchsteckschlüssel ist ein Schlüssel mit zwei Bärten. Er wird eingesetzt, damit Hausbewohner dazu gezwungen werden, nach dem Betreten oder Verlassen des Hauses wieder abzuschließen. Man muss erst normal aufschließen und schiebt den Schlüssel dann durch das Schlüsselloch. Nachdem man dann von innen abgeschlossen hat, kann man den Schlüssel wieder abziehen. Das System wurde 1912 von dem Berliner Schlüsselmacher Johann Schweiger erfunden. Der Berliner Schlüssel war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitet, heute ist er jedoch kaum noch in Gebrauch.


elektronische Schlüssel

Neben mechanischen Schlüsseln gibt es auch Magnetkartenschlüssel bzw. elektronische oder elektromagnetische Systeme, zum Beispiel:

  • mit drahtlosem Sender (wie beim Autoschlüssel),
  • mit Fingerabdruck-Erkennung oder
  • mit RFID-Technik. Diese werden auch als Transponder bezeichnet. Diese Transponder gibt es als Karte oder Schlüsselanhänger oder in einem mechanischen Schlüssel integriert, wie es bei Autoschlüsseln mit integrierter Wegfahrsperre mittlerweile üblich ist.


kopieren von Schlüsseln

Schlüssel älterer Schließsysteme, sogenannte Bartschlüssel, wurden stets gemeinsam mit dem Schloss hergestellt. Nachschlüssel ließen sich durch Feilen einer weitgehend mit einer Vorlage identischen Kopie erzeugen. Fehlt die Vorlage, z. B. weil sie der Schlüsselinhaber nicht herausgegeben hat, ist es möglich, die Kopie anhand eines Abdruckes herzustellen, der von der Vorlage in weichen Ton, Knetmasse oder Gips gemacht wird. Die Kopie wird dann so lange befeilt und bearbeitet, bis der Nachschlüssel bequem in den Abdruck passt. Gibt es keinen Schlüssel (oder Abdruck des Schlüssels) mehr zu einem Schloss, kann die Anfertigung eines Schlüssels recht aufwendig sein, je nachdem wie kompliziert das Schloss konstruiert ist.

Einfache Bartschlüssel müssen aber allgemein nicht sehr passgenau sein, da in vielen älteren Schlössern der Bart allein durch seine Form, die sogenannte Schweifung, bestimmt, ob er in das Schloss passt; der Schließvorgang jedoch von der Form des Schlüssels weitgehend unabhängig funktioniert. Schlüssel mit den für einfache Zimmertürschlösser verbreiteten Schweifungen sind daher als fertige Ersatzteile erhältlich.

Heute lassen sich viele einfache Schlüssel, die großflächig bei Wohnungstüren oder Gebrauchsräumen verwendet werden, immer noch mit einer Vorlage kopieren, die in eine Maschine eingespannt und abgetastet wird, wobei die Information auf ein Werkzeug übertragen wird, das einen Werkstück|Rohling bearbeitet. Dienstleister bieten diese Arbeit preisgünstig an und benötigen wenige Minuten dafür, sofern die passenden Rohlinge vorrätig sind. Die oberen beiden Bilder zeigen solche Maschinen.

Modernere Schlüssel lassen sich nicht mehr auf diese Weise kopieren. Für ihre Herstellung werden entweder keine Rohlinge frei vertrieben oder man benötigt eine Kennziffer oder einen numerischen Code, der die nötigen Informationen zur Herstellung des Nachschlüssels enthält. Eine dazu passende Fräsmaschine zeigt das obere dritte Bild. Durch die Formatierung des Codes ist dieser nur im jeweils geltenden Schlüsselsystem (Typ oder Hersteller) brauchbar und lässt sich nicht auf andere Systeme oder Methoden übertragen. Der Code kann entweder eine Kennziffer eines vom Hersteller geheimgehaltenen Katalogs sein oder sich direkt auf Parameter des Schlüssels beziehen. So geben bei Schlüsseln, die bestimmte elektrische/leitende Eigenschaften haben oder in die Magnete implementiert sind, die Codes diese Eigenschaften an. Ohne Kenntnis des Katalogs oder der Bedeutung der kodierten Eigenschaften lässt sich auch im Besitz einer Vorlage nur sehr schwer bis überhaupt nicht ein Nachschlüssel erzeugen. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass Nachschlüssel mit modernen Kommunikationsmitteln bestellt werden müssen und per Post geliefert werden können.

Moderne Schlüsselsysteme bieten außerdem aufgrund der hohen Zahl der möglichen Schlüssel den Vorteil, dass durch Austauschen der Schließzylinder ein einzelner oder eine Teilmenge der umlaufenden Schlüssel unbrauchbar werden kann, die übrigen aber funktionsfähig bleiben. Die Hersteller bieten hier verschiedene Möglichkeiten an. Auch individuelle Schlüssel lassen sich erstellen, wobei angegeben werden kann, zu welchen Schlössern ein solcher Schlüssel passen darf. Man spricht dann von einer Schließanlage. Dieser Schließanlage ist eine Sicherungskarte beigelegt, mit der man unter Vorlage der Karte Nachschlüssel anfertigen lassen oder Erweiterungen der Schließanlage beauftragen kann.


Mehrfachschlösser

Bei diesen Systemen lässt sich die Tür nur dann öffnen, wenn zwei oder mehr Schlüssel gleichzeitig zur Anwendung kommen, um sicherzustellen, dass die Tür nur von mehreren anwesenden Schlüsselinhabern gemeinsam geöffnet werden kann. Entweder sind mehrere Schlösser in die Tür eingebaut oder ein Schloss enthält mehrere Schließzylinder. Dann sind auch Kombinationslösungen möglich, bei denen z. B. mindestens zwei von drei Schlüsseln zum Öffnen benötigt werden. Aufgrund der aufwendigen Anfertigung dieser Schlösser werden sie heute zunehmend von elektronischen Sicherungseinheiten mit Zugangscodes abgelöst. Aus traditionellen Gründen sind sie aber noch bei Tresoren oder bei besonders gesicherten Räumen gebräuchlich. Bei neueren Bauarten betätigen die Schlüssel den eigentlich mechanischen Schließvorgang nicht mehr, sondern werden nur noch erkannt und setzen dann eingebaute, elektronisch gesteuerte Automatismen in Gang, was die Vergabe der Schlüssel erleichtert und Maßnahmen im Falle eines Schlüsselverlusts vereinfacht. Einzelne Schlüssel oder ihre Besitzer lassen sich aus dem Kreis der Zugangsberechtigten zurückziehen, ohne Umbauten am Schließsystem vornehmen zu müssen. Auch lässt sich für jeden Schlüsselinhaber festlegen, ob er die Tür allein oder in Begleitung öffnen darf. Im Gegensatz zum Zugangscode bieten diese Systeme einen höheren Schutz gegen Weitergabe, im Gegensatz zur Magnetkarte sind sie schwerer kopierbar, nicht versehentlich löschbar und mechanisch unempfindlicher im täglichen Gebrauch.


siehe auch:


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